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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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20.10.2006
 

BILD lehrt Deutsch
Ein Test in 20 Fragen auf Bild online

Als Richter über falsch und richtig hat sich Prof. Krämer, Wirtschaftsinformatiker und Gründer des VDS, zur Verfügung gestellt.
Die Fragen beziehen sich zum Teil auf Literaturkenntnis, aber dagegen ist nichts einzuwenden, denn die Literatur, besonders die bekannten Zitate, ist gewissermaßen auch ein Teil der Sprache. Man setzt also Verse von Goethe und Schiller fort usw.
Kleine Fehler: Unter "Gemanistik" versteht man nicht nur das Studium der deutschen Sprache. Die Form "gewunken" kann nicht als falsch angesehen werden, wenn man nicht gerade auf Sick-Niveau urteilen will. "Wir sehen uns Weihnachten wieder" ist keineswegs die einzige richtige Ausdrucksweise, sondern "zu Weihnachten" und "an Weihnachten" sind ebenso richtig. Ich selbst gebrauche zum Beispiel, meiner Herkunft entsprechend, immer "zu Weihnachten" und habe den Test auch so ausgefüllt (obwohl mir schon etwas Tückisches schwante) und folglich nur 19 von 20 Punkten ereicht, was aber Kollege Krämer immer noch als "sehr gut" bewertet hat. Irgendwann wird er sich auch mit den "Lexikons" und dem Dativ nach "wegen" abfinden müssen.



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Kommentare zu »BILD lehrt Deutsch«
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Kommentar von rrbth, verfaßt am 02.11.2006 um 16.30 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=674#6627

Noch ein Test: www.br-online.de.

Mein Ergebnis:
72% falsch, 28% richtig.

So, wie das Quiz formuliert ist, scheint es nicht gerade (nur) von einem Befürworter zu stammen.

redi
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 22.10.2006 um 19.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=674#6494

Noch ein (spekulativer) Gedanke zum Dativ nach wegen: Welche Rolle spielt dabei das Genus? Bei Feminina sind im Singular Genitiv und Dativ nicht unterscheidbar, das korrekte wegen der läßt sich leicht als Dativ deuten, und diese Deutung wird bei Maskulina und Neutra durchgehalten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.10.2006 um 06.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=674#6198

Die Sprachratgeber verzeichnen ganz richtig, daß in besonderen Fällen auch der Dativ nach "wegen" selbst in gehobener Schriftsprache nicht als falsch angesehen werden kann: "wegen mancherlei Vorfällen", "wegen meines Bruders neuem Ball". Es ist eben alles ein bißchen komplizierter, als Sick, Krämer und BILD es sich träumen lassen.
 
 

Kommentar von Martin Gerdes, verfaßt am 21.10.2006 um 02.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=674#6125

Bild-Niveau halt. Immerhin gilt man – so man alle Fragen beantwortet wie gewünscht – als "Immer noch sehr gut."
 
 

Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 20.10.2006 um 18.20 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=674#5963

Für die heute im Singular alternativ Genitiv oder Dativ regierenden Präpositionen wie wegen gilt im Plural der Dativ allerdings immer noch als merkmalhaft bzw. leicht umgangssprachlich. Man vergleiche: wegen den krummen Wegen und wegen der krummen Wege. So ist sie halt, die deutsche Grammatik auf dem Wege.
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 20.10.2006 um 14.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=674#5961

Daß demzufolge immer noch ein Wort sein soll, ist mir ganz unverständlich, da doch das große Wörterzerhacken der Reformer liebstes Spiel war. Dementsprechend wird hier ja auch gefragt "Was folgt im Hoch-deutschen dem Wort wegen?"
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 20.10.2006 um 13.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=674#5960

Wes Brot ich eß, des Küh‘ ich hüt ist stark! Muß man sich merken.
 
 

Kommentar von Ballistol, verfaßt am 20.10.2006 um 12.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=674#5959

Nun, es heißt ja auch immer öfter "der Virus". So ist das halt in den Gefilden des Halbwissens.

Ich habe den Test gerade unter meinem Künstlernamen "Kerstin Güthert" ausgefüllt und vier Punkte erzielt. Vielleicht bringt's ja was.
 
 

Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 20.10.2006 um 12.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=674#5957

Mit Rechtschreibtests sind seinerzeit ja auch die Reformer durch die Lande gefahren, um gestützt auf deren Ergebnisse, die Notwendigkeit einer radikalen Reform zu begründen. Bei diesen Test schnitten übrigens die Deutsch als Zweitsprache Kennenden generell deutlich besser ab als Muttersprachler.

Wenn gewunken von den Wissenden als falsch angesehen wird, stimmt das bedenklich. Sagt man heute also: "Wir haben ihnen zum Abschied gewinkt" oder so? Mit Orthographie hat die Auseinandersetzung darüber allerdings nichts zu tun, genausowenig wie die über Lexikons oder Lexika. Im Fall differenter Pluralbildung tritt meist schnell semantische Differenzierung ein (die Sprachgebrauchsgeschichte zeigt es). So könnten etwa Linguisten weiterhin von den Lexika verschiedener (vielleicht sogar unterschiedlicher?) Ethnolekte handeln und der Rest (die gewissermaßen Unwissenden) davon, in welchen Lexikons sie nachgeschaut haben, um etwas zu prüfen.

In von den Wissenden verfaßten Texten muß man sich inzwischen schon (in beiden Funktionen) daran gewöhnen, daß Linguisten schreiben: "Der (evtl. seinen Namen nicht verdienende) Korpus gab nichts her".

Daß im heutigen deutschen Lexikon mehrere nominale Adverbialbestimmungen im reinen Kausus oder mit evtl. zur Auswahl stehenden Präpositionen gleichberechtigt (d.h. ohne klare stilistische usw. Qualifikatoren) in regionaler Präferenz nebeneinander stehen, sollte sich ja inzwischen herumgesprochen haben. Auch das hat nichts mit Orthographie zu tun.

Ganz heilsam kann es allerdings sein oder werden, wenn gelegentlich des Reformdesasters auch das Sprachbewußtsein oder gar die Sprachbewußtheit der heutigen Sprecher des Deutschen dank mangelnder Gegenstandsdifferenzierung oder Gegenstandsvermischung immer wieder mit angesprochen wird.
 
 

Kommentar von T.P., verfaßt am 20.10.2006 um 12.20 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=674#5956

Das hätte ich mir nicht träumen lassen, daß WK meine Leistungen einmal als sehr gut bewerten würde ... An Weihnachten bin ich auch gescheitert, außerdem bin ich auf die schnelle an der Unterscheidung von mir/mich gescheitert. Ich dachte, das kommt bei mich nicht vor ... Gestutzt habe ich bei der Frage, wie man "neuerdings" das Wort "demzufolge" schreibt. Hat man das früher anders geschrieben? Das muß aber dann schon 200 Jahre her sein.
 
 

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