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Beiträge zum Thema

»Vom Deutschen ins Englische
und umgekehrt«

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Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 11.10.2016 um 23.20 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11522


Bei der kürzlichen Ironman Weltmeisterschaft ist mir wieder aufgefallen, daß das Wort „iron“ von deutschen Sprechern nahezu durchgehend falsch ausgesprochen wird, und zwar als [eiren], was ja durchaus die an sich zu erwartende Aussprache ist. Tatsächlich wird es allerdings als [eiern] ausgesprochen. Dabei ist das Wort ein so klassischer Fall von „unlogischer“ Aussprache, daß ich erwarte hatte, daß sich die Aussprache inzwischen herumgesprochen hätte.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 12.08.2016 um 17.45 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11469


Wow! Die Geburt eines Verbes (jedenfalls hat's mein *Pons Collins Großwörterbuch für Experten und Universität* nicht): "Raisman, the US gymnastics team captain, is a two-time Olympic champion who previously won gold in floor exercise, a discipline in which Biles is now wowing the globe." Sowas kommt natürlich leichter im Englischen zur Welt, bei dessen Konvertierbarkeit der Wortarten, wo eher die Position im Satz die Wortart kennzeichnet als die Wortform.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 06.05.2016 um 03.55 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11353


"Allerdings mussten sie immer wieder die Seiten [des Bachs] wechseln, um den Lauf folgen zu können" (welt.de, Artikel über zwei Frauen, die sich in einem neuseeländischen Nationalpark verlaufen hatten) - Würde ein Rechner-Übersetzungsprogramm wissen, daß im Deutschen "folgen" das Objekt im Dativ hat?
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 31.12.2015 um 10.46 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11267


DTS-Meldung vom 30.12.2015, 16:40 Uhr: "Dem Comedian soll im Jahr 2004 eine Frau betäubt und sexuell missbraucht haben." Das ist doch sicher nicht der maschinellen Übersetzung anzulasten. Denn die müßte doch wenigstens ein deutsches Wort für *comedian* kennen.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 07.12.2015 um 18.01 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11253


Zum singularen "they" und viel, viel mehr (#11244) www.bbc.com/news/magazine-34901704
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 05.12.2015 um 17.45 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11250


Lieber Herr Achenbach,
ob ein, einer usw. unbestimmte Artikel, unbestimmte Pronomen oder Zahlwörter (Zahladjektive) sind, ist nicht immer ganz klar entscheidbar, sondern letztlich kontextabhängig. Ich habe ja hier verschiedene Lesarten derselben Sätze angedeutet. In der einen ist es ein Zahlwort, wie Sie schreiben, in der anderen nicht.

Die Frage der genauen Wortart spielt aber eigentlich bei diesen Beispielen keine Rolle, es geht mehr um Kongruenz. Deshalb hatte ich nur kurz den "Artikel" genannt, aber Adjektive einschl. einiger Zahladjektive gehören natürlich auch zu den nach dem Genus veränderlichen Wortarten, die ggf. der Kongruenz unterliegen.
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Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 05.12.2015 um 16.16 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11249


Lieber Herr Metz,

vielen Dank für Ihren abwägenden Beitrag.

Um es gleich vorab zu sagen: Ich habe nicht das geringste an den Beispielen in Ihrem letzten Absatz auszusetzen. Im Gegenteil käme mir etwa Sie ist einer meiner besten Freunde merkwürdig vor.

Im Hintergrund steht hier natürlich auch die Frage von Genus und Sexus oder von grammatischem und natürlichem Geschlecht. Ebenso könnte man von „grammatischem und natürlichem Numerus“ sprechen.

In beiden Fällen neige ich stark zur natürlichen Form. Schon seit langem geht doch die Entwicklung weg vom grammatischen und hin zum natürlichen Geschlecht. Wer spricht denn heute noch von einem Mädchen als „es“? Mich stört es sogar ein wenig, wenn von einem Opfer als „es“ gesprochen wird, obwohl aus dem Zusammenhang klar ist, daß es sich um eine Frau oder einen Mann handelt.

Sie haben völlig recht, daß Fragen der Kongruenz häufig nicht leicht zu entscheiden sind. Mein Hinweis zum Zahlwort zielte darauf ab, daß zwar der Artikel eindeutig mit einem bestimmten Substantiv verbunden ist und mit diesem daher auch kongruiert, dies aber beim Zahlwort nicht so klar ist. Im fraglichen Beispiel: Womit kongruiert das Zahlwort im ursprünglichen Beispiel - mit sie oder mit Freunde? Ich neige zu ersterem, schon weil sie und eine sich etwas näher stehen, vor allem aber weil sie zuerst kommt und Freunde erst am Ende des Satzes.

Schließlich stelle ich mir die Frage, inwieweit man Wörtern im Plural überhaupt eindeutig ein grammatisches Geschlecht zuschreiben kann.
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Wolfram Metz
Den Haag, Niederlande

Dieser Beitrag wurde am 05.12.2015 um 11.57 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11248


Bei Fragen der Kongruenz kommt man mit richtig und falsch oft nicht weiter. Denken Sie nur an Sätze wie Eine Reihe von Abgeordneten stimmte/stimmten gegen den Antrag. Manche empfinden den Plural hier als falsch, weil das Substantiv nun mal im Singular steht und sie deshalb auch ein Verb im Singular erwarten; andere klammern sich nicht so eng an diese grammatische Kategorie und sehen schlicht mehrere Abgeordnete am Werk, zu denen eine pluralische Verbform vom Sinn her ganz gut paßt.

Und so finde ich eine der weiblichen Studenten weniger störend als eine meiner besten Freunde, weil sich eine hier dem Sinn nach auf eine Gruppe von Frauen, nämlich Studentinnen, bezieht und nicht wie in dem Beispiel mit den Freunden auf eine Gruppe aus Frauen und Männern, die man ganz bewußt mit dem generischen Maskulinum bezeichnet, um den Unterschied zu Freundinnen deutlich zu machen. Rein formal gesehen sind beide Fälle gleich, denn das Substantiv Student als solches bleibt auch dann männlich, wenn man ihm ein weibliches Adjektiv voranstellt, aber gefühlt ist es eben anders (jedenfalls bei mir).

Mit seinem Hinweis auf das Zahlwort will Herr Achenbach, wenn ich ihn richtig verstehe, darauf hinaus, daß dieses Wort eben nicht vom nachfolgenden Substantiv abhänge, sondern für sich stehe, etwa in folgendem Sinne: eine bedeutet hier soviel wie eine Frau (aus der Gruppe X), unabhängig davon, ob die Gruppe, zu der sie gehört, mit einem männlichen oder einem weiblichen Substantiv beschrieben wird.

Offenbar gehen die Meinungen hier auseinander. Ich selbst würde (nicht nur aus stilistischen Gründen) über eine gute Freundin nicht sagen, sie sei eine meiner besten Freunde. Und ich stolpere auch über Sie ist eine der liebsten Menschen und Er ist einer der klügsten Persönlichkeiten unseres Landes. Sie nicht auch, Herr Achenbach?
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 05.12.2015 um 02.36 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11247


Zu "In dem fraglichen Satz ist "eine" kein Artikel, sondern ein Zahlwort": Richtig. In der Eile haben das sowohl Herr Riemer als auch ich übersehen. Wesentlich ist aber, daß hier auch das Zahlwort "ein-" (hier pronominal gebraucht) die weibliche Form hat, die eben doch ziemlich unerträglich im Gegensatz zu dem maskulinen Substantiv steht, das es vertritt.
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Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 04.12.2015 um 23.49 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11246


Zur Kongruenz von Artikel und Substantiv:

In dem fraglichen Satz ist "eine" kein Artikel, sondern ein Zahlwort, wie in:

Maria und Josef sind zwei meiner besten Freunde.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 04.12.2015 um 23.22 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11244


Welch interessante Diskussion! Absichtlich hatte ich von "Schwierigkeiten" bei der dpa-Übersetzung des Zitats gesprochen und damit durchaus gemeint, daß sie verunglückt sei. Aber mir hilft auch Herrn Metz' Beobachtung: "Die Toleranz gegenüber solchen Konstruktionen scheint zu wachsen.
Im amerik. Englisch haben wir's in unserer Englischabteilung genauso: Everybody comes to their own conclusion, wo für mich nur der Sg. "his" wirklich richtig ist (und "his or her", fürchte ich jetzt schon, könnte im Zusammenhang mit "body" auch schon wieder mißverstanden und mir sexistisch vorgehalten werden). Ich jedenfalls, wenn auch wohl *hyper-educated*, aber zu meinem Recht gestört von der Kombination aus generischem Maskulinum und dem weiblichen Artikel, hätte hier übersetzt: Wir sind (ja) jetzt sogar beste Freunde.
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 04.12.2015 um 19.50 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11243


Das kommt halt drauf an. Völlig in Ordnung wäre dieser Satz z. B. als Antwort auf die Frage: Was für eine Jacke ist das?
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Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 04.12.2015 um 19.23 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11242


Wäre es denn auch falsch zu sagen "Sie ist eine der weiblichen Studenten"?
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 04.12.2015 um 18.48 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11241


Sie ist eine meiner besten Freunde kann man natürlich nicht sagen, wenn sich eine auf Freunde beziehen soll. Kongruenz im Genus bei gleichgesetzten Satzgliedern ist nicht erforderlich, wohl aber Kongruenz des Artikels zum zugehörigen Substantiv. Ob das Genus generisch ist, spielt ja dabei keine Rolle. Es ist aber grammatisch richtig gesagt, wenn sich eine auf ein anderes, hier nicht genanntes, weibliches Substantiv bezieht. So war mein letzter Beitrag gemeint. Anderes Beispiel dafür:

Meine Freunde haben zwei Katzen. Diese Katze hier ist eine davon.
Diese Katze ist eine meiner Freunde. (Eine bezieht sich auf Katze, nicht auf Freunde.)

Natürlich war etwas in dieser Art in Herrn Ludwigs Zitat nicht gemeint, deshalb hat er es m. E. auch zu Recht als Übersetzungsfehler herausgestellt.
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Wolfram Metz
Den Haag, Niederlande

Dieser Beitrag wurde am 04.12.2015 um 18.03 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11240


Herr Ludwig stört sich vermutlich an der Kombination aus generischem Maskulinum und dem weiblichen Artikel. Eine Frau kann jemandes Freundin sein oder jemandes Freund. Sie kann auch eine von mehreren Freundinnen sein oder einer von mehreren Freunden. Aber kann man sagen, sie sei eine von mehreren Freunden? Die Toleranz gegenüber solchen Konstruktionen scheint zu wachsen. Man trifft neuerdings öfter auf »eine der liebsten Menschen« u. ä. Auch »jemand, die« höre ich immer öfter.
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Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 04.12.2015 um 14.34 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11239


Was ist denn an der Übersetzung auszusetzen? "Freunde" ist hier generisches Maskulinum. Na und?
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 04.12.2015 um 13.17 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11238


Ich sehe das genau wie Sie, lieber Herr Ludwig, zumindest als verunglückt an, aber ich frage mich auch immer, was würde der Satz sagen, wenn der Autor darauf bestünde, daß er grammatisch richtig sei? Sie ist eine meiner besten Freunde, das würde bedeuten, daß eine sich nicht auf Freunde bezieht, sondern auf etwas Unbestimmtes, etwa wie in der Frage Was ist sie für eine? Die Frage klingt, wenn auch noch nicht unbedingt abwertend, so doch zumindest skeptisch, und es scheint, als müsse es ja zumindest einen Grund geben, skeptisch zu sein, also wie man's auch nimmt, keine neutrale oder ganz unvoreingenommen freundliche Frage. Und gerade so würde ich dann auch den Satz verstehen: Sie ist eine ... [ja was eigentlich?] [aus der Gruppe] meiner besten Freunde, schon eine etwas irritierende Feststellung, wenn auch durch den Zusatz meiner besten Freunde leicht abgemildert.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 04.12.2015 um 11.39 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11237


Tiger Woods kann kein Deutsch, aber das macht dpa Schwierigkeiten:
"Tiger Woods: Ex-Frau ist eine meiner besten Freunde [/] New York (dpa [heute]). Der Golf-Superstar Tiger Woods versteht sich sechs Jahre nach seinem Sex-Skandal mit seiner Ex-Frau Elin Nordegren nach eigenen Angaben sehr gut. «Sie ist jetzt eine meiner besten Freunde», sagte er dem US-Magazin «Time»."
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 11.07.2015 um 07.38 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11105


Liebe Red., wie ich eben sehe, hält sich die dpa auch nicht an die deutsch-österreichisch und auch bei uns hier andersherum geregelte Willys-Verwendung, und zwar offenbar ausnahmslos: "Hamburg (dpa [heute, 05:56]). [...] Wie eine dpa-Umfrage ergab, verzichten alle anderen Bundesländer auf diese aus Sicht von Kritikern «hochnotpeinliche Intimuntersuchung» - oder aber die Behörden wissen nichts davon.", "London (dpa [heute, 04:50]). [...] Wie das Promi-Portal «People.com» berichtete, trug die Braut ein weißes Valentino-Spitzenkleid.", "Athen (dpa [heute, 02:55]). [...] Wie das Parlamentspräsidium mitteilte, stimmten 251 Abgeordnete mit «Ja»." - Na sowas!
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 10.07.2015 um 19.27 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11104


Liebe Red., Kafka hat in seinem "Bericht für eine Akademie" den bemerkenswerten Satz "[I]ch, freier Affe, fügte mich diesem Joch." Meinen Studenten habe ich immer gesagt, sie könnten es in der "ß"-Frage wie die Schweizer halten; denn ich hatte schon in den 50er Jahren in Schweden gesehen, daß das da in den Germanistikabteilungen auch gang und gäbe war. Und ich hoffe, ich werde meiner Eigenart wegen jetzt nicht aus *Schrift & Rede* ausgeschlossen, bloß weil ich aus wohl ästhetischer und vielleicht sogar auch ethischer Neigung mich nicht der großdeutschen Willys bedient habe.
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(Red.)


Dieser Beitrag wurde am 10.07.2015 um 15.07 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11103


Lieber Herr Ludwig,

das ist der schweizerische Gebrauch der Guillemets. In Deutschland und Österreich werden sie andersherum verwendet (siehe z. B. https://de.wikipedia.org/wiki/Anf%C3%BChrungszeichen#Deutschland_und_.C3.96sterreich), und in dieser Weise erscheinen sie auch hier auf Schrift & Rede.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 10.07.2015 um 04.22 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11102


Richtig, lieber Herr Achenbach. Aber die Verwendung der Bezeichnung "Song" geht scheint's doch schnell über die enge Verwendung in der Dreigroschenoper hinaus, und das Wort steht für eine besondere Liedart als solcher:
• *Die Songs der Dreigroschenoper* (1928).
• Alabama Song: Der Alabama Song wurde 1927 von Kurt Weill für das „Songspiel“ Mahagonny neu vertont und auch in der Brecht/Weill-Oper Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny verwendet. Der Text ist Englisch [sic] und wird auch in der deutschen Fassung der Oper auf Englisch gesungen. https://de.wikipedia.org/wiki/Alabama_Song
https://de.wikipedia.org/wiki/Mutter_Courage_und_ihre_Kinder_(Vertonung): Der zeitgenössische Kritiker Bernhard Diebold erkannte 1941 in der Zürcher Courage das Konzept der Dreigroschenoper wieder. Er meinte, Burkhard habe „mit bewundernswerter Einfühlung“ die Weise des Autors erfasst; man könne sich denken, dass „der eine oder andere dieser aus Heiterkeit und Klagen gemischten Songs bald nachgesungen würde“.
Übrigens sind auch in "Dichter, Komponist – und einige Schwierigkeiten, Paul Burkhards Songs zu Brechts «Mutter Courage». In: NZZ, 9. März 2002" die Willys meiner Ausrichtung gleich. https://de.wikipedia.org/wiki/Mutter_Courage_und_ihre_Kinder_(Vertonung)
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Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 09.07.2015 um 16.38 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11101


Lieber Herr Ludwig,

nun spielt ja die Dreigroschenoper in London. Da gehören die *Songs* eben zum Lokalkolorit.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 09.07.2015 um 12.07 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11100


Ja, lieber Herr Achenbach, ich weiß zufällig mal, wie ich diese Willys (nicht Willies, nicht wahr!) auf meiner Tastatur zusammenbekomme, und "single quotation marks" neben den "double quotation marks", welch erstere zwar auf meiner Tastatur leichter zu finden sind, kommen oft dem Apostroph in die Quere. In welche Richtung diese Pfeilspitzchen gehen, darüber habe ich mir eigentlich keine weiteren Gedanken mehr gemacht, und mein Französischunterricht liegt weit über ein halbes Jahrhundert zurück. Instinktiv möchte ich jedoch wohl nicht mit Geschossen-Ähnlichem auf das zitierte Material hinweisen. - Zu den "Songs": Waren die nicht schon mit der Dreigroschenoper (Der Anstatt-daß-Song, Kanonensong) mehr oder weniger eingebürgert worden?
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Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 09.07.2015 um 00.06 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11099


Lieber Herr Ludwig,

wieder einmal bewundere ich Ihre schicken Guillemets, obwohl man im Deutschen - wenn überhaupt - eher die umgedrehten benutzt.

In der Sache gebe ich Ihnen ja vollkommen recht. Vielleicht hätten Sie aber auch die Songs einsternen können. Das umsomehr, als doch ausgerechnet von der »Neuen Deutschen Welle« die Rede ist.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 05.07.2015 um 10.08 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11098


München (dpa [heute]). Bei einer bejubelten Premiere seines Musicals «Bussi - das Munical» hat der *Comedian* [Hervorhebung meine] und Regisseur Thomas Hermanns die wilden 80er Jahre in München wiederaufleben lassen. Seine temporeiche Show aus dem extrovertierten Nachtleben im Münchner Gärtnerplatzviertel der Vorwendezeit erlebte am Abend in der Reithalle ihre Uraufführung. Für den Soundtrack hatte Hermanns beliebte Songs der «Neuen Deutschen Welle» ausgewählt. Star des Abends war Marianne Sägebrecht in der Rolle der Bavaria Toleranta.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 25.06.2015 um 03.08 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11086


Was dem einen sein Finale, ist dem andern sein *Final*: "Olmütz (dpa). Die deutschen Fußball-Junioren treffen im Halbfinale der U21-Europameisterschaft in Tschechien auf Portugal. Den Portugiesen reichte gegen Schweden ein 1:1, um den Sieg in Gruppe B zu sichern. Auch Schweden kam als Tabellenzweiter weiter und trifft nun auf Dänemark. Die beiden Halbfinals werden am Samstag gespielt."
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Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 30.05.2015 um 15.37 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11068


Noch zu 97#10365:

Kürzlich habe ich irgendetwas Belangloses im deutschen Fernsehen angeschaut. Das einzige, was mir in Erinnerung geblieben ist, war daß ständig von einer englischen Person namens Alfred die Rede war. Dabei wurde der Name konsequent als [ohlfred] mit offenem o wie in „awful“ ausgesprochen.

Alfred der Große würde sich im Grabe umdrehen.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 23.03.2015 um 10.06 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11028


Sie haben recht, lieber Herr Riemer. Ich habe mich da verrannt, als ich eine Erklärung suchte. Bei Fehlern suche ich nach Gründen; manchmal hilft das, welche in Zukunft zu vermeiden. Aber wie ist diese "Fallverwechslung" hier zustande gekommen? Daß die Form des direkten Objekts als Subjekt auftaucht, haben wir ja in unserer Sprachgeschichte mehrmals, aber nicht umgekehrt. Und ein Tippfehler liegt hier sicher auch nicht vor. (Aber wie sicher kann man bei vieler heutiger Journalistenarbeit noch sein? - Meine Probleme möchte ich haben, sagte Tucholsky. Aber ich hätte dieses nicht gehabt, hätte dpa hier die Nachricht nicht so in die Welt gesetzt, sondern richtig.)
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 23.03.2015 um 02.16 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11027


Aber mit er und wurden, also mit he und were, kriegt man den Satz auch auf englisch nicht hin, oder? Deshalb, meine ich, ist es allein wegen der Verwechslung er/ihm noch kein englisches Passiv.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 22.03.2015 um 21.21 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11026


Nur? Auf die bezog ich mich. Im Engl. kann das indirekte Objekt des entsprechenden Aktivsatzes im Passivsatz Subjekt sein. Das ist im Deutschen nicht der Fall. (Dem Mann kann geholfen werden / The/That man can be helped.) - Zu "(wurde oder bekam statt wurden)": Ich habe mir das engl. Original nicht angesehen, aber "which were / which had been" ist bei einer vorausgehenden Pluralform für "Bewährungsauflagen" schon möglich. Zum möglichen "er bekam": Dazu wäre ein Original *which he got doch etwas sehr salopp gewesen. Und was hätte dann zur hier verwendeten Passiv-Struktur "auferlegt wurden" geführt?
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 21.03.2015 um 21.10 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11025


Fürs englische Passiv müßte aber die gebeugte Verbform in der Einzahl stehen (wurde oder bekam statt wurden).
Vielleicht ist es nur eine Fallverwechslung (er/ihm)?
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 21.03.2015 um 09.59 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11024


Englisches Passiv: "Los Angeles (dpa [heute]). [...] Die Sozial[arbeits]stunden waren Teil der Bewährungsauflagen, die er nach seinem Angriff auf die Sängerin Rihanna auferlegt wurden."
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 27.04.2014 um 02.06 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10664


Neues Beispiel für das verbreitete Mißverständnis: Bernie Ecclestone, dessen Nachname sich bei Deutschen (und Amerikanern!) auf moan reimt.
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Roger Herter
Basel

Dieser Beitrag wurde am 23.03.2014 um 18.55 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10626


Nein, die Kritiken zitieren den betreffenden Darsteller schon richtig. (Auf einer ARD-Website mit der je aktuellen Tatort-Folge habe ich im Schnelldurchlauf jene Szenen herausgepickt, wo Verdächtige befragt werden, und kurz hineingehört.)

Wozu auch für Filme dieser Art genauer recherchieren? Hauptsache, es perverselt gehörig und bringt Quote.
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 23.03.2014 um 10.26 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10625


Vielen Dank für die Aufklärung! Es kann sich natürlich auch um einen Transkriptionsfehler handeln.
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Roger Herter
Basel

Dieser Beitrag wurde am 23.03.2014 um 02.18 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10624


Herr Markner fragt: "Aber was mag das überhaupt sein, ein close fuck?"

Den Ausdruck gibt's nicht. Die Drehbuchautoren haben sich im Bemühen um echten Jargon verkommener Großstadt-Singles schlicht vertan.

Wie die Begriffe Game oder Approach zeigen, sollen hier PUAs dargestellt werden (= pickup artists, so die Selbstbenennung nach einer amerikanischen Fernsehserie).

Es müßte also (laut Urban Dictionary oder Pualingo) fuck close bzw. f-close heißen. Mit close ist daher Abschluß gemeint – der eines erfolgreich betriebenen Geschäfts oder Spiels eben.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 17.03.2014 um 17.52 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10621


Ich würde hier "close" mit "eigentlich" übersetzen. — Zu "So redet man nur in Drehbüchern": Ich weiß hier natürlich nicht, was da im "Tatort" vom 17. 3. 2014 gespielt wurde, aber ich liege sicher richtig mit meiner Vermutung, daß der Mörder so redete, und den Zuschauern wurde damit zu bedenken gegeben, aus welch seltsamer Veranlagung halt mancher von uns von dem uns allen andern eigenen rechten Wege ja abkommen mußte. Deshalb jedenfalls das ziemlich gleiche Gerede in sehr vielen der sehr vielen Spät-nachts-Tatort-Sendungen in den US.
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 17.03.2014 um 14.31 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10620


»Mich interessiert nur das Game, der Approach, ob ich danach einen Close Fuck habe, ist mir egal« (aus dem Tatort vom 17. 3. 2014 laut bild.de).

So redet man nur in Drehbüchern. Aber was mag das überhaupt sein, ein close fuck?
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 27.02.2014 um 10.46 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10600


»Camerons Politik, sagt ein Beobachter, der den Austausch mit Downing Street pflegt, lasse sich derzeit in drei Wörtern zusammenfassen: „Kissing Merkel‘s Ass“.« (Jochen Buchsteiner, faz.net)

Seltsame Großschreibung – und außerdem heißt es in England immer noch arse.
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Robert Roth
Gau-Algesheim

Dieser Beitrag wurde am 27.02.2014 um 09.36 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10599


Nun, ich denke, wenn man in Deutschland von Sydni oder Harli Davidson spricht, provoziert das die Frage: was meinst du.
Wir sagen auch London und nicht Landn.
Zu meiner Schulzeit hat man Gespür für diese Feinheiten entwickelt.
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 25.02.2014 um 23.58 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10597


Der Fehler ist Teil eines umfassenderen Mißverständnisses. Es wird im Englischunterricht offenbar nicht genügend vermittelt, daß unbetonte Vokale und Diphthonge im Englischen, jedenfalls in den Standardvarietäten, stets nur als kurzes i oder als ə realisiert werden. Daher wird photography oft fälschlicherweise so ausgesprochen wie photo(graph), conservative wie conscience oder eben Sydney wie obey.
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Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 25.02.2014 um 18.42 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10596


Letztens war wegen des G20-Treffens im Fernsehen häufiger von Sydney die Rede. Dabei fiel mir wieder auf, daß die Sprecher sehr häufig, wenn nicht ganz überwiegend die Endung -ey als deutlichen Diphthong, "Sydney" also etwa wie [sidnej] aussprachen.

Tatsächlich wird im Englischen die Endung -ey genau so wie die Endung -y ausgesprochen, also als [-i]. Die deutsche Wikipedia gibt daher auch korrekt die Aussprache [sidni] an.

Den gleichen Aussprachefehler hört man von deutschen Sprechern auch häufig bei "Disney".
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 18.11.2013 um 19.15 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10508


dpa, — wo zur Übersetzung auf die schnelle der Rechner auch nicht weiterweiß: "Paris (dpa) - [...] Der mit einer *Pumpgun* bewaffnete Täter stürmte am Vormittag in das Gebäude und feuerte zweimal auf einen Fotoassistenten. [...] 18.11.2013" [Hervorhebung von mir].

Und weil wir gerade dabei sind und so viele so vieles über die USA wissen und es sprachlich ganz witzig ist: "Gun control in Texas means having a steady hand."
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 16.11.2013 um 15.39 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10507


O mein Gott, "platzieren": "London (dpa) - Nach dem mysteriösen Fund einer Leiche in einem Brunnen hat die britische Polizei heute sieben Männer festgenommen. [...] Die Ermittler gehen davon aus, dass die Leiche in dem Brunnen platziert wurde. [/] 16.11.2013 15:30"
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 02.11.2013 um 16.57 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10494


Ah, vielen Dank, daß Sie beim Thema blieben, lieber Herr Riemer. Nun sehe ich erst, warum wir aneinander vorbeisehen und wohl auch -googeln. Sie sehen den Genitiv erstmal rein als Fallform des Substantivs und denken von da aus weiter. Ich mit meiner Erfahrung als Lehrer vor amerikanischen Studenten sehe den "genitive with *of*" zuerst als das, was damit gemeint sein könnte (Herkunft, Besitz, Teilhabe usw. ["possessive* ist die hier gebräuchliche Bezeichnung dafür; und da gibt's den "Saxon genitive" und den "genitive with 'of'"]). Fürs Englische haben Präpositionen natürlich nur einen, den "Objektfall" (und auch das ist neuerdings nicht mehr bei allen Sprechern und Schreibern so recht drin [that's just between you and I, aber es ist irrelevant hier]).

Unter der Überschrift »Vom Deutschen ins Englische [/] und umgekehrt« bin ich jedoch nach wie vor der Meinung (damit ich auch etwas recht habe), daß der ursprünglich zitierte Fall zumeist wohl von einem Rechner und dessen Programm übersetzt worden ist und nicht von einem Sprachler meiner Art, selbst wenn der Ihrer jetzt sehr gut zitierten "Materials"-Beispiele fein eingedenk bleibt.
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 02.11.2013 um 11.18 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10493


Lieber Herr Ludwig,
da Sie Ihren Standpunkt wiederholen, ohne auf mein Argument einzugehen, möchte ich es zur Sicherheit auch wiederholen. Es widerstrebt mir zutiefst, bei den Ausdrücken mit of oder von von einem partitiven Genitiv zu sprechen. Wo sehen Sie da einen Genitiv? Diese Formen können natürlich dazu dienen, den partitiven Genitiv zu umschreiben, wie auch Prof. Ickler anmerkt, aber sie sind kein Genitiv. Nach von steht der Dativ. In der Umschreibung können sie wohl erklären, warum trotz Veraltung im Deutschen die Neigung immer noch besteht, den Genitiv statt des Nominativs einzusetzen.

Könnte es vielleicht sein, daß wir nicht nur etwas aneinander vorbei reden, sondern auch aneinander vorbei gugeln? Hier nur auf die schnelle ein paar wenige Fundstellen:
"Der Überprüfung stehe auch nicht die Anlieferung von mehreren tausend Tonnen Materials entgegen, da es der Beklagten vor Ort zuzumuten gewesen sei, die ..."
"In beiden Fällen ist zur Verbrennung einer gleichen Menge Materials dieselbe Menge Luft erforderlich"
"Die Boost-Aktivität kann desgleichen durch Beifügen einer unterschiedlichen Sorte Zuckers, beispielsweise Glucose, in die"
"Denn es stehet dann in der Will, kühr eineö jeden, ob er eine theure oder wohl« feilere Sorte Bieres trinken wolle, "
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 02.11.2013 um 00.39 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10492


Zu "Partitiver Genitiv – was auch immer für ein Genitiv, das spielt keine Rolle, Genitiv bleibt Genitiv" (#10486):
Na, ganz so einfach ist es nicht. Da ist doch einmal schon ein Unterschied, ob wir es mit einem Genitivattribut zu tun haben oder mit einem Genitivobjekt. Aber daß das hier nicht eigentlich zur Diskussion steht, das sagen Sie ja auch, lieber Herr Riemer. Trotzdem dazu noch: Mancher Ausdruck, den wir lt. zusammenfassender "(Duden-)Regel" konstruieren könnten, ist halt doch nicht so einfach in der Muttersprache drin. Wirklich, ich würde wohl nie sagen, ich *bedarf* Geldes, auch nicht etwas mehr Geldes, ja, nicht mal "eines höheren Gehalts", doch daß ich besser bezahlt werden müßte, daß ich ein anständiges Einkommen sehr nötig habe, daß ich mich von meinem Arbeitgeber nach der soziologischen Einsicht "We haven't abolished slavery, — we pay them now" behandelt fühle, das steht für mich außer Zweifel, auch wenn ich das nicht laut sage.

Aber Google zum partitiven Genitiv im Englischen auf meine scheinheilige Anfrage "one pound butter" hin gleich: "Is one pound of butter 4 sticks of butter?" Meine weitere Google-Suche nach "two cases beer" ergab Angaben zu "two cases of beer", und die nach "three packs cigarets" so einiges zu "three packs of cigarets". (Den "Genitiv mit *of*" so mir nichts, dir nichts gleich außer aller Acht zu lassen, steht uns nicht zu, — hat er doch die Genitivform des Substantivs ersetzt; think *of* that!) — Und die Suche nach "Tonnen Materials" ergab, und zwar dann mit Zahlwort davor, gleich mehrmals was zu "Tonnen Material". Also nichts Vergleichbares zum partitiven Genitiv, wie ich ihn vom Englischen, Französischen (du lait/beurre) und Lateinischen (nihil/aliquid novi) her kenne.

(Etwas zur Diskussion des Genitivus partitivus auch hier.
Und zu Herrn Ickler: Ich betrachte auch die "Artikelwörter" als Attribute. [So konnte ich im Unterricht dann einfach von "erweiterten Substantiven" sprechen. Die Studenten hier sind nicht mit dem Terminus "Attribut" vertraut. Alles zu einem Substantiv Dazugesetzte als "adjectival" = *ad-jected* anzusehen, machten sie leichter mit.]
Zwei Sternchen, eins am Beginn und eins am Ende, deuten in meiner E-Postschreibe an, daß das, was dazwischen steht, als "in Schrägschrift gedruckt" zu lesen sei. Das ist sicher sehr veraltet, aber mit einem moderneren bin ich hier im *Greater Minnesota*, dem in der Gesetzgebung recht offiziell so genanntem Hinterland unseres Staates, nicht vertraut.)
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 01.11.2013 um 13.48 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10490


Ist etwas, das nicht erforderlich ist, deshalb auch gleich falsch?
Eine Sorte Zuckers würde ich normalerweise auch nicht sagen, dennoch halte ich den Stern daran nicht für gerechtfertigt.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 01.11.2013 um 08.46 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10487


Ich glaube, wir reden etwas aneinander vorbei, lieber Herr Riemer. Natürlich kaufen wir ein Pfund (von) einer bestimmten Sorte Zucker, wenn da mehrere Sorten zur Auswahl stehen. Aber es ist immer noch "eine Sorte Zucker", nicht *eine Sorte Zuckers. Und wenn ich zwei Kästen Bier bestelle, und zwar einen Kasten des Bieres, das meine Frau vorzieht, und einen des Bieres, das ich lieber habe, wenn ich mal so geschwollen reden wollte, dann ist das grammatisch natürlich nicht zu beanstanden. In meinem Zitat in #10482 hatte "Materials" aber kein Attribut, das das Genitiv-s erforderlich gemacht hätte.
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 01.11.2013 um 00.05 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10486


Wenn wir über den Genitiv diskutieren, müssen wir allerdings sowohl das englische of als auch das deutsche von beiseite lassen. Im Zusammenhang mit Zahlen und Mengen bleibt dann im Englischen nichts mehr übrig, im Deutschen gibt es danach immerhin noch einen Genitiv!

Eigentlich wollte ich ja gar nicht so viel Aufhebens (unbest. Zahladjektiv + Genitiv) machen, aber mir kommen viele Gedanken.
Nehmen wir an, lieber Herr Ludwig, es hätte schon zu Ihrer Mutter besten Einkaufszeiten zwei verschiedene Sorten Zucker gegeben, und sie wollte partout nicht jenen, sondern ein Pfund dieses Zuckers. Da geht es überhaupt nicht ohne das 's', nicht wahr? Es gäbe natürlich noch die Möglichkeit mit von, aber es ging uns ja um Sein oder Nichtsein des Genitivs nach Zahlen und Mengen.

Partitiver Genitiv – was auch immer für ein Genitiv, das spielt keine Rolle, Genitiv bleibt Genitiv. Man kann nach jeder Mengenangabe (Zahl + Mengeneinheit) den Genitiv als Attribut deuten. Es handelt sich um 400 Tonnen (des gleichen) Materials (wie letztesmal). Was ist daran falsch? Was wird falsch, wenn wir die eingeklammerten Ausdrücke weglassen?

Dasselbe gilt, wenn die Mengeneinheit fehlt: Drei der/meiner Schüler sind krank.
(Können Sie das ohne Genitiv (und ohne von) sagen?)
Es ist eine Ellipse: Drei (Schüler) der/meiner Schüler sind krank. Der Genitiv nach Zahlen und Mengen ist im Deutschen oft möglich, manchmal sogar zwingend, im Englischen gibt es ihn gar nicht.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 31.10.2013 um 16.38 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10484


Ja, aber in Lebensmittelläden, wo meiner Mutter noch über den Ladentisch gereicht wurde, was sie kaufen wollte, bekam sie auf ihre mündliche ganz natürliche Anfrage hin ein Stück Butter und ein Pfund Zucker, und auch ich kriegte Jahre später noch meine 200 Gramm Aufschnitt, alles ohne das "s" des partitiven Genitivs, und zwar immer und nur, also "Ach ja, auch noch Zucker. Ein Pfund." Nie parallel zu "wir sind der Kinder dreie": *Ach ja, auch noch des Zuckers ein Pfund. — Aber schon recht: Meine Mutter hätte wohl auch sagen können: "Ach ja, auch noch Zucker. Natürlich. Ein Pfund davon." Und ich sagte als Student ja auch: "Zwei Scheiben *da*von, zwei Scheiben *da*von [usw.]", mit dem Zeigefinger auf die pronominal angezeigten und gewünschten Mengen/Teile da*von* deutend.
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 31.10.2013 um 09.58 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10483


Der Genitiv nach Zahlen oder Mengenangaben ist im Deutschen wohl veraltet (ein sehr bekanntes Kinderlied geht "wir sind der Kinder dreie"), aber in solchen Wendungen wie "400 Tonnen Materials" klingt er für mich auch heute noch akzeptabel, wenn auch nicht unbedingt notwendig.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 30.10.2013 um 23.11 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10482


"Tokio (dts Nachrichtenagentur [DTS-Meldung vom 30.10.2013]) - Insgesamt handele es sich [bei den mehr als 1.500 Brennstäben] um 400 Tonnen Materials, teilte die japanische Atomaufsichtsbehörde mit." Im Deutschen doch kein Genitiv (engl. jedoch "tons of material"!). Deutsch handelt es sich hier um 400 Tonnen Material.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 26.09.2013 um 08.48 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10451


EWE-Chef Brinker tut WAS??? — "EWE-Chef Brinker präferiert Große Koalition" (derNewsticker.de, gestern).
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 07.09.2013 um 16.58 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10428


dpa-Maschinenübersetzung: "Bukarest (dpa [heute]) - Mehr als 100 Festnahmen, zwei verletzte Polizisten und 16 Stadionverbote sind die Bilanz der Krawalle rund um das WM-Qualifikationsspiel zwischen Rumänien und Ungarn am gestern Abend in Bukarest."
Die im Englischen jetzt so leichte Konvertabilität von einer Wortart in eine andere ist im Deutschen eben nicht drin. Wir haben mehr Endungen, — und deretwegen sind wir bei der Stellung der Teile im Satze weit flexibler und freuen uns auch unserer besonderen Art, und nicht etwa weil wir immer noch von gestern oder ewig gestrig sind.
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 02.08.2013 um 12.26 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10368


Hier eine Angabe zur geographischen Verteilung von Albright: 93% USA, nur 1% UK. Zum Vergleich Forster (ein Name britischer Auswanderer): 50% UK, 24% USA, Chrysler (ein weiterer anglisierter Name deutscher Auswanderer): 75% USA, 1% UK.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 02.08.2013 um 00.35 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10367


Wieweit oder wie wenig der Name Albright im britisch-englischen Sprachraum verbreitet ist, weiß ich nicht. Aber daß fast alle Albrights irgendwie aufs (neuhoch)deutsche Albrecht zurückgehen, bezweifle ich. Worauf diese Namensformen zurückgehen, "is in origination a pre 7th century compound consisting of the elements 'Aedel' meaning 'noble' and 'beorht' - bright, or possibly shining. Perhaps not surprisingly given such a translation, the name has always been very popular and gave rise to such developments as Albert, Aubert, and in England, Albright. In fact the earliest recordings are British, and date back to one Albertus in the 1086 Domesday Book". (http://www.surnamedb.com/Surname/Albrecht)

Zu "Für uns kann doch nur ausschlaggebend sein, was die angesehenen Wörterbücher dazu sagen":
Naja, um sicher vor der Englischklasse zu stehen, ist das schon guter Rat. Aber ich war mal Besucher in einer Englischklasse meines alten Gymnasiums, wo der Lehrer auch das lehrte und auf dem bestand, was einschlägig in angesehenen Büchern stand, und wo der Austauschschüler aus Amerika aber fragte: "What's wrong with [...]?". Woraufhin der Lehrer mich anschaute, der ich ja a. aus Amerika kam und b. vom Fach war. Und ich also festsaß...

Dazu was von einer US-Linguistenkonferenz: "And where are you from?" – "I'm from Iowa." – "Oh, that's interesting. We in the East pronounce it Ohio." (Das ist ein Witz! Das ist nicht wirklich passiert. — Jedenfalls habe ich es nicht selbst gehört. — Aber Iowa liegt weiter westlich im Mittleren Westen als Ohio.)
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Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 01.08.2013 um 22.37 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10365


Für uns kann doch nur ausschlaggebend sein, was die angesehenen Wörterbücher dazu sagen. Hier stimmen die englischen und amerikanischen Wörterbücher überein. Nach Daniel-Jones und Merriam-Webster wird Albert wie „Ählbert“, Albright wie „Ohlbreit“ ausgesprochen.

Die Städte Albany in den USA werden wie „Ohlbeni“, der Vorname Alfred wiederum wie „Ählfred“ ausgesprochen. In allen Fällen werden zur ersten Silbe Al keine Aussprachevarianten angegeben.

Insofern scheint es mir hier keinerlei Unklarheit zu geben.
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 01.08.2013 um 20.00 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10363


"Jacob Albright (Jakob Albrecht) (May 1, 1759 – May 17, 1808) was an American Christian leader, founder of Albright's People (Die Albrechtsleute) which was officially named the Evangelical Association (Evangelische Gemeinschaft) in 1816. [. . .] Jacob Albright was born May 1, 1759 to John Albright (Johannes Albrecht) and his wife, in the region of Fox Mountain (Fuchsberg) in Douglass Township (now Montgomery County) northwest of Pottstown, Pennsylvania and was baptized into the Lutheran Church. His parents were German immigrants from the Palatine Region of Germany, but sources disagree on when they immigrated to the United States. [. . .] Jacob Albright was educated in a German school where he learned reading, writing and arithmetic. In addition to speaking the Pennsylvania Dutch dialect, he spoke German and taught himself enough English so he could deliver a sermon in that language." (WP)

Die große Mehrzahl der Leute, die Albright heißen, dürfte deutsche Vorfahren des Namens Albrecht haben; deshalb ist der Name in Großbritannien auch nicht verbreitet.
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 01.08.2013 um 18.40 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10362


"Amerikaner wie Engländer sprechen Albright und Albert schon richtig aus."

Ja, selbstverständlich, wie auch immer sie es aussprechen, sie sprechen es richtig, sie bestimmen ja, wie es in ihrer Sprache jeweils richtig ist. Aber WIE denn nun nach Ihrer Erfahrung, lieber Herr Ludwig? Ich fände es interessant zu erfahren, ob auch Amerikaner bei Albright (wie die Deutschen beim englischen Albert) von der ursprünglichen Aussprache abweichen.

Man findet dazu Widersprüchliches. Bei LEO (www.leo.org) klingt die Aussprache des Albright-Syndroms wie [albreit].

Auf http://dictionary.reference.com/browse/albright's+disease ist die Aussprache von Albright's hingegen mit [ol'brits] angegeben. Man beachte auch den Unterschied in der 2. Silbe. Diese Angabe kommt mir glaubhafter vor.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 01.08.2013 um 17.02 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10361


Ich war mehr darauf aus, wie es zum "deutschen" offenen o im engl. "Albert" kommen konnte. (Hatte ich mich doch selbst mit der Volksetymologie von *all bright* bis jetzt an der zu schnellen Nase herumgeführt!) Nein, nein, Amerikaner wie Engländer sprechen Albright und Albert schon richtig aus.
(*Native speakers* brauchen da ja gar keinen Regeln zu folgen. [Was aber durchaus einen einzelnen Albert nicht hindern könnte, darauf zu bestehen, daß er mit sowas wie [ohlbet] anzusprechen sei; ähnliches gibt's da mit anderen Namen!])
Wir haben jedoch im Englischen die Dubletten "crayfish" und "crawfish" wie auch den "Strand", wo Mackie Messer an 'nem schönen blauen Sonntag einen toten Mann liegen läßt, damit es sich mit "nennt" reimt, und die "Strond Street" in anderen engl. Städten. Und ae. Æ[thorn-Laut]elbeorht ist der Ursprung für sowohl Albert und (mit Metathese) Albright.
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 01.08.2013 um 00.12 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10360


Lieber Herr Ludwig, das leuchtet ein, aber soweit ich mich erinnere, habe ich den Namen Albright immer so gehört, wie man auch all ausspricht. Ich weiß nur nicht mehr genau, ob das auch mal auf einem englischen oder amerikanischen Sender war oder immer nur auf deutschen. Sie sind da wohl näher an der Quelle, können Sie das bestätigen? Aber wenn das so ist, dann machen es die Deutschen mit dem englischen Prince Albert [ohlbert] eigentlich auch nicht schlechter als die Amerikaner, oder?

Ein englischer Kollege sagte mir gerade, daß sogar Briten die erste Silbe von Albright wie alright aussprechen. Also ein Ausnahmefall. Was richtig ist, bestimmen eben immer noch die Muttersprachler, auch wenn's gegen die Regel ist.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 31.07.2013 um 17.05 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10359


Altenglisch Æ[thorn-Laut]elbeorht, aus dem Germanischen *adal* (edel, nobel) + berht (B/-brecht in Namen, engl. bright). Volksetymologisch jedoch *all bright*. Das verführt.
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 31.07.2013 um 17.02 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10358


Albright ist eine Anglisierung von Albrecht, und Albrecht ist wiederum nur eine Variante von A(da)lbert.
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 31.07.2013 um 14.09 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10356


Danke, Herr Achenbach, den Fehler hätte ich bisher auch nicht bemerkt.
Vielleicht kommt die oft falsche Aussprache bei Deutschen daher, daß Albert in einer Reihe mit alright, already, also, albeit gesehen wird, die alle mit all unter Auslassung eines l zusammengesetzt sind. Evtl. gehört auch der Name (Madeleine) Albright dazu?
Albert hat aber keinen Bestandteil al von all und wird deshalb wie albite, album, alb, alp, alpine, alum, aluminum, aluminium, (Herb) Alpert gesprochen.
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Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 30.07.2013 um 21.39 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10355


Gestern gab es im Fernsehen einen Spielfilm über die junge Königin Victoria. In der deutschen Synchronisation sprach sie natürlich deutsch, nur den Namen von Prinz Albert sprach sie durchgehend auf vermeintlich englische Weise aus: „Ohlbert“ mit sehr offenem o.

Zunächst erscheint es mir merkwürdig, daß die Königin reines Hochdeutsch spricht, aber ausgerechnet den Namen ihres deutschen Ehemanns „englisch“ ausspricht.

Noch merkwürdiger ist aber, daß diese Aussprache auch noch falsch ist. Tatsächlich sprechen die Engländer diesen Namen mit einem geschlossenen A aus, etwa wie „Ählbert“.

Offenbar haben die deutschen Synchronsprecher sich den englischen Originalton nie angehört.

Diese falsche Aussprache ist – trotz immer besserer Englischkenntnisse – unter Deutschen nach wie vor sehr weit verbreitet. Man könnte geradezu von einem Schibboleth sprechen.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 12.06.2013 um 00.31 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#10270


Zu Edward Snowdens fehlendem "Studienabschluß", von dem ich irgendwo in einem deutschen Nachrichtenteil gelesen habe: Er hat keinen "highschool"-Abchluß, das heißt im deutschen Schulsystem keinen Schulabschluß, keinen staatlich anerkannten Abschluß im amerikanischen Schulsystem, das Schüler hier normalerweise durchlaufen, bis sie mit etwa 18 Jahren von der lokalen Schule "graduiert" werden. Graduationszeugnisse werden verlangt, wenn man auf der College-Ebene weiter geschult werden will. Und zur Zulassung schließlich zum "Graduierten"-Studium (graduate studies) sind gute College-"degrees" (undergraduate degrees) Voraussetzung.

Derartiges "Graduierten"-Studium wäre vielleicht mit dem vergleichbar, das in Deutschland zu einem "Studienabschluß" führt. Bei all diesen "Schritten" gibt es das natürlich auch, daß mal wer besonders gefördert wird und deshalb mal eine Stufe auf Einladung überspringt. Aber jemand, der für $122.000 (einige sagen "rund $200.000) pro Jahr eingestellt war, muß den Erwerb seiner Fähigkeiten nicht unbedingt im normalen Schulsystem bescheinigt bekommen haben. Snowden hatte sich aber dem "General Educational Development"-Test (GED) unterzogen, der anzeigt, ob ein dem durchs US- oder kanadischen Highschool-Diplom angezeigter vergleichbarer Wissens- und Fähigkeitenstand erreicht worden ist. Auf jeden Fall zeigt ein Highschool-Diplom nichts mit einem deutschen "Studienabschluß" Vergleichbares an.
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Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 24.08.2012 um 23.46 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#9366


Lieber Herr Ludwig,

mehr als die Zeitenfolge, die ja so eindeutig nicht ist, stört mich hier das "verbannt".
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 24.08.2012 um 15.56 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#9363


Das Plusquamperfekt wird in der amerikanischen Berichterstattung nicht gerade häufig verwendet; ich weiß. Trotzdem würde ich deutsch in "Washington (dpa) - Der mutmaßliche Kinoschütze von Aurora, James Holmes, ist mehrere Wochen vor seinem tödlichen Amoklauf wegen Drohungen von der Universität von Colorado verbannt worden. Das hat die Staatsanwaltschaft nach Angaben der «Denver Post» bei einer gerichtlichen Anhörung enthüllt. Die Unileitung habe die Polizei über die Drohungen informiert und Holmes die Schlüsselkarte entzogen" im ersten Satz "war ... worden" verwenden, und im letzten "damals / zu der Zeit [schon]" hinzufügen. Das diente dem schnelleren Verständnis des Berichteten, meine ich. Aber wenn's auch anders ginge, — so geht's ja auch.
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Tanja Gerber
Olten

Dieser Beitrag wurde am 05.07.2012 um 08.23 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#9189


Quiz: Hotten Sie auch schon ab?

Tragen Sie zum Zerfall der Sprache bei?
(Tagesanzeiger, erstellt am 04.07.2010, unter Kultur/Diskussion)

Über die Verluderung der deutschen Sprache und das Dummdeutsch lässt sich bekanntlich streiten. Hingegen ärgere ich mich nicht weniger, wenn ich anstelle Trottoir Trotoir lesen muss. Eine unglaubliche Zumutung!
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 01.06.2012 um 17.35 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#9121


Welt.de-Korrekturversuche: Ungenügend: "In den letzten Wochen waren die Hells Angel's immer wieder in den Schlagzeilen." (Eigentlich sollten sich die Hells Angels ja wohl mit Apostroph in "Hells" schreiben. Tun sie aber nicht, — und möglich ist ja auch, daß sie von mehreren Höllen künden wollen.)
Doch bei deutscher Schreibung geht's bei welt.de auch nicht besser: "Bevor die Polizei aber mit einem Großaufgebot anrückte, löste sich die Bande am Dienstag selbst auf und schaffte Beweise und Vereinseigentum bei Seite." Hier gibt's das Adverbial "bei Seite" (etwas, was es wohl im Singular so zusatzlos nicht gibt, wie ich's mir auf die schnelle durchspiele); aber zwei Sätze weiter gibt's die Postposition "zufolge". (1.6.12)

Und derartiges "System" soll "der Schulkinder wegen" angewendet werden? Merkel, Frau Springer, schaut auf sowas Sinnloses doch mit etwas Verantwortungsgefühl!
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 13.11.2011 um 00.50 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#8299


Ein interessanter Genitiv: "Washington (dts Nachrichtenagentur) - Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des amerikanischen National Institutes of Health, [...]" (www.derNewsticker.de/news.php?id=224768&i=dpckis).
Und ein interessantes Kompositum: "Milla Jovovich besteht auf authentische Kleider in Actionszenen" (www.derNewsticker.de/news.php?id=224763&i=nsfjli).
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 07.11.2011 um 21.16 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#8285


Mein Gott, unsere Nachrichtenagenten: "Los Angeles (dts Nachrichtenagentur) - Demnach wollte Gaga konstante 90 Grad Celsius in ihrer Umkleide haben." (www.derNewsticker.de/news.php?id=224355&i=odiopo) 90 Grad Fahrenheit wäre eigentlich schon zu heiß, jedenfalls für mich; aber die haben wir wohl jeden Sommer, und die stehen wir durch, auch im Norden der USA. Aber vielleicht fühlt sich diese Lady zum Umkleiden tatsächlich nur in einer Sauna am wohlsten.

"News" von den Philippinen auf http://ph.msn.com/ jedenfalls: "Lady Gaga has requested a particularly hot dressing room backstage at the MTV Europe Music Awards in Belfast tonight (06.11.11), with a constant temperature of 90 degrees maintained." Und denselben Text gibt's auch etwas näher zu Hause (stv, http://entertainment.stv.tv/ und celebscrash.blogspot.com/ u. a.). Und auch wenn wir sonst etwas über Lady Gagas eigenartige Temperaturvorzüge auf englisch lesen ("Lady Gaga sweats it out in 100-degree yoga session") sind immer Fahrenheitgrade gemeint.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 22.08.2011 um 02.56 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#8082


Wie ich's auch wende, — es ist keine deutsche Stellung der Satzteile bei "Unter anderem die Online-Ausgabe der 'Welt' hatte gegen 1 Uhr in der Nacht zum Montag berichtet, Muammar Gaddafi selbst sei festgenommen worden." (www.dernewsticker.de, heute)
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Urs Bärlein
*

Dieser Beitrag wurde am 01.07.2011 um 16.05 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#7902


Trotzdem ziehe ich die Nigerianerinnen den Nigerierinnen vor. Sie lassen sich besser von den Nigererinnen unterscheiden.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 01.07.2011 um 09.10 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#7900


Was hat die SZ denn gegen "Nigerien"? Sie kritisiert »während der Stadionsprecher gerade mit der Leidenschaft eines Studienrates die Mannschaftsaufstellung verlas, die von "Deutschland" und die von "Nigerien". [//] Das Problem war, dass dies nicht der einzige Fehler blieb.«
Das den Italienern liebe "Italia" ist bei uns ja auch "Italien", und "Bolivia" und "India" sind für uns "Bolivien" und "Indien". Später hat der Schreiber dann "Nigerianerinnen", und das verstehen wir ja, aber mit einigem Lächeln, denn die Indianerinnen, die's ja zwar gibt, kommen ja nicht aus India/Indien. Ein bißchen Nachdenken über "Estinnen" (aus Estland, engl. Estonia!), "Serbinnen", "Schlesierinnen" und "Kolumbianerinnen" hätte wahrscheinlich auch schließlich die Form "Nigerianerinnen" nicht ausgeschlossen, aber wohl wenigstens die dümmliche Kritik am Deutsch des Frankfurter Stadionansagers verhindert und sie nicht auch noch schwarz auf weiß dokumentiert. "Nigerierinnen" wäre übrigens auch gut deutsch und kürzer und schon deshalb besser.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 27.06.2011 um 01.10 Uhr eingetragen.
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"01.08.1996 in Athens [/] China – USA 1:2 Olympia (Finale) [/] 76.489 [...] 28.07.1996 in Athens [/] Norwegen – USA 1:2 Olympia (Halbfinale) [/] 64.196" — Na, wenigstens "Frankfurt" heißt bei welt.de noch "Frankfurt": "Bisherige höchste Zuschauerzahl in Europa [/] 22.04.2009 in Frankfurt [/] Deutschland – Brasilien 1:1 Länderspiel [/] 44.825". — Dafür aber dann auch: "Die „Big Red“, wie die Mannschaft Kanadas im eigenen Land genannt wird, erwies sich nur als passabeler Kontrahent."
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 18.06.2011 um 18.47 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#7864


Lernt Deutsch mit dpa: "Belgrad (dpa) - Angeführt von Kajak-Weltmeister Max Hoff haben die deutschen Kanuten am ersten *Final*tag der Europameisterschaften [...] Jubeln durfte auch der Potsdamer Sebastian Brendel, der im *Canadier*-Einer über die Langdistanz wieder zum EM-Titel fuhr." (welt.de, 18.6 [Hervorhebung von mir.])
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 15.05.2011 um 10.25 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#7772


"Weil er einem Marine die Kippe wegfraß, wurde ein Esel zum Maskottchen der Truppe." (welt.de, heute) Später lesen wir dann aber doch noch, daß das "im Stützpunkt Takaddum der US-Marineinfanterie" geschehen war.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 14.10.2010 um 20.32 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#6967


„Diese Mine wird definitiv nie mehr öffnen.” (bild.de, News-Ticker [also wahrscheinlich so bei der dpa], heute) Ein Geschäft öffnet zu einer bestimmten Uhrzeit, eine Geschäftskette vielleicht sogar auch an einem bestimmten Ort; aber das englische intransitive "open" geht im Deutschen mit dem Temporaladverb "nie mehr" wohl nicht so ohne weiteres.
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Marco Mahlmann
Osnabrück

Dieser Beitrag wurde am 23.09.2010 um 16.46 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#6884


Mir fällt vor allem auf, daß Wendungen mit dem unpersönlichen "they" direkt übersetzt werden. Also etwa: "They told me that…" wird zu "Sie sagten mir, daß…" statt zu "Mir wurde gesagt, daß…"
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Erich Virch
Radbruch

Dieser Beitrag wurde am 23.09.2010 um 12.42 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#6883


Heute früh ließ sich der ZDF-Morgenmagazinmoderator Wulf Schmiese mit ungefähr folgender Ankündigung vernehmen: „Jetzt ein Filmbeitrag, den ein Kollege gestern drehte.“ Ich kann mir die Ursache dieser temporalen Verirrung nicht anders als anglizistisch erklären. Einem versierten Journalisten unterstelle ich dabei modische Affektierheit; als Ursache falschen Imperfekts, wie es einem zum Beispiel ständig auf der deutschen Tonspur amerikanischer Filme begegnet, vermute ich eher den verständlichen Wunsch nach größtmöglicher Lippensynchronität. Bei anderen Übersetzungen ist mir der Grund für das schräge deutsche Tempus völlig unverständlich. Kürzlich habe ich mir im Theater Ray Cooneys Farce „Außer Kontrolle“ angesehen und mußte mir Dialoge wie diesen anhören: „Wo ist der Rollstuhl?“ „Ich holte ihn, wie Sie sagten.“
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 14.09.2010 um 18.57 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#6861


Der Beitrag von Otto Lyon (s. u.) legt dar, daß die Aussprache luthérisch jedenfalls in Nord- und Mitteldeutschland die übliche gewesen sei, bis z. B. das Grimmsche Wörterbuch diese gerügt habe. Lyon führt aber nicht nur den Usus tyrannus ins Feld, sondern auch noch die Etymologie, wonach luthérisch über den Umweg lutheránisch von der humanistischen Namensform Luthêrus herrühre, so wie calvinistisch von Calvinus und nicht etwa Cauvin. Die Sache mit dem Umweg ist allerdings nicht eben plausibel und wird auch durch nichts belegt. Schließlich wirbt Lyon für einen differenzierenden Gebrauch, wonach lútherisch sich nur auf Luther selbst, luthérisch hingegen auf die von ihm begründete Konfession beziehen solle.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 11.09.2010 um 17.51 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#6850


Achten Sie auf den letzten Satz im Zitat: "Dafür haben sie sich eine elegante Methode einfallen lassen: Sie nutzen herkömmliche Glasfasern und kleine Metallröhrchen mit Metastrukturen, packen alles in einen Stahlzylinder und erhitzen ihn so lange, bis das Material weich wird. Indem sie sie vorsichtig in die Länge ziehen, verwandeln sie die zähflüssige Masse in einen langen, dünnen Faden." (welt.de, 11.9.)
Im Deutschen steht m. E. das hier Gemeinte schon als Substantiv im Nebensatz. Ich war immer erstaunt, daß ich im Englischen bei einem vorausgehenden Nebensatz wegen des Pronomens da immer (und für mich zu) lange auf das Substantiv warten mußte, das das vorausgehende Pronomen ja ersetzt, und daß mir eben nicht erstmal gesagt wird, wofür es steht. Im Deutschen machen wir das gleich richtig: "Indem sie die (so entstehende) zähflüssige Masse vorsichtig in die Länge ziehen, verwandeln sie sie in einen langen, dünnen Faden." Oder sieht das wer anders?
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Roger Herter
Basel

Dieser Beitrag wurde am 31.08.2010 um 17.01 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#6791


Von den Nachschlagewerken, die ich zur Hand habe, geht nur der "Große Meyer"
(1904) auf die Betonung luthérisch ein, nur hier findet sich ein Eintrag evangelisch-luthérisch (samt Akzent). Leider ist die Auskunft spärlich und besagt lediglich, es handle sich um die

"Bez. für die auf Luther zurückgehende evangelische Konfession [...], im Gebrauch anscheinend erst seit dem 19. Jahrh.; ursprünglich nur lútherisch (über die Betonung vgl. Lyon in den "Beiträgen zur sächsischen Kirchengeschichte", 12. Heft, 1898)."

Wer daher Zugang zu besagtem Periodikum hat, vermöchte vielleicht das Rätsel für uns alle zu lösen... (Von Theologen oder vom tumben Volk in die Welt gesetzt, z.B. wegen des Gleichklangs mit kathólisch?)

Das Wort könnte also Joseph v. Eichendorff (1788-1857) noch zu Ohren gekommen sein und ihn zu folgenden Zeilen (im "Mandelkerngedicht") angeregt haben:

O du stilles, heitres Glück!
Wie ich nun auch heiß mich sehne,
Ach, aus dieser Sandebéne
Führt kein Weg zurück.

Und weil das offenbar großen Anklang gefunden hatte, ließ er sich zu einer Zugabe bewegen ("Sängerleben"):

Ein Gedicht soll ich euch spenden:
Nun, so geht mit dem Leidénden
Nicht zu strenge ins Gericht!
Nehmt den Willen für Gewährung,
Kühnen Reim für Begeistérung,
Diesen Unsinn als Gedicht!
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 26.08.2010 um 02.57 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#6776


Ich habe in Sprachgeschichte gelernt, daß Sprache sich manchmal natürliche Dubletten zur Unterscheidung nützlich macht (engl. shirt/skirt; shin/skin). Und ich möchte hier sagen: Lutherisches Denken ist wohl nicht unbedingt immer luthérisches Denken. Weil dies Gespräch hier ja was mit "Vom Deutschen ins Englische und umgekehrt" zu tun haben sollte: Hier in den USA hatte die Einführung der Bezeichnung "Bischof" für eigentlich den Präsidenten einer lutherischen Synode durchaus zur einiger Diskussion geführt. Aber danach gab's hier wohl sogar auch ziemlich schnell lutherische/luthérische/lutheranische Bischöfinnen. (So genau verfolge ich diese Szene hier nicht. Aber wenn ich einen von deren Bischöfen treffe, kann's sein [schließlich gehört er vielleicht zu meinen Brötchengebern], daß ich ihn mit "Your Excellency" anrede. Wenn ich jedoch eine Bischöfin treffe, tue ich das natürlich nicht; 'n bißchen verständnisvoller Humor gehört nämlich auch bei sowas dazu.)
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 26.08.2010 um 01.54 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#6775


Der Glaube versetzt nicht bloß Berge, sondern auch Akzente.
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Wolfram Metz
Den Haag, Niederlande

Dieser Beitrag wurde am 26.08.2010 um 00.55 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#6774


Ohne besserwissérisch sein zu wollen: luthérisch ist ja wohl genauso richtig wie chólerisch und hómerisch. Das sehen auch meine bayérischen Freunde so, die dieses Betonungsmuster für sehr erfindérisch, ja halsbrechérisch halten. Allerdings gibt es auch das Wort ä/ethérisch, das zwar von Ä/Ether kommt, in dessen ungewöhnlicher Betonung sich aber die Tatsache spiegeln könnte, daß dieses Adjektiv »in der Bedeutung stark verselbständigt« ist (Kluge) – was wiederum alle Lutheraner, die luthérisch sagen, nachdenklich stimmen sollte.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 25.08.2010 um 22.35 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#6772


Zu #6768: Die Betonung ist alt, älter als ich jedenfalls. Sie war meine erste. Ich habe erst später von korrigierenden Lehrern gelernt, daß man nach Luther eben bloß lutherisch ist. Aber diese Lehrer waren selten und bei der einfachen Religionsbezeichnung nicht gerade erfolgreich. Die eigenartige Betonung haben wir wohl, weil einige eben kathólisch sind, andere sind evangélisch, wieder andere anglikánisch, wenn nicht sogar episkopeliánisch, selbst buddhístisch ist man mit Betonung vor dem "isch", — wer wollte bei sowas schon nur noch einfach lutherisch sein?
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Michael Krutzke
Bremen

Dieser Beitrag wurde am 25.08.2010 um 08.02 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#6769


Eher weltlich-putzig: buchhaltérisch.
(Ev. Theologen sind auch sonst kreativ. Superintendenten wird gern die Zahl der Silben gekürzt: „Superndent“. Wobei die Honneckersche „Dtschekratscheplik“ in dieser Disziplin unerreicht ist.)
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 24.08.2010 um 20.22 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#6768


Putzig ist auch die Betonung luthérisch, die sich in Theologenkreisen verbreitet hat.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 24.08.2010 um 15.49 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#6766


Frei nach Luther: "Fast 200 Gemeinden der luthernischen Kirche haben sich von der evangelisch-lutheranischen Kirche in den USA abgespalten". Sie sähen's anders als die "in der Evangelisch Lutherischen Kirche". (welt.de, 24.8.)
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 20.08.2010 um 00.12 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#6757


Welt-Online-Englisch mangelhaft ist dem Possessiv sein Tod: "Dabei sind die vier Kellnerinnen aus "Johnnys's Restaurant & Bar" in St. Louis doch einfach nur typisch deutsch – oder etwa nicht?" Dabei ist im Hintergrund des Fotos ein Schild mit durchaus deutlicher Aufschrift "Johnny's Restaurant & Bar" zu sehen. (welt.de, 19.8.)
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 23.06.2010 um 09.32 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#6534


Weil mir kürzlich in Zeitungen mehrmals das Wort "Geschmäckle" aufgefallen ist und ich es im Wörterbuch nicht finde, hier eine mögliche Übersetzung ins Englische dafür, wenn's sich um einen kleinen negativen Beigeschmack bei etwas handelt: have a little wrinkle.
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Oliver Höher
Braunschweig

Dieser Beitrag wurde am 20.06.2010 um 11.36 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#6520


Lieber Herr Achenbach,

ich bin mit Ihrer ausführlichen Unterscheidung fast völlig einverstanden. "Die drei Musketiere" von Dumas dürften neben "Zorro" tatsächlich das bekannteste Beispiel für das Filmgenre "Mantel-und-Degen" sein. Von einem Mantel-und-Degen-Roman würde ich hingegen nicht sprechen. Der Terminus ist mir auch als Romanform unbekannt. Die aktionsbetonten Fechtszenen spielen natürlich im Roman keine solche Rolle wie im Film. Möglich ist, daß der amerikanische Groschenroman "Zorro" den Fechtkünsten breiteren Raum gibt, da als ihr Resultat doch stets das geritzte "Z" zurückbleibt. (Ich muß gestehen, daß ich den Roman nie gelesen habe und auch nur einige der Filme kenne.)

Lady de Winter ist in Dumas' Roman nun freilich Geheimagentin im Dienste Richelieus. Ob das schon ausreicht, um hier "secret agents and espionage" zu sehen, mögen andere beurteilen.

Nun habe ich den Hinweis von Herrn Ludwig so verstanden, daß der Zeitungsschreiber sich in der Formulierung deutlich vergriffen hat. Bei uns besteht ein leichter Dissens, was nun im einzelnen schiefhängt, aber wir sind uns wohl einig, daß die Phrase so nicht zusammenpaßt. Ich habe sie etwas anders interpretiert, und wir müßten nun eigentlich den Autor fragen, um völlige Klarheit zu bekommen.
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Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 20.06.2010 um 07.55 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#6519


Ein "Swashbuckler" Roman/Film entspricht im Französischem dem "roman/filme de cape et d'epée", was wiederum vom Spanischen "comedia di capa y espada" (mit etwas anderer Bedeutung) herkommt. Ein Beispiel wären "Die drei Musketiere".

"Cloak-and-dagger" kommt zwar wahrscheinlich aus dem Französischen, bezeichnet im Englischen aber "melodramatic intrigue and action usually involving secret agents and espionage" (Merriam-Webster).

Ob "Mantel und Degen" im Deutschen nun die französische oder die englische Bedeutung hat, ist mir unklar. Jedenfalls würden "Mantel-und-Degen-Spekulationen", nimmt man die englische Bedeutung, im Deutschen in etwa "Spekulationen über geheime/schmutzige Intrigen hinter den Kulissen" bedeuten. Das ist es wohl, was der Autor meint und was im gegebenen Zusammenhang durchaus Sinn ergibt.
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Oliver Höher
Braunschweig

Dieser Beitrag wurde am 19.06.2010 um 13.23 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#6516


Ich habe vielmehr den Eindruck, daß weniger "Mantel-und-Degen" (so müßte man es wohl durchkoppeln), als vielmehr die "Spekulation" der Griff daneben ist.

"Mantel-und-Degen" ist meiner Erinnerung nach ein Filmgenre und heißt auf englisch tatsächlich "swashbuckler" – und nicht "coat and dagger". Kennzeichnend für dieses Filmgenre sind die häufigen Degenkämpfe und eben die historischen Kostüme, zu denen auch Mäntel gehören. Spekulationen sind in diesen Filmen selten zu finden, viel eher Intrigen und – bedingt durch den Namen – viel Kampfspektakel. Und genau das hatte der Schreiber hier wohl im Kopf und durch seine Verwechslung bei uns Raum für abenteuerliche Spekulationen gelassen
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 19.06.2010 um 06.25 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#6514


Na, ein Degen ist wohl nur schwer als eine "concealed weapon" unterm Mantel mit sich zu führen: "Sicher indes ist, dass das so gut wie sichere Ende der geschäftsführenden Regierung von Jürgen Rüttgers die Gewichte in den Parteien, aber auch für die Bundesregierung erheblich verschieben wird. Weil das so ist, bietet die Kehrtwende viel Stoff für Mantel- und Degen-Spekulationen." (welt.de) Aber: Wo verbirgt sich bei dem Schreiber hier der Bindestrich, der zwischen "und" und "Degen" gehört; denn gemeint sind doch sicher nicht separate Mantelspekulationen (a) und (b) Degenspekulationen. Das ganze Bild übernimmt doch seine Dolchspitze bestenfalls nur vom engl. "coat and dagger".
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 12.06.2010 um 15.27 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#6499


Na, bei "Greece" hätten doch wohl einige nachgefragt:
Südkorea 2 : 0 Griechenl.
Argentina - : - Nigeria
(Welt.de, heute)
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 05.01.2010 um 23.28 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#5824


Na, das sind doch Anglizismen, die in Maschinen-Übersetzung ihren Ursprung haben: "US-Botschaft im Jemen öffnet wieder" und "Ein Polizei-Offizier wurde schwer verletzt." (dpa, 5.1.10) Oder? — Nett aber da "sogenannt" in "Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar hat vor einem voreiligen Einsatz sogenannter Körperscanner gewarnt."
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 16.09.2009 um 07.48 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#5369


Zur "Schwäche dieser Formulierung" in Herrn Achenbachs Zitat (#5367): Der hier gemeinte "independent clause" ist der mit der Struktur S-P[-O]. Dem kann also das "INTRODUCTORY ELEMENT" vorgefügt werden, und dem soll dann ein Komma folgen (und nur ausnahmsweise soll keins zu setzen möglich sein). Bei Reagans "There you go again" und Achenbachs "Here I am" zu sagen, "you may sometimes make a decision to leave the comma out", ist kein guter Rat, weil die Entscheidung, es drin zu lassen, eben nie richtig wäre.

Die Beispiele "There goes the train" und "I think, therefore I am" gehören nicht hierher. Das erste hat nicht die Struktur S-P[-O], sondern die dem deutschen parallele (alte) Struktur Adv.-P-S, und mein Beispiel dafür ist immer "Down went the axe." (Moderner ist da also schon des pensionierten Kapitäns Abschiedsausruf "Thar she goes.") Das zweite ist ein Satzgefüge aus zwei Hauptsätzen, jeder mit der Struktur S-P[-O], wo dem zweiten das "INTRODUCTORY ELEMENT" "therefore" vorgefügt wurde. Bei dem könnte ich mir durchaus auch die Schreibung vorstellen: "I think. Therefore: [oder Komma] I am." Sehr dramatisch, aber eigentlich genau das, was gemeint ist, nicht wahr? — Die Sekretärin hat unrecht??? Das sagen Sie ihr mal! "You may" heißt nicht "you must."

(Nebenbei: Die Wendung "to leave the comma out" kommte mir als die richtigere vor. Ich würde meist nicht, ich weiß nicht warum, "to leave out the comma" sagen, aber nicht, weil ich das etwa für falsch hielte. Jedenfalls sagt man ja auch "Leave it out", und nicht *Leave out it. Aber das hat wohl damit zu tun, daß das Satzende eine gute Stelle für was mit hohem Informationswert ist.)
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Wolfram Metz
Den Haag, Niederlande

Dieser Beitrag wurde am 15.09.2009 um 09.49 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#5368


Zu #5366:

Lieber Herr Achenbach, »Broccoli Gratin« mit »Gratin« als Bestimmungswort? Das kommt mir doch sehr gewöhnungsbedürftig vor. »Kartoffeln Gratin«?
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Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 15.09.2009 um 07.05 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#5367


Lieber Herr Riemer,
allgemein anerkannt ist wohl, daß das Komma bei einzelnene Wörtern wie therefore oder however auch weggelassen werden kann. In dem Buch "Grammatically CORRECT" von Anne Stilman heißt es:
"Exception
If an introductory element is short and the sentence would be quite clear without any breaks, you may sometimes make a decision to leave the comma out.
Finally he got up to leave.
...."
Insofern hat die von Herrn Ludwig zitierte Sekretärin unrecht.
(Nebenbei: Die Wendung "to leave the comma out" kommte mir etwas steif vor. Ich hätte eher, ich weiß nicht warum, "to leave out the comma" gesagt.)

Die allgemeine Regel wird in dem genannten Buch folgendermaßen formuliert:
"WHEN AN INDEPENDENT CLAUSE IS PRECEDED BY ANOTHER ELEMENT, PUT A COMMA AFTER THE INTRODUCTORY ELEMENT
An independent clause may be preceded by a dependent clause, a phrase or a single word."
Die Schwäche dieser Formulierung scheint mir aber zu sein: woher weiß ich, was zum "independent clause" gehört und was nicht? Herr Ludwig weist ja ganz zurecht (sorry: zu Recht) darauf hin, daß manchmal eine Abtrennung gar nicht möglich ist. Weitere Beispiele wären: "Here I am", "There goes the train", "I think, therefore I am".
Also kann das Komma nicht nur, sondern muß manchmal weggelassen werden. Gibt es dafür eine Regel?

Sie haben natürlich auch recht mit dem Hinweis auf den unterschiedlichen Satzbau im Englischen und im Deutschen. Das "introductory element" läßt sich im Englischen häufig (immer?) auch als Ankündigung verstehen, mit der Folge daß das Komma auch durch den Doppelpunkt ersetzt werden könnte, z.B. "Therefore: you must ..." oder "However: you must ...". Würde sich das vielleicht als Faustregel eignen?
Das geht auch im Deutschen: "Deswegen: Sie müssen darauf achten ...", aber eben nicht bei Inversion: "Deswegen müssen Sie darauf achten ...".

Allerdings richtet sich die Wortstellung im Englischen auch nicht so starr nach der Regel "Subjekt, Prädikat". In bestimmten Fällen tritt auch Inversion ein, wie das Beispiel "There goes the train" zeigt. Man kann sagen "Here I am", aber auch "Here am I" - mit gewisser Bedeutungsnuance. Gibt es dafür Regeln?
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Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 15.09.2009 um 04.41 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#5366


Zu #5270:
Der Bindestrich bei "Broccoli-Gratin" erscheint mir nicht zwingend. Das hängt davon ab, was man als Grund- und was man als Bestimmungswort ansieht.
"Boroccoli-Gratin" ist ein Gratin, das (der?) mit Broccoli zubereitet wird. "Broccoli Gratin" ist dagegen Broccoli, der als Gratin zubereitet wird. Im zweiten Fall fühle ich mich verführt kleinzuschreiben: "Broccoli gratin" - so wie "Schnitzel natur".
Mir scheint eher, daß bei "Maggi Ernährungs-Tipp" ein Bindestrich zuviel und ein Bindestrich zuwenig ist. Ich würde schreiben: "Maggi-Ernährungstip(p)". Allerdings scheint es mir eine starke Tendenz zu geben, bei Eigennamen auf die Zusammensetzung (mit oder ohne Bindestrich) zu verzichten. Der Eigenname wird gewissermaßen attributiv gebraucht. "Maggi Ernährungstip" erschiene mir deshalb auch noch akzeptabel. Dagegen finde ich es sehr unschön, ohne Not hinter ein Fugenelement einen Bindestrich zu setzen.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 14.09.2009 um 08.28 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#5365


Wir sollten nie vergessen, daß unsere Satzzeichen ja Pausen- und Intonationszeichen sind und daß unser Komma ja auf den Schrägstrich zurückgeht und dessen Miniaturausgabe ist. Es zeigt also ganz vernünftigerweise eine Pause an, die keine Satzendepause ist. Wirkliche Mißverständnisse sind auch bei längeren adverbialen Ausdrücken am Anfang meist nicht möglich; aber um ihr Ende vorauszusehen und also flüssig zu lesen, da hilft schon ein Zeichen fürs Auge. Während dem "therefore" dramatisch eine kleine Pause folgen *kann*, ist sie bei Ronald Reagans "There you go again" geradezu unmöglich.

"Einfache" Regeln fördern zwar Selbstsicherheit, aber nur, weil wir nicht immer gleich an alle Fälle denken, die sie erfassen würden. Den gleichen Fehler haben die Rechtschreibreformer gemacht, weil sie nicht wußten, wo ihr Dudenwissen eben was nicht richtig erklärte oder wo sie nicht mal das richtig hatten.
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 14.09.2009 um 01.27 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#5364


Vielleicht läßt man das Komma nach einzelnen Wörtern wie therefore in relativ einfach gebauten Sätzen auch manchmal weg, wenn kein Mißverständnis möglich ist?
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 13.09.2009 um 17.12 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#5363


(Re #5272) Zu Herrn Riemers "(auch wenn sie nur aus einem Wort bestehen) im Englischen immer mit Komma abgetrennt": Das ist die "Regel", und wer sich daran hält, kann nichts falsch machen, weil er ja die "Regel" dazu zitieren kann. So sagte mir mal ein Kollege aus der Englischabteilung, ich brauchte nach einem meiner "therefore" am Anfang kein Komma zu setzen. Die Sekretärin da zitierte mir jedoch auf die gleiche Frage gleich den von Herrn Riemer zitierten Satz.

Das mit dem Komma bei einer vernehmbaren Pause ist aber sehr gut: Es setzt in der Verschriftung das "topical subject" vom "grammatical subject" ab (im Japanischen unterscheiden die Postpositionen "wa" und "ga" die beiden voneinander). Da im Deutschen mit Hilfe des (älteren) Endungssystems das grammatische Subjekt leichter identifiziert werden kann (jedenfalls eher, wobei auch der Sinn des Satzes natürlich hilft), braucht das "topical subject" keine besondere Hervorhebung durch Pause. Aber gute Journalisten wissen natürlich: Das, worum's geht, zuerst! (und sie müssen nicht erst übers Englische was Wichtiges lernen und es dann im Deutschen falsch anwenden).
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 13.09.2009 um 16.40 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#5362


Welt.de-Übersetzung der "höllischen Worte" der schlechten Verliererin S. Williams: „Bei Gott, ich schwöre, dass ich dir einen dieser verdammten Bälle in den Hals schiebe. Ich schwöre es.“ (www.welt.de)
Dazu: a. Ein Fluch ist kein Schwur. Und was S. Williams wirklich gesagt hat, ist b: "If I could, I would take this ... ball and shove it down your ... throat", wobei die drei Pünktchen, die unsere Regionalzeitung hier höflichst für Ausgelassenes setzt, für das Präsenspartizip eines auch im deutschen Sprachraum sehr bekannten F-Wortes stehen.
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Stephan Lahl
Hemhofen

Dieser Beitrag wurde am 26.08.2009 um 11.17 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#5288


Könnte sein. Wobei sich der Fehler aber inzwischen selbständig gemacht hat. Mir ist er inzwischen auch schon öfter passiert.
Das gefühlte Komma, purzelt hinter komplexe Nominalphrasen am Satzanfang, vielleicht, weil Schreiber dort oft eine kurze Pause machen, um den Rest des Satzes zurechtzustöpseln.
Dieses falsche Komma, sieht nicht nur seltsam aus, sondern nervt auch, wenn man es selbst gesetzt hat...
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 22.08.2009 um 22.21 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#5272


Im Englischen würde dort m.E. ein Komma gesetzt. Soweit ich weiß, werden Adverbialbestimmungen am Satzanfang (auch wenn sie nur aus einem Wort bestehen) im Englischen immer mit Komma abgetrennt. Das liegt an der unterschiedlichen Wortstellung: Subjekt, Prädikat, Objekt. Auf englisch wäre die Reihenfolge ja etwa so:
Bei Verwendung von frischem Broccoli, dieser muß vorgekocht werden ca. 5 Min.
Würde man hier kein Komma setzen, so wäre der Satz schwerer lesbar, und manch andere Fälle würden sogar zweideutig oder sehr unverständlich.

Ich könnte mir schon vorstellen, daß das Englische das falsche Komma im Deutschen manchmal mit verursacht.
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Rominte van Thiel
Röttenbach

Dieser Beitrag wurde am 22.08.2009 um 14.12 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#5270


In den letzten Jahren fällt mir eine Art von Kommasetzung auf, die früher - so meine ich - keinem Deutschen eingefallen wäre. Einerseits läßt man oft sogar bei Relativsätzen das Komma weg, im Glauben, so etwas sei wohl der Reform entsprechend. Andererseits findet man zuhauf Beispiele wie dieses:
"Broccoli Gratin
Bei Verwendung von frischem Broccoli, muss dieser ca. 5 Min. vorgekocht werden."
(Maggi Ernährungs-Tipp)
(Den Bindestrich bei Broccoli-Gratin scheint man für entbehrlich zu halten.)
Meine Frage: Geschieht das unter dem Einfluß des Englischen? Würde überhaupt im Englischen hier ein Komma gesetzt, oder wäre die Formulierung sowieso anders?
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 06.07.2009 um 17.16 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#5137


Präpositionen, Präpositionen / sind das schwerste auf der Welt
"'We were in the plane, ready for take-off, when he announced there was a technical problem and that an engineer might have to be flown out from Manchester to fix it,' he said." (news.bbc.co.uk)
Ich würde hier amerikanisch und überhaupt sagen: "be flown in from Manchester", aber ich verstehe natürlich auch so gleich, was hier gemeint ist. Klar reicht "from" schon, um die Idee des zusätzlichen (noch Adverbs) "out" hier auszudrücken, aber seien wir nie so unerzogen selbstsicher bei anderer Wahl der Präpositionen; ihr muttersprachlicher Gebrauch kann von Landschaft zu Landschaft und von einem Jahrzehnt zum andern verschieden sein.
Der unterhaltsame Artikel ist übrigens auch sonst ganz lesenswert; er endet mit: "It was reassuring to know the person who had fixed it was still on the aeroplane. What are the odds of something like that happening?" Wie schön wäre es, wenn unsere Rechtschreibverbesserer alle alles selbst sicher schrieben, statt nur selbstsicher herumzureden.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 09.10.2008 um 22.50 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#4034


>>Larry King: Sind die Mädchen involviert?
[Mrs.] Obama: Nein
Larry King: Eine Zehnjährige könnte es aber sein.
[Mrs.] Obama: Na klar, sie wissen, was passiert, aber involviert? Ich glaube, wir haben es so hinbekommen, dass sie nicht involviert sind, [...]<< (www.welt.de [9.10.08])
Das mit einer Menge, was die RSR verlangt oder zuläßt, — nicht gerade eine Hilfe für die Kinder, die durch Zeitunglesen was dazulernen wollen.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 29.06.2008 um 10.09 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#3543


Hier auf die schnelle was zur Informationsvermittlung vom Englischen ins Deutsche: "Gay läuft bei US-Trails 100 Meter in 9,77 Sekunden" (dpa-Meldung im Newsticker bei SZ.de und Welt.de). Gemeint sind sicher die "trials".
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Peter Henkelmann
Rockenhausen

Dieser Beitrag wurde am 03.01.2007 um 23.25 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#1264


Ich bin gerade dabei, einen linguistischen Text vom Deutschen ins Englische zu übersetzen. Dabei muß ich immer wieder feststellen, daß manche deutschen Wörter und Phrasen des öfteren einfach unter den Tisch fallen müssen. Das Pronominaladverb >dabei<, mit dem man so schön etwas anknüpfen kann, ist z.B. ein solcher Fall. Bei >wobei< kann man immerhin auf das Gerundium zurückgreifen.

Aber vor allem ist es schwierig, alle Adverbiale, die man in einen deutschen Satz einbauen kann, im englischen Satz unterzubringen. Ganz zu schweigen von der Kodierung der Informationsstruktur duch die Wortstellung.

Es würde mich mal interessieren, welche grammatikalischen Kategorien, Wörter, Konstruktionen usw. wegfallen müssen, wenn man englische Texte ins Deutsche übersetzt ...
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