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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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30.06.2006
 

Deutsche Einheit
Zur zweiten amtlichen Revision der Rechtschreibreform

Die zweite amtliche Revision der Rechtschreibreform wird die Verwirrung an den Schulen auf einen neuen Gipfel treiben.
Das beweist schon der neue Wahrig. In dieser Lage ist die Absicht der Zeitungsunternehmen, mit Hilfe der Duden-Empfehlungen wieder "Einheitlichkeit" herzustellen, an sich zu loben, doch hat die angestrebte Einheitsschreibung mit der Schulwirklichkeit nichts mehr zu tun und erst nicht mit den Wünschen der Zeitungsleser, die leider wieder nicht gefragt werden. Auch ist Einheitlichkeit zwar ein hoher, aber nicht der höchste Wert. Die Sprachrichtigkeit geht vor. Das hat auch der Vorsitzende des Rechtschreibrates gelegentlich versichert, ohne sich allerdings daran zu halten. Keine Variantenfreudigkeit führt daran vorbei, daß "heute Abend" oder "Diät leben" grammatisch falsch sind; hier gibt es kein Ausweichen, die Zeitungen müssen tatsächlich so schreiben, wenn sie mit der verordneten Staatsorthographie übereinstimmen wollen. Die Zeitungen wollen sich ein Allerweltswort wie "jedesmal" verbieten lassen und nur noch "jedes Mal" schreiben - um der Einheitlichkeit willen, die durch den Mutwillen einer winzigen Gruppe von Reformeiferern zerstört wurde. Man wird sehen, ob auch die FAZ es wagt, ihre Leser mit "deplatziert" zu quälen. Anlaß zur Hoffnung besteht nicht, schließlich hat sie es schon einmal ein Jahr lang getan.
Die Zeitungen werden durch die Reformschreibung keinen Leser hinzugewinnen, ein paar verlieren und sehr viele verärgern. Wie sehr all dies zur allgemeinen Verdrossenheit beiträgt, läßt sich kaum ermessen. Das Ansehen der Politiker dürfte noch weiter sinken, die Vermutung allgemeiner Verfilzung mit Lobbyisten stärker werden. Wir wissen ja auch nicht, was bei Axel Springer dahintersteckt, nur eins ist sicher: Döpfner kann unmöglich selbst an die fadenscheinigen Begründungen glauben, die er seit Monaten herumschickt.
Im zeitigen Frühjahr haben sich die Verlage von Zehetmair beschwatzen lassen, der ebenso wenig wie sie selbst wußte, wie die Neuregelung nach der dritten Revision nun eigentlich aussieht. Man hat also die Katze im Sack gekauft - aber was ist dafür bezahlt worden? Die Duden-Zusage, rechtzeitig mit einer erträglichen Empfehlungsliteratur und -software auf dem Markt zu sein, lag schon vor. Darüber hinaus aber nur die Versicherung des Reform-Reisenden, daß "80 Prozent" (oder so ähnlich) des Anstößigen nun beseitigt seien.



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Kommentare zu »Deutsche Einheit«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.10.2015 um 05.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#30161

Danke für den Hinweis! Schlink habe ich nicht gelesen, nur ein paar Rezensionen; die Inhaltsangaben haben mich abgeschreckt. Schlink war Pflichtlektüre in den Schulen, daher gibt es Dutzende von "Lektürehilfen" oder wie diese Hefte heißen. Das ist Gymnasialstoff, die Hauptschüler lesen "Die Welle" oder "Damals war es Friedrich", alles hochpädagogisch.

Mit der Zeit erkennt man, daß es nur eine begrenzte Zahl von Versatzstücken gibt, mit denen sich "Ernst" erzeugen läßt (KZ zum Beispiel), über die verpönte bloße Unterhaltung hinaus.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 30.09.2015 um 16.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#30154

Er zählte auch Schlinks Schmonzette Der Vorleser zu den »25 Büchern, die jeder Deutsche gelesen haben muß«. Das allein disqualifiziert ihn als Literaturkritiker.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2015 um 06.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#30145

Der gerade verstorbene Hellmuth Karasek hat sich auf verschiedene Weise in den Dienst der Rechtschreibreform gestellt, durch Beiträge zu Propagandaschriften und durch Verspottung der Reformgegner.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2014 um 15.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#26760

Mitteldeutsche Zeitung 13.09.14

Haseloff warnt vor Verarmung der deutschen Sprache

Das Goethe-Theater in Bad Lauchstädt (BILD: MZ)
Von Michael Bertram
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff warnt während einer Podiumsdiskussion im Goethe-Theater in Bad Lauchstädt vor einer Verarmung der sprachlichen Vielfalt und blickt auch kritisch auf die Rechtschreibreformen.
Bad Lauchstädt/MZ. 
Am Tag der deutschen Sprache hat Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) vor einer Verarmung der sprachlichen Vielfalt gewarnt. Bei einer Podiumsdiskussion im Goethe-Theater in Bad Lauchstädt erklärte der Landesvater am Samstag angesichts neuerer und sprachlich vereinfachter Ausgaben klassischer Werke, dass man die Originale wie etwa Gottfried Kellers Novelle „Kleider machen Leute“ nicht zu stark vereinfachen dürfe, nur um sich jüngeren Zielgruppen anzubiedern. „Es muss möglich sein, den Faust auch noch in 20 bis 30 Jahren im Original zu lesen und zu verstehen, sonst sind wir am Ende“, sagte Haseloff.
Diskussionspartner und Literaturkritiker Hellmuth Karasek sieht die sprachlichen Veränderungen in Klassikern pragmatischer. „Was macht man dann mit Schülern, die die Texte einfach nicht verstehen oder Menschen, die sagen, dass sie dann eben nicht mehr ins Theater gehen?“, fragte Karasek. Es sei eben ein Problem, dass sich die Sprache ständig verändert. Karasek verwies auf die Engländer und Shakespeare, der auf der Insel immer seltener aufgeführt werde. „Weil man ihn heutzutage einfach nicht mehr versteht.“
Mit Blick auf die Rechtschreibreformen meinte der Regierungschef, dass sich Deutschland als Kulturnation nicht mit jeder Neuerung einen Gefallen getan hat. „Wir müssen die Schönheit der deutschen Sprache stärker pflegen“, forderte Haseloff.


-

Die üblichen Krokodilstränen von einem "Landesvater", der keinen Finger rühren würde, den eingestandenen Fehler rückgängig zu machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2006 um 17.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4773

Auf meine Anfrage wegen der Übergangsfristen antwortet die Schulabteilung der KMK am 13.7.2006 per Mail:
"Der Beschluss von 2006 muss im Zusammenhang mit dem Beschluss von 2005 gesehen werden. Damals wurde für einige Teilbereiche die Übergangsfrist zum 31.07.2005 beendet, in anderen sollte im Hinblick auf noch ausstehende Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung Toleranz gegenüber abweichenden Schreibweisen geübt werden. Der Beschluss von 2006 setzt die mittlerweile vorliegenden Empfehlungen des Rats um und legt fest, dass die im Beschluss von 2005 enthaltene Toleranz für abweichende Schreibweisen am 31.07.2007 endet. Im Übrigen verweise ich auf die Erlasse der Länder."

Ich füge hinzu, daß der Beschluß vom 2.3.2006 keine solchen Klauseln und Verweise enthält. Kann irgend jemand noch erklären, welche Übergangsfristen für welche Regeln nun gelten?
 
 

Kommentar von Kaiser Günter, verfaßt am 03.07.2006 um 16.13 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4566

"WWF sucht Flusspaten" titelte der Kurier unlängst.
Der Spaten und die Gartenarbeit. Aha.Flußpaten.
sp signalisiert Einheit, ßp hingegen Getrenntheit.
Herr Ickler:#4542 " aus rein linguistischer Sicht nicht so schlimm ......
...nur ein bißchen schlechter als Adelung...."
Was heißt hier AUS REIN LINGUISTISCHER SICHT??
I can't afterfullpull this.
Mi dispiace.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.07.2006 um 15.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4552

Die Revision der RSR wird bekanntlich weder im Bundesanzeiger noch in den Amtsblättern der Kultusministerien veröffentlicht. Es wird nur auf die herunterladbare Datei vom Rechtschreibrat verwiesen und allenfalls eine knappe Übersicht über die Änderungen gegeben. So auch im hessischen Amtsblatt. Der Erlaß selbst (vom 18. Mai 2006) kann heruntergeladen werden. Er "erledigt", wie es heißt, den Erlaß vom 14. Juli 2005. Das bedeutet also, daß es nach zehn Monaten schon wieder eine neue Rechtschreibung gibt.

Im erläuternden Text dazu wird wieder und wieder zur Beschwichtigung der Lehrer gesagt, daß die bisherigen Reformschreibweisen gültig bleiben. Allerdings muß der Verfasser (Stillemunkes vermutlich) dann doch zugeben, daß einiges sich erheblich ändert. Und sehr beruhigend klingt es auch nicht, daß es bei der Zusammenschreibung von Verben mit Partikeln bleibt, daß sich aber die Liste der Partikeln geändert habe ...


"Künftig kann man in privaten Briefen das Anredepronomen du/ihr und die entsprechenden Possessivpronomina auch großschreiben."

Was geht den Staat die Schreibweise in "privaten Briefen" an?


"Adjektive und Substantive in festen Verbindungen
Hier geht es nur um die Fälle, bei denen es sich nicht um Eigennamen handelt. Es bleibt bei der Kleinschreibung des Adjektivs, also das neue Jahr, das autogene Training, die höhere Mathematik. Bisherige Schreibweisen bleiben gültig. Jedoch ist die Großschreibung zulässig, wenn diese Verbindung eine neue idiomatisierte Bedeutung hat, also z. B. das schwarze/Schwarze Brett, der blaue/Blaue Brief."

Aber das ist praktisch immer der Fall, weil die "feste Verbindung" gerade wegen der besonderen Bedeutung fest geworden ist. Die höhere Mathematik ist auch nicht einfach höher als eine andere usw.

Ministerielle Erlasse, die sich um Einzelheiten bestimmter Schreibweisen kümmern, sind eine Textsorte ganz eigener Art. Sie wirken fremd innerhalb des sonstigen Amtsblatt-Stoffs, und man hat beim Lesen das leise Gefühl, daß irgend etwas nicht ganz stimmt in diesem unserem Lande.

Übrigens haben die Schulbuchverlage sich beeilt, zur Revision die Übungen bereitzustellen. In einem Arbeitsheft von Westermann/Schroedel/Diesterweg werden die Kinder zuerst aufgefordert, eine Postkarte zu schreiben und den Lückentext mit klein geschriebenen Anredeformen auszufüllen. Dann folgt die Aufforderung: "Schreibe die Postkarte noch einmal auf. Schreibe diesmal die Anredepronomen groß. - Wie gefällt dir die Postkarte besser? Wenn die Pronomen du, dein usw. klein- oder großgeschrieben sind? Warum?"

(Man beachte, daß die Verfasser die Pronomina immer klein schreiben! Dadurch soll wohl den Kindern dies als das Normale eingebleut werden.)
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 02.07.2006 um 13.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4551

Überall und nirgends

Prof. Ickler meinte wohl nur, daß ich mich in der Schweiz etwas auskenne. Auch kann ich dank glücklicher Fügung Schweizer Schwierigkeiten mit dem ß sozusagen live beobachten...
 
 

Kommentar von j.k., verfaßt am 02.07.2006 um 12.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4550

Daß die Jugend sich größtenteils nicht um die Orthographie kümmert, mag auch stimmen. Aber was ich noch loswerden will: Wenn ich im Internet in Foren etc. schreibe, dann passiert es jetzt immer öfters, daß ich von Gleichaltrigen oder noch von Jüngeren angesprochen und auf meine "Fehler" hingewiesen werde. Und Fehler sind für sie "daß", "muß", "Schluß" etc.

Die Jugend ist dieser Heyseschen s-Schreibung verfallen, vollkommen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 02.07.2006 um 09.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4543

kratzbaum hat aber auch einmal geschrieben: "Als Bewohner des Grenzgebietes komme ich gelegentlich in die Niederlande." Er könnte also auch in Flandern, Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen residieren ...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.07.2006 um 05.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4542

kratzbaum hat ja schon mehrmals durchblicken lassen, daß er in der Schweiz zu Hause ist; daraus erklärt sich eine gewisse Unempfindlichkeit gegen Heyse. In seiner Abneigung gegen den Oktroi läßt er sich aber nicht übertreffen. Auch ich habe ja schon mehrmals gesagt, daß ich Heyse aus rein linguistischer Sicht nicht schlimm finde, nur ein bißchen schlechter als Adelung. Trotzdem werde ich die FAZ abbestellen, selbst wenn sie nichts weiter übernimmt als Heyse. Mich stört der Ungeist, das Kriechen vor DIESEN Kultusministern und ihrer verlogenen Propaganda, eben der Gesslerhut (den ich aus Respekt vor den Eidgenossen dieses eine Mal mit ss schreibe).
 
 

Kommentar von GL, verfaßt am 01.07.2006 um 20.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4540

j.k. am 01.07.2006 um 13.21 an W.L.

Der Ton macht die Musik, auch im Umgang mit der Sprache!
j.k., ersparen Sie mir weitere Misstöne. Anstand und Sachlichkeit in diesem Forum wären auch für Sie kein Luxus.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 01.07.2006 um 20.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4539

Die im folgenden wiedergegebene Glosse ist mir neulich beim Durchblättern einer Provinzzeitung aufgefallen ("Pforzheimer Kurier", eine Lokalausgabe der "Badischen Neuesten Nachrichten"). Sie zeigt die Möglichkeiten und Grenzen lokaljournalistischer Renitenz.


Immer obenauf

So mancher knöpft sich bei sommerlichen Temperaturen das Hemd oben auf,
und falls seine Schuhe nicht unten durch sind, darf er sich trotzdem getrost obenauf fühlen. Das ist so selbstverständlich, dass man sich wundert, warum die Sparkasse Pforzheim Calw und der Landkreis Calw jetzt eigens eine Initiative unter dem Motto "Oben auf statt unten durch" starten und "Vertreter der Politik, der Wirtschaft und der Gesellschaft als Partner für die Realisierung dieses ehrgeizigen Projektes" - so der Text der Presseeinladung zur Auftaktveranstaltung -­ gewinnen wollen.

Bei näherem Hinschauen zeigt sich jedoch, dass hier nicht eine neue Kleiderordnung für Banker durchgesetzt werden soll, woran schon die Liste der eingeladenen Referenten zweifeln ließ. Da finden sich mehrere Professoren, darunter einer für Kriminologie, ein ehemaliger Minister für Wissenschaft und Kunst und sogar ein amtierender baden-württembergischer Ministerpräsident. Ihnen allen liegt eines am Herzen: die Förderung der Jugend durch außerschulische kulturelle und musische Betätigung, damit sie, denn das ist offensichtlich gemeint, "obenauf" ist, statt untendurch zu gehen oder gar, schlimmer noch, unten durch zu sein.

"Oben auf" wäre eigentlich nur ein Fall reformbedingter Trümmerschreibung unter unzähligen, ein Beispiel mehr für die Übererfüllung des Plansolls an Getrenntschreibungen, das desto weniger der Rede wert ist, als dergleichen mitsamt der zugehörigen fehlerträchtigen amtlichen Norm demnächst wieder verschwinden dürfte. Doch da ist noch der zweite Teil des Mottos. Er lautet "Bildung sichert unsere Zukunft". Hoffentlich. Etwas weniger gallig ausgedrückt: Wir wünschen den Initiatoren, dass sie immer auf der Höhe ihres Anspruchs bleiben ­- obenauf eben. Auch wenn ihnen manchmal etwas untendurch geht.

Lukas Platte
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 01.07.2006 um 18.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4538

Was die Schüler aus der Rechtschreibreform lernen können:
• Es gibt in der Schule Tabu-Bereiche (wie die Rechtschreibung), die nicht kritisch hinterfragt werden dürfen.
• Es kommt überhaupt nicht auf höchstmögliche Qualität an, sondern auf die genaue Einhaltung von Vorschriften.
• Die Pessefreiheit findet ihre Grenzen dort, wo die Regierung dies gerade für notwendig erachtet; nach ihrer Meinung besteht die Verantwortung der Medien darin, die Schüler nicht durch die Ausübung der Pressefreiheit zu gefährden, dazu fordert sie die Kooperation aller Nachrichtenmedien zum Schutze der Schüler.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 01.07.2006 um 17.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4537

Danke – da hat mir mein Browser einen Streich gespielt, ich habe immer nur die alte Fassung der Seite vor mir gehabt.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 01.07.2006 um 17.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4536

Der "Sprachreport" findet sich auf www.rechtschreibrat.com unter "Aktuelles" als letzter Eintrag vom 30. Juni.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 01.07.2006 um 17.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4534

Lieber Herr Ickler, auf welcher Seite genau haben Sie denn den „Sprachreport“ gesehen? Ich finde ihn auf den Ratsseiten nicht.
 
 

Kommentar von j.k., verfaßt am 01.07.2006 um 16.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4533

@ kratzbaum

Ich bin direkt erstaunt, daß Sie die Heysesche s-Schreibung eher als belanglos hinnehmen. Mag sein, vielleicht sind Sie ja kein Freund von Fraktur. Aber finden Sie nicht, daß es den Lesefluß und den Spaß am Lesen stört, wenn man lesen muß: "Dass die Umsatzsteuer-Erhöhung kommen musste, wussten wir alle", oder: "Dass das Messergebnis falsch sein kann, lässt sich nicht ausschließen".
Ich finde das mindestens so störend wie ein: "Im Übrigen kann ..."

Die GKS und die GZS sind ja wenigstens schon angerührt worden, wenngleich nur mit Samthandschuhen. Bin ja schon auf den neuen "DUDEN" gespannt, der sich ja damit preist: "Der neue Duden mit der endgültigen und offiziellen neuen Rechtschreibung". Ein guter Witz ist er allemal, unser Duden. Nur hier wären wir wieder beim Pessimismus: Das gemeine Volk stört das herzlich wenig.

Aber wenn Sie die Heysesche s-Schreibung als direkte Nebensächlichkeit sehen, ist das so. Kann ich auch nichts machen. ;-)
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 01.07.2006 um 16.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4532

Verehrter j.k., erstens finde ich es ganz gut, daß hier mal "gejammert" wird. Zweitens sind gerade die von Ihnen herangezogenen Beispiele "gräulich" und "Flussschifffahrt" in meinen Augen beinahe Belanglosigkeiten, allenfalls faule Witze. Groß- und Kleinschreibung, Getrennt - und Zusammenschreibung sind die Steine des Anstoßes. Dazu vielleicht noch die Trennungen mit dem Hackebeilchen. Gämsen, Stängel und Tollpatsche können ruhig im Kuriositätenkabinett bleiben, schon deswegen, weil sie die ganze Dämlichkeit der Reformer so wunderbar belegen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2006 um 16.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4531

Vom Rechtschreibrat (www.rechtschreibrat.com) kann man sich jetzt die Sonderausgabe des "Sprachreport" herunterladen, die ja im KMK-Beschluß angekündigt worden war. Außerdem teilt Frau Güthert mit, daß aus der Reise nach Wien nichts wird: die Septembersitzung des Rates findet schlicht in München statt.
 
 

Kommentar von j.k., verfaßt am 01.07.2006 um 16.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4530

@ kratzbaum:

>>"Es müßte doch auch einem Pessimisten wie j.k. zu denken geben, daß die Geschichte der Reform von immer weitergehender Rückkehr zur herkömmlichen Schreibung geprägt ist."<<

Sicherlich, sicherlich. Ich bekomme das mit und finde es gut. Aber mehr als ein paar Leckerli wird uns da nicht zugeworfen, als wären wir Hunde, um uns zufriedenzustellen. Die zentralen Punkte aber bleiben unangetastet. Was kümmert es mich, ob ich "High Society", "Highsociety" oder "High-Society" schreibe, wenn doch die "Flussschifffahrt" in ihrer ganzen "Gräulichkeit" bleibt.

Und das sind eben die zentralen Punkte der Reform. Wie Herr Ickler ja schon oftmals selbst gesagt hat, dürfen diese aus Prestigegründen nicht aufgegeben werden von den Reformern. DAS ist ja eben der springende Punkt. Als Frakturliebhaber ist ja das Hauptproblem für mich die Heysesche ß-Schreibung. Und die ist eben ein so zentraler Punkt, der nie aufgegeben werden wird von den Reformern.

So, das ist mal kein von Ihnen so bezeichneter "Jammerbeitrag", sondern schlichte Konversation. Gegen die haben Sie ja wohl nichts einzuwenden, so hoffe ich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2006 um 15.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4529

Wie ein erster Blick von Torsten Harmsen (Berliner Zeitung) in den neuen Duden zeigt, wird z. B. bei Fremdwörtern die klassische Schreibweise bevorzugt, und statt des falsch hergeleiteten, mutwillig (d. h. ohne Grund in der Sprachentwicklung) eingeführten "aufwändig" wieder "aufwendig" empfohlen, das außerdem durch Reihenbildung als besonders regelmäßig besticht. Es wird so kommen, daß diese Dudenempfehlung sich durchsetzt, und bald wird man "aufwändig" überhaupt nicht mehr antreffen. Insofern kann man mit dem gegenwärtigen Procedere eigentlich zufrieden sein. Wenn nicht ein unangenehmer Rest bliebe. Aber wie ich höre (konnte es bloß noch nicht nachprüfen), weigert sich z. B. die NZZ weiterhin, "gräulich" zu schreiben, wenn sie "greulich" meint. Das wäre auch ein Weg für deutsche Zeitungen, die peinlichsten Sachen abzuschütteln.
Ich finde den eingeschlagenen Weg nicht gut, sondern kläglich, abgesehen von den geistigen und materiellen Kosten. Die Zeitungen bieten ein Bild des Versagens, und ich werde keine von ihnen länger lesen, weil mich die tägliche Bekundung der Unterwürfigkeit (unter solche Politiker!) über die Maßen ekelt. Aber es ist besser als gar nichts. Die Sprache kommt vielleicht allmählich wieder in Ordnung, aber die "Moral" nicht. Döpfners bekannter Brief ("Staatsräson") vom Frühjahr 2006 sollte in die Geschichtsbücher aufgenommen werden.
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 01.07.2006 um 15.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4528

Weder "das Volk" noch "die Schüler" sind verläßliche Auskunftsquellen in bezug auf die Ausbreitung der neuen Rechtschreibung. Das Volk hat schon immer irgendwie geschrieben, die Schüler haben gar keine Wahl mangels Vergleichsmöglichkeiten. Dazu müßte ja die reformierte Schreibung versus traditionelle zum Unterrichtsgegenstand gemacht werden, was meines Wissens kaum je der Fall ist. Das Urteil über die Reform wird in ihrer Anwendung durch berufsmäßige Schreiber gesprochen. Es müßte doch auch einem Pessimisten wie j.k. zu denken geben, daß die Geschichte der Reform von immer weitergehender Rückkehr zur herkömmlichen Schreibung geprägt ist. Allein dies ist schon ein unwiderleglicher Ausweis ihres Scheiterns. Die Reform ist tot - schon lange. Jetzt muß sie nur noch beerdigt werden. Prof. Ickler hat es ausgesprochen: Sobald das Herumpfuschen aufgehört hat, wird die Sprache ganz von selbst wieder ihren angestammten Gang gehen. Sie hat auch, was wir Beobachter leider nicht haben: alle Zeit der Welt. In einigen Jahrzehnten wird der Reformunfug nicht mehr als eine kleine Turbulenz im ewigen Strom der Sprache gewesen sein.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 01.07.2006 um 14.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4527

--> jms u.a. Seien wir doch nicht so häßlich zu j.k. Vielleicht versucht er ja nur, sich als advocatus diaboli nützlich zu machen. Zumindest verdanken wir ihm eine interessante Denksportaufgabe (Wolfram Metz und W.L. haben sie bereits skizziert): Was treibt jemanden, der offensichtlich zentrale Annahmen der Reform über die Natur ihres Gegenstandes teilt, dazu, Reformgegner zu seiner Sorte von Realismus überreden zu wollen? Von Psychologie verstehe ich nicht genug, um eine Erklärung wie "Gemeinsam jammert's sich schöner" befriedigend finden zu können.
 
 

Kommentar von Jens Stock, verfaßt am 01.07.2006 um 14.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4526

Die meisten Schüler schreiben, wie gerade der Wind weht. Wenn sie im Mathematikbuch „Differenzialrechnung“ lesen, dann schreiben sie selbst „Differenzialrechnung“. Wenn sie aber (am selben Tag) im Physikbuch „Differentialrechnung“ lesen, dann schreiben sie eben „Differentialrechnung“.

Mag dieses Beispiel auch eher nebensächlich erscheinen, es steht doch stellvertretend für viele. Ich behaupte, die allermeisten Schüler haben keine gefestigte Rechtschreibung, sondern praktizieren ein Durcheinander. Sobald sie in den Schulbüchern etwas anderes finden, ahmen sie es nach – oder kümmern sich um das Ganze wenig bis gar nicht. Von abgefahrenen Zügen kann überhaupt keine Rede sein.

Im übrigen schreiben sehr viele Schüler weder „daß“ noch „dass“, sondern grundsätzlich „das“. Das sollten wir nicht ganz außer acht lassen ...
 
 

Kommentar von j.k., verfaßt am 01.07.2006 um 13.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4525

jms, Sie vertragen wohl die Realität nicht sonderlich gut, was?
 
 

Kommentar von jms, verfaßt am 01.07.2006 um 13.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4524

j.k. verhält sich wie ein Baby, das vergeblich nach der Mutterbrust schreit. Möge er ein kleines bißches Einsehen haben, daß er auf diesen Seiten nun mal nicht gestillt werden kann und sich anderswo einen Busen suchen.
 
 

Kommentar von j.k., verfaßt am 01.07.2006 um 13.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4523

@ Karin Pfeiffer-Stolz:

>>"An j.k.: Die jungen Leute schreiben nicht reformiert. Sie schreiben chaotisch."<<

Da haben Sie (leider) völlig recht. Gehen Sie aber hinaus und fragen ebendiese Jugend, ob sie es wünschen, wieder zur bewährten Rechtschreibung zurückzukehren, um wieder Ordnung zu schaffen und weil sie besser sei. Sie werden unter 100 Schülern nicht fünf zusammenbringen, die zurückkehren möchten.

Dann fragen Sie noch mal 100 andere Schüler, welche Schreibung sie bevorzugen: "dass" oder "daß". Da werden sie nicht zwei finden, die "daß" wählen.
 
 

Kommentar von Karin Pfeiffer-Stolz, verfaßt am 01.07.2006 um 13.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4522

Exakt. Das Lernmaterial an Schulen ist eine einzige Katastrophe. Es ist nicht nur untauglich, um die Reformschreibung (was immer das ist) einzuüben, es ist auch untauglich, überhaupt zu rituellen Schreibgewohnheiten zu kommen. Methodisch waren die meisten Orthographiekurse der Schule immer schon bedenklich (d oder t usw., nur abfragen, Lückenfüllen, nicht einschleifen und nachahmen); heute sind sie zusätzlich grottenfalsch, weil die Verfasser selbst nicht mehr richtig schreiben können.
Ich warte auf meine Stunde ...

An j.k.: Die jungen Leute schreiben nicht reformiert. Sie schreiben chaotisch.
 
 

Kommentar von j.k., verfaßt am 01.07.2006 um 13.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4521

@ W.L.:

>>"Die »alte« Rechtschreibung, der j.k. nachweint, werden wir wohl nicht wieder bekommen, aber für eine gute neue, die der »alten« zum Verwechseln ähnlich sehen dürfte, stehen die Voraussetzungen nicht schlecht"<<

Aha, eine neue "alte". Toll. Es kann keine neue "alte" geben, die der wirklichen bewährten zum Verwechseln ähnlich sieht. Dazu bedürfte es nämlich eine Änderung in den grundlegenden Fragen à la "dass", "Schiffahrt" und "Stengel".


>>"Aber zuerst einmal müssen die sich in ihr eigenes Werk verhedderten Protagonisten der Reform von der Bildfläche verschwinden - es braucht also Zeit."<<

Genau. Sie müßten erst einmal verschwinden, und das dauert Zeit, Zeit, die wir nicht haben. Vor allem: Vielleicht würde es dann sogar so, daß keine erneute Reform angestrebt wird, weil man sich daran erinnert, wie sehr diese in die Hose gegangen ist. Man weiß ja nie.
 
 

Kommentar von j.k., verfaßt am 01.07.2006 um 13.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4520

@ Kai Lindner:

>>"Wir sind nicht so dumm, als daß wir nicht wüßten, wo wir stehen."<<

Und warum tun Sie dann immer so, als würde schon wieder alles werden. Sie selbst sagen ja, daß keiner weiß, wie die Situation in 50 Jahren aussehen wird.
 
 

Kommentar von W.L., verfaßt am 01.07.2006 um 13.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4519

»Das Herumwurschteln der Leute mit irgendwelchen irgendwie verstandenen Versionen der Reform ist bei weitem nicht so interessant, wie j.k. meint.«

Das hat nicht j.k. gemeint, sondern ich. Es mag sprachwissenschaftlich nicht relevant sein, aber als Beobachtungsfeld finde ich es schon interessant, denn aus diesem Herumwurschteln wird sich ja irgendwann die Spreu vom Weizen trennen, sofern Weizen dabei ist. Der Unsinn, der dabei produziert wird, hat ja auch seinen Unterhaltungswert und bleibt der Nachwelt als sprachhistorisches Kuriosum erhalten. Das alles steht in engem Zusammenhang mit den Aufräumungsarbeiten, muß ihnen wohl oder übel voraus oder mit ihnen einher gehen.

Die »alte« Rechtschreibung, der j.k. nachweint, werden wir wohl nicht wieder bekommen, aber für eine gute neue, die der »alten« zum Verwechseln ähnlich sehen dürfte, stehen die Voraussetzungen nicht schlecht, weil die verfahrene Situation jetzt tatsächlich nach einer wirklich guten Lösung schreit. Aber zuerst einmal müssen die in ihr eigenes Werk verhedderten Protagonisten der Reform von der Bildfläche verschwinden - es braucht also Zeit.
 
 

Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 01.07.2006 um 13.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4518

Bei dieser Gelegenheit entschuldige ich mich gleich für die vielen Rechtschreibfehler, die ich (nicht nur im vergangenen "Posting") gemacht habe ;-)
Aber ich wünschte mir für die Zukunft von "Sprachforschung.Org" wirklich einen besseren Editor – ohne diese verflixt kleinen und zudem noch serifenlosen Buchstaben.

[Hinweise der Redaktion: Probieren Sie es mal mit einem anderen Browser, oder stellen Sie eine andere Schriftgröße ein, oder schreiben Sie, wenn es sich um einen längeren Beitrag handelt, den Text in einem anderen Editor.]
 
 

Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 01.07.2006 um 13.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4517

Vorweg: Jeder ordentliche OTF Zeichensatz hat dank Unicode ein Anlaut-S. Gegebenenfalls kostet solch ein Zeichensatz etwas Geld ;-)

Zum Thema...

Jedem seine eigene Meinung... aber wie wir in fünfzig Jahren schreiben werden, das weiß keiner. Vielleicht erlebt das ß ein großes "Revival". Vielleicht gibt es dann gar kein ß mehr. Vielleicht erlebt sogar die ganze bewährte Rechtschreibung eine Wiederkehr. Vielleicht übernehmen die Ultrakonservativen die Macht und wir schreiben wieder Fraktur... So what... ?

Ein Wort zu den Reformvernarrten Schülern... lassen Sie die Schüler erst einmal vier oder fünf politische Reformen überstehen... und dann sehen wir, wie sehr sie noch in Reformen vernarrten sind – oder ob sie einfach nur blockieren aus purer Lust an der Blockade.
Ich sehe die Rechtschreibungen meiner kleinen Nichten (3. und 5. Klasse) und kann nur den Kopf schütteln und mich wundern – die neuschrieb "Lesehilfen" strotzen vor Fehlern und Dummheiten... ich bemühe mich sowohl die bewährte, als auch die Reformschreibung zu verstehen... und ich erkenne, daß die Lernmaterialien absolut untauglich sind. Die Schüler werden die Schulen verlassen... aber sie beherrschen dann weder die bewährte, noch die neue Rechtschreibung.

Und zuletzt...
Auf diesem Board diskutieren an der Schriftsprache interessierte Personen – manche mehr, manche weniger Qualifiziert. Keiner von uns ist ein "Kämpfer", der vom Verfassungsschutz kontrolliert werden müßte. Und weil dem so ist, lassen wir den Dingen ihren Lauf. Und es ist doch wohl erlaubt, die Finger in die unzähligen Wunden der Reform zu legen.

Lieber J.K. – seien Sie in Ihrer Kritik Konstruktiv... oder seien Sie einfach nur Ruhig. Wir sind nicht so dumm, als daß wir nicht wüßten, wo wir stehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2006 um 12.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4516

Das Herumwurschteln der Leute mit irgendwelchen irgendwie verstandenen Versionen der Reform ist bei weitem nicht so interessant, wie j.k. meint. Es ist ja keine wirkliche "Sprachentwicklung", hat auch nichts mit den vor der Reform beobachtbaren Entwicklungstendenzen zu tun, sondern man muß warten, bis die Schriftsprache sich so weit beruhigt hat, daß sie gewissermaßen in das Flußbett der jahrhundertelangen Entwicklung zurückgekehrt ist. Die Entwicklung einer Stadt geht ja gewissermaßen auch erst weiter, wenn die Trümmer des Krieges weggeräumt sind; das Aufräumen selbst ist noch keine Entwicklung, sondern gehört unter Müllbeseitigung.
Was mich betrifft, so stellt sich die Frage "aufgeben oder nicht?" eigentlich nicht, sondern es geht darum, der Wahrheit die Ehre zu geben und, solange es etwas zu kommentieren gibt, das Notwendige auszusprechen. Sonst ist die Welt nicht in Ordnung, um es mal etwas pathetisch auszudrücken.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.07.2006 um 12.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4515

Werter j.k.,

Ihr Standpunkt ist glasklar. Aber wenn Sie wirklich so realistisch sind, wie Sie schreiben, müßte Ihnen doch längst klar sein, daß Sie hier niemanden umstimmen können. Warum ziehen Sie daraus nicht die Konsequenz?
 
 

Kommentar von j.k., verfaßt am 01.07.2006 um 12.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4514

Dessenungeachtet schreiben Sie alle auch immer das gleiche: "Es wird schon, die Menschen kommen zu Vernunft, die Reform wird kippen" usw. Weshalb müssen Sie uns mit diesem Zeugs beglücken? Das sind alles haltlose, subjektive Zukunftsvorausschauen.

Sehen Sie der Tatsache ins Auge.
 
 

Kommentar von j.k., verfaßt am 01.07.2006 um 12.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4513

Warum ich meine, Sie damit beglücken zu müssen? Weil ich nicht glauben kann, daß Sie nach zehn Jahren des Versagens noch immer an ein Wunder glauben. Erwachsene, gebildete Menschen glauben ernsthaft an Wunder.

Sie können machen, was Sie wollen: die bewährte Rechtschreibung ist ein für allemal tot. Dem "dass" gehört die Zukunft. Das müssen Sie doch einsehen nach zehn Jahren erfolglosem Kampf und stetig schlechter werdender Bedingungen.
 
 

Kommentar von W.L., verfaßt am 01.07.2006 um 12.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4512

Und nun meine Frage an Sie: Warum meinen Sie, uns mit Ihren pessimistischen Betrachtungen hier beglücken zu müssen? Sollen wir Ihnen jetzt alle zustimmen und erklären: jk ist unter uns der einzige Realist, wir sehen es ein: er hat recht, jetzt sogar Recht – wir hören auf!?

Oder wollen Sie getröstet werden?

Was Sie für Realismus halten, ist Ihre ganz persönliche Einschätzung der Dinge, und die haben Sie hier oft genug kundgetan. Wir alle wissen jetzt: j.k. hält alle Bemühungen, gegen die Reform zu kämpfen, für sinnlos.

Die Konsequenz daraus wäre normalerweise, daß j.k. sich aus dem Gefecht zurückzieht und sich an den Diskussionen nicht mehr beteiligt.

Das würde ich mir jedenfalls als letzte solidarische Leistung von j.k. wünschen.
 
 

Kommentar von j.k., verfaßt am 01.07.2006 um 12.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4510

Das ist kein Gejammer, das sind Fakten!

Ja, die Rechtschreibreform ist mißlungen. Frage: Wen kümmert's? Anscheinend kümmert es zu wenige Menschen.

Die Jugend ist reformvernarrt, das sehe ich jeden Tag. Die Erwachsenen stellen langsam aber sicher um.
Ja, die Rechtschreibung ist uneinheitlicher denn je. Aber weiterhin: Niemanden kümmert's wirklich, denn würde es jemanden kümmern, wäre die Sache schon grundlegend anders.


Wir zählen also vier Fakten zusammen:
1. Die Jugend lernt die Reformorthographie und findet sie überwiegend gut.

2. Die Erwachsenen im Volke wenden sie nun auch immer öfters an, egal was sie von ihr halten.

3. Die Zeitungen etc. schreiben zum Großteil nun reformiert, wenngleich auch da sehr uneinheitlich und sogar mit durchaus kreativen Eigenschreibungen.

4. Es ist den Reformgegnern die letzten zehn Jahre nicht gelungen, die Reform zum Zusammenbrechen zu bringen.


Und nun die Frage an Sie: Warum sollte es künftig klappen? Weil der Leser einheitlich lesen will? Wollte er das etwa die letzten zehn Jahre nicht? Abgesehen davon ist es dem "BILD"-Leser wohl ohnehin egal, wie seine Zeitung schreibt, denn Niveau kann man bei der "BILD" ja wohl ohnehin nicht finden.


Glauben Sie mir, ich bin keiner, der aufgibt, wenn man gewinnen kann - aber ich halte auch nicht bis zu meinem Lebensende an sinnlosen Kämpfen fest.
Als Springer etc. auf bewährte Schreibung umstellten und es zweitweise wirklich so aussah, als könnte die Reform zugrunde gehen, da hatte ich noch sprühenden Optimismus.

Aber nun ist der vorbei, von der Realität eingeholt. Glauben Sie von mir aus, daß Sie Millionen reformliebenden Schülern ihre Reform wegnehmen können. Glauben Sie ruhig, daß die Politiker, die die Reform so sehr schätzen, ihre Positionen aufgeben oder ersetzt werden. Glauben Sie, daß die stetig sinkende Zahl der Schreiber der bewährten Orthographie wie durch ein Wunder wieder wächst.

Ich glaube nicht an Wunder, sondern an Fakten. Und die sprechen gegen uns.

Das ist kein Pessimismus, das ist purer Realismus.
 
 

Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 01.07.2006 um 11.48 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4509

j.k.: „Haben Sie es noch immer nicht aufgegeben? Usw.“ –

Dieses Geflenne ist unerträglich! Kann jemand seinen Pessimismus nicht mit sich alleine austragen, anstatt damit andere, die anders motiviert sind als er, damit zu belästigen? Offenbar fällt das schwer, dabei könnte man auch dies durchaus als einen Fall betrachten, wo „Idiotie über die Vernunft“ siegt.

Ob „durch“ oder „gültig“ – die neue Rechtschreibung ist mißlungen und sie wird sich deshalb nie wirklich durchsetzen oder gar bewähren. Warum soll die „bewährte“ Rechtschreibung „tot“ sein? Die deutsche Schriftsprache – auf die kommt es doch an – ist alles andere als tot, sie ist allerdings an einigen empfindlichen Stellen beschädigt und ihre vor der Reform weitgehend vorhandene Einheitlichkeit ist gestört worden. Was ist die „bewährte“ Rechtschreibung überhaupt? Die Diskussionen auf dieser Seite haben doch gezeigt, daß darüber, abgesehen von der ss/ß-Schreibung, ziemlich unterschiedliche Vorstellungen bestehen.

Die Entwicklung der deutschen Orthographie ist jetzt, nachdem die Reform rein formal mit aller Gewalt und gegen jeden Sachverstand durchgesetzt wurde, vielleicht sogar interessanter denn jemals. Sie läßt sich nämlich, wie wir gelernt haben, nicht regeln, sondern nur beobachten und beschreiben (auch insofern, als sie regelhafte Eigenschaften hat). Man kann ja schon fast im Wochenabstand beobachten, wie sie sich in jüngster Zeit verändert. Das geht in unterschiedliche Richtungen: in übertriebene und falsch verstandene Auslegung der „neuen Regeln“ (durch die Luft flogen Aprikosen und Tomaten große Hagelkörner), in die Erfindung neuer Schreibweisen durch den Rechtschreibrat bzw. die Wörterbuchverlage (die Blumen sprechenlassen, die Muskeln spielenlassen), in die Flucht zu „wieder erlaubten“ Schreibweisen der früheren Praxis (Schweiz und Springer) – und der Beibehaltung der unreformierten Orthographie in den anspruchsvolleren Publikationen. Was in der Schule gelehrt wird, spielt dabei nur eine nebengeordnete Rolle, zumal künftig kaum noch jemand mit gesicherten Orthographiekenntnissen unsere Schulen verlassen wird. Wo sollten sowohl die Lehrer als erst recht auch Schüler die denn herhaben?

In der Praxis werden wegen dieser unterschiedlichen Einflüsse auf das individuelle Schreibverhalten sehr viele unterschiedliche Schreibweisen die Regel sein (die Bedeutung der Korrekturprogramme sollte man nicht überschätzen; sie erzeugen neue Fehler und Unsicherheiten, und wer einen vernünftigen Text schreiben will – und nur solche sind doch für die ernsthafte Beschäftigung mit der Orthographie interessant) –, wird sich niemals auf sie verlassen.

Die jetzige Unsicherheit wird kein Dauerzustand bleiben, denn sie ist für alle, die lesen und schreiben, unbefriedigend. Die deutsche Rechtschreibung wird deshalb auf jeden Fall wieder eine Gestalt annehmen, die sich längerfristig „bewähren“ und sinnvoll und auf natürliche Weise wandeln kann. Welche Gestalt das sein wird und wie schnell dieser Prozeß abläuft, das hängt ganz wesentlich von einer qualifizierten und unnachgiebigen Kritik an der Rechtschreibreform und an deren Folgeschäden ab, aber auch von einer ehrlichen, nostalgiefreien Bemühung um konstruktive Wege aus der verfahrenen Situation. Das darf man nicht den von wem auch immer ernannten Rechtschreibfunktionären überlassen. Deshalb ist eine Unterstützung der Arbeit von Professor Ickler und anderer kompetenter, ausschließlich an der wissenschaftlichen Qualität der Rechtschreibung interessierter Sprachwissenschaftler durch alle Reformgegner weiterhin von größter Wichtigkeit.

Jeremiaden gehören an die Klagemauer, nicht auf die Seite „Schrift & Rede“!
 
 

Kommentar von j.k., verfaßt am 01.07.2006 um 10.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4508

Haben Sie es noch immer nicht aufgegeben? Irgendwann könnte man meinen, erkennt der Mensch, daß es sinnlos ist weiterzumachen. Ich weiß ja nicht, ob die Meldungen an Ihnen spurlos vorbeigezogen sind, aber fast alle Zeitungsverlage schreiben ab 1. August (wieder) reformiert. Millionen von Schülern haben "dass" gelernt und finden diese Schreibung tatsächlich logischer und besser! Millionen von Schülern werden diese Schreibung lernen.

Das ist z. B. der große Unterschied zu Österreich im 19. Jahrhundert. Damals galt dort zwar auch in den Schulen die Heysesche s-Schreibung, aber jeder wendete nach Schulabschluß wieder die Adelungsche s-Schreibung an, das Gros der Zeitungsverlage schrieb Adelungsch usw. Heute ist das grundlegend anders! Auch nach Verlassen der Schule wird "Flussschifffahrt" geschrieben. Die Zeitungen schreiben nun auch zum Großteil so. Selbst Erwachsene stellen, wie ich mitbekomme, inzwischen um bzw. probieren es zumindest.

Die Rechtschreibreform ist durch, sie ist gültig. Sie kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Die Adelungsche s-Schreibung ist tot. Das muß doch jeder erkennen.

Zehn Jahre fechten wir jetzt, zehn lange Jahre. Gerichte gaben uns recht, der Bundestag. Nichts hat es uns geholfen, rein gar nichts.

Herr Ickler kann Bücher über die bewährte Rechtschreibung verfassen, bis ihm die Hände weh tun - das Volk gewöhnt sich trotzdem immer mehr an den Reformmist. Ich schreibe sehr gerne in Frakturschrift und suche nun verzweifelt nach einer lang-s-kurz-s-Ligatur. Ich bin strikt gegen die Heysesche s-Schreibung, aber das Volk wendet sie an - und DAS können Sie nicht bestreiten, keiner von Ihnen!

Das Volk schreibt mehr oder minder reformiert, das Volk freundet sich von Jahr zu Jahr immer mehr mit der Reformschreibung an - ob es uns paßt oder nicht.
Die Idiotie hat über die Vernunft gesiegt. Und wir können NICHTS dagegen tun. Wir haben es die letzten zehn Jahre nicht geschafft, trotz Argumente auf unserer Seite - was bitteschön in Gottes Namen sollte etwas daran ändern, daß wir auch künftig nichts erreichen werden?

Die bewährte Rechtschreibung ist tot, insbesondere die Adelungsche s-Schreibung. Die reformierte Schreibung, insbesondere die Heysesche s-Schreibung, lebt, wird angewendet, von der Jugend zu über 90 % unterstützt. DAS ist die Realität.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2006 um 07.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4507

Hier noch ein paar Beobachtungen zum neuen Wahrig:

Die "Zwölf Nächte" fehlen immer noch, sie kommen nur als "Raunächte" vor, obwohl das Wort nach Kluge/Seebold nichts mit "rauh" zu tun hat, sondern vom (Weih-)"Rauch" kommt.

Die "Upper Ten" dürfen überraschenderweise nur noch groß geschrieben werden, obwohl Kardinalzahlen im Gegensatz zu Ordinalzahlen mit Artikel klein geschrieben werden; nur wenn sie eine unbestimmte, nicht in Ziffern schreibbare Menge bedeuten, darf man sie auch groß schreiben. Die Wörterbücher haben dies so ausgelegt, daß "die oberen zehntausend" auch wie früher als "obere Zehntausend" geschrieben werden dürfen. Warum das für das Englische nicht gelten soll, ist schwer einzusehen.

Nach all den fakultativen Zusammenschreibungen wie "Blumen sprechenlassen" usw. ist man überrascht, daß "tanzen lassen" ("die Puppen tanzen lassen") nur getrennt geschrieben werden darf. Das wird eigens im Kasten vermerkt und ist nun wohl den Schülern als Ausnahme "einzubläuen".

Obwohl sonst die deutsche Standardsprache zugrunde gelegt wird, erkennt die Reform die bayerische "Mass" an, und der Wahrig notiert als Beispiele unter "Maß" sogar ausschließlich diese Dialektformen. Eigentlich hätte dann auch der in weiten Teilen des deutschen Sprachgebiets verbreitete "Fussball" berücksichtigt werden müssen.
 
 

Kommentar von Florian Bödecker, verfaßt am 01.07.2006 um 03.13 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4505

Ich bin etwas überrascht, daß wir uns jetzt mit Vornamen anreden, bin aber für die Erläuterung dankbar!
 
 

Kommentar von Ursula Morin, verfaßt am 30.06.2006 um 22.16 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4504

Lieber Florian, am ehesten sieht man wohl, daß "heute Abend" falsch sein muß, wenn man versucht, den ersten Teil, d.h. "heute" mit einem anderen Substantiv zu kombinieren, z.B. "heute Tisch" oder "heute Auto" usw.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 30.06.2006 um 22.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4503

Siehe auch „Alles klar?“, „Gegen die Blockade“ und vor allem „GKS-Revision“, dort den Absatz zu § 55 (6). Siehe außerdem „Flucht ins Substantiv“ zur Gallmannschen Großschreibungslehre.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 30.06.2006 um 21.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4502

Ich würde, allen Betrachtungen zum nicht-kanonischen Gebrauch von Substantiven (Beispiele: Anfang Juni heiraten, Richtung Norden fahren) zum Trotz, folgendermaßen argumentieren: Man überlege sich, ob es dabei um ein was? oder um ein wie? bzw. ein wann? geht.
 
 

Kommentar von Florian Bödecker, verfaßt am 30.06.2006 um 21.38 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4501

Könnten Sie noch mal die Begründung nachschieben, warum "heute Abend" und "Diät leben" falsch sind? Zu welcher Wortart gehört denn "abend" bei "heute abend"?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.06.2006 um 16.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4500

Lachnummer, ja, das ist es. Heute verschlug es mich in die größte hiesige Buchhandlung (Thalia, was sonst). Fast alle neuen Bücher, die dort ausliegen, sind nun in irgendeiner Reformschreibung gedruckt, also alle schon wieder "falsch". Nur der neue Wahrig nicht. Daneben lag mein "Falsch ist richtig", fast hat es mich gewundert.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 30.06.2006 um 15.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4499

Es ist eine selbsttätige Lachnummer, wenn die Verantwortlichen damit zu trösten versuchen, daß sie privat die neue Rechtschreibung natürlich nicht verwenden, sondern selbstverständlich die alte.
 
 

Kommentar von Matthias Künzer, verfaßt am 30.06.2006 um 15.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4498

Die FAZ könnte sich einmal daran erinnern, daß Urteilskraft und Unabhängigkeit zu den Grundtugenden in ihrem Metier gehören. Im Gegensatz zu Tickerabschreiben und Selbstverleugnen.
 
 

Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 30.06.2006 um 14.18 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4497

Netzeitung 30.03.06:
Angesichts der Reform der Rechtschreibreform will sich auch die «FAZ» den neuen Regeln nicht gänzlich verweigern. Er selbst werde aber nie nach der neuen Rechtschreibung schreiben, sagte Herausgeber Nonnenmacher der Netzeitung …
Nonnenmacher stört sich insbesondere an der so genannten etymologischen Rechtschreibung und daraus resultierenden Schreibweisen «wie gräulich mit ä. Das ist gräulich. Das werden wir nicht übernehmen.» … Für ihn selbst stehe fest: «Ich werde in meinem Leben nicht mehr nach der neuen Rechtschreibung schreiben. Da bin ich mir ganz sicher», so Nonnenmacher.


Dazu hatte ich anderweitig geschrieben: Soweit hat es also das Erpresser- und Intrigantenkartell aus dem Dunstkreis der Reformmafia und der Medienmoguln gebracht, daß sich ein Mann der FAZ dafür rechtfertigen muß, daß er die infantilen Volksetümologien des Herrn Augst nicht anwenden mag … das Abu Ghraib der Reform, wie für viele andere Schreiber auch.
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 30.06.2006 um 12.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4496

Da auch die Zeitungen die neue Rechtschreibung höchst fehlerreich anwenden, würde es gar nicht besonders auffallen, wenn FAZ und Springer-Blätter zwar offizell verkünden, sich an die neueste Fassung halten zu wollen, die Praxis aber ganz anders aussähe. Wie gesagt: Im Chaos liegt die Chance zur Subversivität. Letzlich zählt nur die Praxis.
 
 

Kommentar von jms, verfaßt am 30.06.2006 um 12.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4495

Man muß sich mal die Häme vorstellen, die einige Blätter über die FAZ gießen werden, wenn sie jetzt umschwenkt. Es gäbe aber auch versöhnliche Stimmen, die die Rückkehr der aufmüpfigen Kollegen als "Rückkehr zur Vernunft" begrüßen würden. Nur die Wahrheit bliebe auf der Strecke.

Bliebe die FAZ aber ihrem bisherigen Kurs und der Mehrheit ihrer Leser treu, würde sie noch stärker als ultrakonservativ, ewiggestrig und uneinsichtig verschrieen werden. Die geifernde Konkurrenz würde einen krokodilstränenreichen Abgesang inszenieren und ihr vorwerfen, den Zug endgültig verpaßt zu haben. Währenddessen würde sich die Politik klammheimlich die Hände reiben und öffentlich verständnislos äußern, wo man doch jetzt so entgegenkommend war.

Mal sehen, wie Herausgeber und Redaktion der FAZ in diesem Dilemma entscheiden werden.
 
 

Kommentar von Bernhard Eversberg, verfaßt am 30.06.2006 um 10.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=539#4494

Man möchte gerne glauben, daß die FAZ es für unter ihrer Würde erachtet, mit fadenscheiniger Begründung umzuschwenken. Daß sie ferner nicht ohne Leserbefragung die Umstellung durchführen und deren Ergebnisse dann offenlegen wird, bevor sie, kreuzunglücklich, von wegen der Sachzwänge dann doch vor dem Geßlerhut einknickt.
Von solchem Glauben wird man, fürchte ich, auch noch abfallen müssen. Die schreiben ja in letzter Zeit rein gar nichts mehr...
 
 

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