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11.01.2006
Motion
»Verflechtungen von Autorinnenleben und Werk«
So steht es heute ganz richtig in einem Beitrag der F.A.Z. über die Autorin J. K. Rowling (lang möge sie leben!). Man sagt nicht „Autorinleben“, auch wenn es nur eine einzige ist.
Damit dürfte auch zu den Zusammensetzungen mit „Kanzlerin-“ das Nötige gesagt sein. Herr Sauer ist ein Kanzlerinnengatte, aber trotzdem nicht polygam. Allerdings auch kein Kanzlergatte, weil er meinem Gefühl nach nicht mit der Amtsperson als solcher verheiratet ist, sondern mit einer Person, die außerdem noch ein Amt hat.
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Kommentare zu »Motion« |
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.04.2013 um 10.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=353#23089
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Ohne Zusatz bedeutet Kuh ein weibliches Rind. Man sieht, wie es suffixähnliche Funktion annimmt, also grammatikalisiert wird: Hirschkuh, Elefantenkuh = Hirschin, Elefantin.
Der nächste Schritt wäre die Reduktion des Vokalismus: Hirschke, Elefantke oder so ähnlich. Unmöglich? Keineswegs, man denke an die anderswo schon besprochenen Hampfel, Arfel, Mumpfel < Handvoll, Armvoll, Mundvoll.
Übrigens können Suffixe umlautend wirken, Kompositionszweitglieder nicht. Schon daran scheitert die "Kompositionstheorie der Suffigierung", die den Unterschied bestreitet.
Bei der Grammatikalisierung kommt es zur Zwischenstufe der "Suffixoide", die man allerdings nicht zu großzügig ansetzen sollte. Eine gewisse Bedeutungsisolierung in Zusammensetzungen und Phraseologismen ist ja normal.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2012 um 07.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=353#21160
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Links spezifiziert rechts. Von der Wortbildung her gesehen, bezeichnet Hirschkuh eine Art von Kühen, aber verwendet wird es natürlich gerade andersherum, zur Unterscheidung von Hirschen nach männlich und weiblich. Eigentlich seltsam.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 11.01.2006 um 19.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=353#2164
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Der Vorgang heißt Motion oder Movierung, das Ergebnis heißt movierte Form. Von weiblichen Formen mit Suffix -er gebildete männliche Formen: Hexer, Witwer, Tauber, Ganter.
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Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 11.01.2006 um 19.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=353#2163
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@Tobias Blume
stimmt... Prime Minister... mein Fehler...
Es beruhigt mich aber ungemein, daß Frau Merkel nicht die erste verbriefte "Kanzlerin" ist ... wo wir heutzutage alle Papst und Deutschland sind, sind wir ja auch irgendwie Kanzlerin ;-)
Zu Motion erklärt mein Duden: (Sprachw.) a) Bildung einer weiblichen Personen-, Berufs- od. Tierbezeichnung mit einem Suffix von einer männlichen Form (z.B. Ministerin von Minister); b) Beugung des Adjektivs nach dem Geschlecht des zugehörigen Substantivs.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 11.01.2006 um 18.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=353#2162
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-in ist ein Motionssuffix.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 11.01.2006 um 17.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=353#2161
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"Autorinnenleben" gehört in dieselbe Schublade wie "Druckerzeugnis". "Autor-Innenleben" ist zu schön.
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Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 11.01.2006 um 17.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=353#2159
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Mich verwirrt die Überschrift „Motion“; was soll sie in diesem Zusammenhang bedeuten?
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Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 11.01.2006 um 17.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=353#2158
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Die Zulassungs- und Immatrikulationsbescheide der FernUniversität Hagen werden seit Juni 2001 unterzeichnet mit "Die Kanzlerin".
Im übrigen war Frau Thatcher nicht "Chancellor" sondern "Prime Minister".
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Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 11.01.2006 um 17.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=353#2157
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Bei "Kanzlerin" stellte ich mir schon öfters die Frage, ob es sich nicht um eine Funktionsbezeichnung handelt, die vom Genus her ausschließlich männlich ist (und uns erst durch den neuesten Duden, ohne Blick auf den tatsächlichen Sprachgebrauch, als "Kanzerlin" aufgenötigt wurde – der Einheitsduden kennt den Begriff zumindest noch nicht). Also: Frau Kanzler, Herr Kanzler... damit natürlich auch ein Kanzlergatte.
Auch Margaret Thatcher wurde niemals als Chancelloress bezeichnet, sondern nur als Madame Chancellor. Und auch CNN und Times schreiben nur über eine "German Chancellor Merkel".
Natürlich hat man es im deutschen schwerer, als im Englischen, wo es nur unbestimmte Artikel gibt. Eine Aussage wie: "Der Kanzler sagte im Bundestag..." würde in Bezug auf Frau Merkel unweigerlich komisch anmuten... aber ein Satz wie "Die Aufsicht sorgte in der Klasse für Ruhe" würde auch nicht gleich mit einer weiblichen Aufsichtsperson verknüpft werden.
Es wäre interessant, wie der Begriff Kanzler/Kanzlerin in der Prä-Merkel-Ära, zum Beispiel in Universitäten, verwendet wurde. Was hatte man damals wohl in eine Bestallungsurkunde für eine "Kanzlerin" geschrieben?
Hmm... Ihr Enthusiasmus für Frau Rowling und ihr Werk verwirren mich.
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