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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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27.04.2009
 

Pro Reli
Mit Recht gescheitert

Ich bin ja kein Fan der sogenannten humanistischen Bildung, aber wenn ich "Pro Reli" höre, schaudert's mich doch ein wenig.
So reden Pennäler, ja, aber erwachsene Menschen mit einigem Taktgefühl können doch nicht mitmachen, wenn man sie ernst nehmen soll! Es ist einfach nicht seriös.
Wer so redet, trennt auch abfallmäßig.



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Kommentare zu »Pro Reli«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.03.2016 um 06.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1149#32092

Es gibt eine schauderhafte Schweizer Kreationisten-Website "progenesis". Siehe etwa hier:

http://www.progenesis.ch/articles/se_biologie/Mensch-Schimpanse.html
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 11.05.2009 um 02.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1149#14428

"Für konfessionellen Religionsunterricht" ist einwandfrei. Mit einer möglichen Ausnahme: Hätten die Betreiber damit mehr oder weniger Stimmung und Stimmen für ihr Anliegen bekommen als mit "Pro Reli"? Ich vermute: weniger, kann es freilich nicht beweisen.

Ich denke gerade an Ihr Schildbürger-Buch und die "infantile" Karikatur darauf: Die Schildbürger würgen die Kuh, indem sie versuchen, sie an einer Leine um den Hals zum Gras auf der hohen Mauer zu hieven: ganz schön albern. Das Buch ist genial geschrieben, gerade auch deshalb, weil es Ihnen gelungen ist, den eigenen Ernst durch die vielfache Beimischung von Witz und Lockerheit erträglich zu machen, ja den Ernst der Sache stellenweise zu verdecken, zum Beispiel bei der Formulierung vieler Kapitelüberschriften (Höchst tief schürfend, Der Spinnefeind, Pups). Die Karikatur war lustig und hervorragend geeignet, Neugier zu wecken, Befürchtungen vor einem erdrückenden Deutschlehrer-Ernst abzubiegen. Das Buch hatte bestimmt viel mehr Leser als Ihre anderen Schriften zum Thema, die auf solche infantilen, unernsten Komponenten verzichtet haben. Durch diese würdigen Abhandlungen hat man sich, bei aller Brillanz der Formulierung und der Argumentation, hindurchgequält. Das Schildbürger-Buch zu lesen war hingegen nicht nur Mühe, sondern auch ein echtes Vergnügen.

Wem erwärmt "Für konfessionellen Religionsunterricht" das Herz, wen bewegt so ein Motto, wer begeistert sich bei dieser Überschrift? Ich kann es verstehen, daß man versucht hat, einen volksnäheren Wortlaut zu finden.

Den Vorschlag von Herrn Metz finde ich ausgezeichnet und besser als "Pro Reli". Nachteil: Er taugt nur als Slogan, nicht als Bezeichnung der Initiative. "Pro ..." oder "Für ..." kann beides zugleich abdecken.

Fazit: Die Initative hätte heißen können, wie es Professor Ickler vorschlägt. Ihr Motto hätte lauten können, wie es Herr Metz vorschlägt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.05.2009 um 19.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1149#14424

Mein Tagebuch enthält – überflüssig zu erwähnen – nicht nur ewige Wahrheiten, sondern auch persönliche Urteile. Und "Pro Reli" gefällt mir nun mal nicht. "Reli" ist infantil, und das "Pro", ob griffig oder nicht, geht mir schon lange auf die Nerven.
"Für konfessionellen Religionsunterricht" – darum geht es, und so sollte es heißen. Robert Leicht war es vorbehalten, im Tagespiegel (Oster-Ausgabe) "Laizismus" mit "Religionsfeindlichkeit" gleichzusetzen. Und Harald Martenstein hat ebd. auch nicht viel geistreicher argumentiert. Demnach wären z. B. die USA und Frankreich religionsfeindlich.
Kann man die Dinge nicht beim Namen nennen, auch wenn er nicht so extrem "griffig" sein sollte? In der Produktwerbung können sich die Küchenlateiner ja immer noch nach Lust und Laune austoben. Dolf Sternberger, den ich noch kannte, würde diese flapsige Sprache für ernste Dinge wahrscheinlich "schnöde" nennen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 10.05.2009 um 19.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1149#14422

Wie wäre es mit »Religionsunterricht? Ja, bitte!« Da fallen die sechseinhalb Silben kaum noch unangenehm auf.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 10.05.2009 um 17.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1149#14421

Ich verstehe es so, daß Pro Reli ein griffiger Slogan sein sollte. Das muß doch nicht zugleich die Überschrift sein, unter der die ernsthaften Debatten zum Thema stattfinden. Bei unseren Volksbegehren haben wir auch Karikaturen verwendet (zum Beispiel war da zu sehen, wie der Berliner Kultussenatorin Stahmer ein Duden um die Ohren flog), oder es gab anschließend mehrfach in unseren Reihen den Vorschlag, Bücher in der bewährten Rechtschreibung mit einem Aufkleber auszuloben, auf den ein Känguruh zu sehen ist. Wenn nun jemand sagt: "Die Volksinitiativen gegen die Rechtschreibreform sind mit Recht gescheitert. Die Gegner haben alberne Karikaturen verwendet, das ist einfach nicht seriös", wäre das doch auch kein Argument.

Zugegeben, Pro Reli war jetzt das zentrale Motto, während wir ordentlich formuliert haben: WIR gegen die Rechtschreibreform. Ich möchte nur darauf hinweisen, daß Religionsunterricht sieben Silben hat (während Rechtschreibreform nur vier Silben hat, überdies gibt es für den letzteren Begriff keine etablierte Abkürzung). Ich finde Pro Reli auch nicht besonders geschmackvoll, aber man formuliere versuchshalber einen überzeugenden Slogan zu diesem Thema! Ich wüßte nicht, wie der lauten sollte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.05.2009 um 17.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1149#14420

Lieber Herr Wrase, ich muß wohl nicht erklären, daß ich meine Stellungnahme zu einer wichtigen politischen Frage nicht von deren sprachlicher Formulierung abhängig mache. Mit den Begriffen "die Schüler selbst" und "aus werblicher Sicht" haben Sie eigentlich alles gesagt. Es ist sprachliche Ranschmeiße und gefällt mir nicht. Irgendwo habe ich gelesen, daß auch manche Kirchenleute nicht ganz glücklich damit waren.
Aus werblicher Sicht empfiehlt sich ja anscheinend auch die – sich allmählich selbst erfüllende – Voraussetzung, daß wir Erwachsenen denselben musikalischen Geschmack haben – untereinander und mit den Schülern, daß wir am liebsten dieselben kindgerechten Speisen vertilgen usw.
Unter dem infantilen Titel "Pro Reli" eine ernsthafte Diskussion über die Trennung von Kirche und Staat zu führen scheint mir ziemlich schwierig.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 10.05.2009 um 12.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1149#14419

Der ganze Vorgang steht eigentlich für etwas anderes, wie man gerade im Vergleich mit den Volksbegehren gegen die Rechtschreibreform sehen kann. Es war von vornherein klar, daß es keine Mehrheit für dieses Anliegen geben würde, und es war auch kein Anliegen, das auf Initiative einzelner Bürger zum Thema gemacht wurde. Ein Volksbegehren als PR-Vehikel – nicht das Plebiszit, sondern die Publizität sollte gewonnen werden.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 10.05.2009 um 07.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1149#14418

Der letzte Satz ist mißverständlich, man versteht zunächst "... gehört bestimmt zu den Pedanten, die ihren Müll trennen."

Übrigens sehe ich es anders. Es liegt doch nahe, in einer Auseinandersetzung (mit Pro und Kontra) seine Position so bündig wie möglich mit Pro + Begriff zu bezeichnen, in diesem Fall mit Pro Religionsunterricht, und damit die Umständlichkeit nicht abstößt, kurz als Pro Reli, zumal die Schüler selbst immer Reli sagen und nicht Religionsunterricht. Aus werblicher Sicht wäre es jedenfalls tolpatschig, einen Begriff mit sieben Silben auf das Banner zu schreiben.

Ist der Beitrag eigentlich ironisch gemeint oder nicht? Das Anliegen beider Gruppen, der Pro-Gruppe und der Kontra-Gruppe, mag in diesem Fall übertrieben ernst anmuten, aber die Entscheidung in der Sache von der sprachlichen Qualität eines Slogans abhängig zu machen ist doch auch nicht seriös. Es wäre anders, wenn sich viele Leute an dem Ausdruck Pro Reli in stilistischer Hinsicht stören würden. Das kann ich nicht erkennen.
 
 

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