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Nachrichten rund um die Rechtschreibreform

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04.04.2006
 

Schloßstraße oder Schlossstraße?
Berlin hat andere Sorgen

Die Schwerfällig- und Dickfelligkeit der deutschen Staatsverwaltung hat auch ihre angenehmen Aspekte.

Den Vorstoß einer beflissenen Lokalreporterin, Berliner Straßennamen reformkonform umzutaufen, wimmelten die angesprochenen Beamten kühl ab. Dabei hatte sich Claudia Fuchs sogar Beistand bei Rudolf Hoberg geholt.



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Kommentare zu »Schloßstraße oder Schlossstraße?«
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.08.2012 um 17.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=452#9075

... was soll in der Fressgasse entstehen ...?

Darunter heute im MM auf einer Doppelseite (28/29) noch einmal Fressgasse und insgesamt zehnmal Freßgasse bzw. Freßgass'.

Immerhin, die richtige Schreibung macht das Rennen.


Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 29.08.2012 um 23.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=452#9073

Noch ein Abriss in der Freßgasse

Unter dieser dicken Überschrift schreibt der Mannheimer Morgen heute auf Seite 25 im Text ganz tapfer und wie sich das gehört vier weitere Male den Namen Freßgasse. Aber dann passiert es eben doch: zum Ende hin noch zweimal Fressgasse.

Was allerdings die oft erwähnte Schloßstraße (Name!) im benachbarten Ilvesheim betrifft, so schert sich der MM sehr selten um deren richtige Schreibung.


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.04.2006 um 05.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=452#3809

Zunächst einmal ist sowieso keine Stadtverwaltung gehalten, die reformierte Rechtschreibung einzuführen (sofern diese überhaupt noch definierbar ist). Außerdem sind Straßennamen Eigennamen und unterliegen nicht der Normierung durch eine Schulorthographie. Konkret: Jede Straße, die zu einem Schloß führt oder in anderer Weise mit einem Schloß zusammenhängt, kann als eine Schloßstraße bezeichnet werden. Das ist dann ein Appellativum und unterliegt, wenn jemand das so will, der allgemeinen Orthographie. Wenn aber eine Straße bereits so heißt, dann ist es ein Eigenname. Man erkennt es u. a. daran, daß es das Schloß gar nicht mehr zu geben braucht, die Benennungsmotivation also entfallen ist.
Kartographen haben, wie in meinem Kritischen Kommentar angeführt [in der pdf-Datei auf S. 33; Red.], schon frühzeitig davor gewarnt, Toponyme auf die reformierte Rechtschreibung umzustellen. Der Duden (und Rudolf Hoberg) und meinetwegen auch irgendwelche DIN- und dpa-Ausschüsse können sagen, was sie wollen, sie befinden sich im Unrecht. Schon die Umstellung von Namen wie "Russland" oder "Elsass" ist ein Fehler. Der entscheidende Unterschied ist der zwischen Eigennamen und Appellativa und nicht der zwischen amtlichen und nichtamtlichen Eigennamen.


Kommentar von HeinerNie, verfaßt am 04.04.2006 um 22.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=452#3808

Uns stößt ja schon länger auf, daß auch die Orthographie der englischen Sprache dringend reformbedürftig ist; wenn bei uns sogar schon die Straßennamen auf Linie gebracht werden sollen, könnten wir dieses Problem hier in Deutschland doch gleich miterledigen - schließlich müssen schon unsere Grundschüler sich damit plagen. Aufgabe für einen neuen Rechtschreibrat?


Kommentar von Hans-Jürgen Martin, verfaßt am 04.04.2006 um 15.21 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=452#3806

Besonders unter Journalisten und Lehrern scheint es eine überdurchschnittlich große Zahl geradezu krankhaft eifriger "Reform"-Mitläufer zu geben. Mich erinnert dieses Verhalten an kleine Kinder, die zunächst das Tun ihrer Eltern (z. B. Haus- und Gartenarbeit) beobachten und nachahmen und deren Ge- und Verbote verinnerlichen und dann, wenn sie eine vermeintliche Abweichung von jenen Normen entdecken, ihre Eltern zur Einhaltung dieser Normen mahnen. (Die Erwachsenenwelt weist ja nicht wenige vermeintliche und tatsächliche Widersprüche auf.) Dieses liebenswürdige, geradezu charmante Verhalten ist wohl ein wichtiger Bestandteil kindlicher Entwicklung. Bei Erwachsenen wirkt so etwas eher kindisch und kann in seiner penetranten Ausprägung Ausdruck einer gestörten Persönlichkeitsentwicklung sein. Den "Rechtschreibreformern" kommen solche Mitläufer durchaus recht, beide Parteien, "Vorläufer" und Mitläufer, wähnen sich schließlich als Teil der gesellschaftlichen Avantgarde.

Im Falle des Artikels der Berliner Zeitung muß man schon froh sein, daß die Frage "Roßstraße oder Rossstraße?" lautet und nicht "Roßstraße oder Rossstrasse?" - offizielle "Strassen"-Schilder gibt es ja schon genug. Ansonsten steht viel Unsinn in dem Artikel, und auch ein Professorentitel schützt offenbar vor Dummheit nicht:
1. Die neue Rechtschreibung gilt überhaupt nicht für Straßennamen, sondern laut Urteil des Bundesverfassungsgerichts nur für Schulen. Die zitierten Ausführungsvorschriften zur Straßenbenennung sind also korrekt.
2. Eigennamen sind in der Tat von der schulischen "Rechtschreibreform" ausgenommen - aber: Ob die "Neue Roßstraße" nach einem Herrn "Roß" benannt ist oder nach dem (edlen) Roß, ist für bestehende Straßen ebenso irrelevant wie das, was der Duden oder die "Gesellschaft für Deutsche Sprache" will. Nicht nur Personennamen sind Eigennamen, sondern auch Straßennamen (man wohnt normalerweise nicht in "einer" Roßstraße), und diese genießen, wie gesagt, in der offiziellen Schulschreibung Bestandsschutz - und außerhalb der Schule sowieso). Eine Änderung solcher Namen wäre selbstverständlich eine Umbenennung, die z.B. von einer Bezirksvertretung zu beschließen wäre.
3. Selbst die Um- oder Neubenennung in reformierter Schulschreibung ist aus rechtlicher Sicht fraglich, da nach § 23 Abs. 1 VwVfG die Amtssprache deutsch zu sein hat und damit nur die im Geltungsbereich des Gesetzes übliche Sprache gemeint sein kann, also die Sprache, die als allgemein gesprochene und geschriebene Sprache akzeptiert ist. Daß diese nicht die Schriftsprache der "Rechtschreibreformer" ist, ist allgemein bekannt und durch repräsentative Umfragen belegt (siehe auch Prof. Erwin Quambusch: quam.pdf).


Kommentar von David Weiers, verfaßt am 04.04.2006 um 11.49 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=452#3804

Warum nur Straßennamen reformkonform umbenennen, warum nicht gleich Städtenamen nach Reformprinzipien ändern? Viele Schüler tun das sowieso schon, weil sie in Erdkunde ohnehin Nieten sind und die Reformregeln immer allzu konsequent anwenden.
Dann hieße es in Zukunft: Berrlihn bzw. Berrlien, Branndenburg, Pottsdamm, Kölln, Münnchen, Hammburg, Frankfurrt -- das käme den Kindern entgegen, sie könnten sich besser orientieren.

Und mit Vornamen sollte man dann direkt weitermachen; eingedeutscht und angepaßt sieht das vielfach einfach fortschrittlicher aus: Sebasstian, Karrmen, Mattiass, Kattarihna, Anndreass, Jassper, Eliass, Jassmien usw. Damit die Kinder dann sehen, daß ihre Eltern bei der Namensgebung grenzenlos angestaubt und "ewig gestrig" gehandelt haben, werden die Eltern von seiten der Schulen gerügt und es werden Verfügungen erwirkt, daß die Namen jeweils geändert werden müssen. Zum Wohle der Kinder. Denn wenn die schon durch ihre eigenen Namen verwirrt werden... das ist ja schlimmer, also durch den reaktionären Buchbestand des Elternhauses! Das geht nicht!

Also ich wäre für radikalere Durchsetzung der Reform. Ansonsten ist die Verwirrung doch nur noch größer!

Und dann gleich auch noch die Existenz des Menschen in sämtlichen Bereichen verlogisieren und regelkonformer gestalten. Geht ja nicht an, daß man sich da an Gewohnheiten und Traditionen orientiert! Wie soll man das den Kindern erklären! Die Ärmsten! Das muß vereinfacht werden!
Z.B. beim Gehen: Wer kurze Schritte macht, soll fest auftreten, das entspricht einem Doppelkonsonanten nach kurzem Vokal. Wer lange Beine hat, der soll hingegen nur sanft den Boden berühren. (So könnte man Reime und Marschlieder komponieren, damit Kinder sich Rechtschreibregeln besser einprägen können. Auch kämen die Kinder dadurch mal in Bewegung.)
Das Liebesleben ließe sich dann analog dazu gestalten: Wer vom Wuchs her klein ist, der soll nur kurze Liebesakte vollziehen. Wer allerdings groß ist, der soll bitteschön länger machen! Daraus ließen sich dann Vorschriften zur Regulierung des Bevölkerungswachstums des Planeten ableiten.

Ich glaube, es gibt noch viel zu reformieren! Unsere Kinder werden es uns danken! Wird ja auch Zeit, daß wir traditionssüchtigen Spießer endlich mal abtreten...


Kommentar von R. M., verfaßt am 04.04.2006 um 10.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=452#3802

Der Vogel hat am Kopf eine auffällig weiße Stelle. Daher der Name: »Ein weißes längliches Zeichen oder Fleck an irgend einem Theile eines Thieres, besonders an dessen Stirn und Füßen, in den gemeinen Mundarten, besonders Niedersachsens. Ein Pferd mir einer weißen Blässe. In Bremen führet nur ein weißer Streifen auf der Nase der Pferde und des Rindviehes diesen Nahmen, dagegen ein runder weißer Fleck vor der Stirn daselbst Rolle, und in andern Gegenden ein Stern heißt. Auch das Thier selbst, welches auf solche Art gezeichnet ist, wird in Niedersachsen Blässe genannt. S. Bläßhuhn.« (Adelung) -- Von einer Empfehlung des Rechtschreibrates zur Umbenennung von Straßennamen ist bisher nichts bekannt geworden. Liegt da vielleicht eine Verwechslung von GfdS und RfdR vor?


Kommentar von rrbth, verfaßt am 04.04.2006 um 10.09 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=452#3801

Hm, „Bläßhuhn“?
Ich dachte, es hieße – Achtung, Etymologie – Bleßhuhn, weil der Vogel eine Blesse am Kopf hat. Blaß ist weder der Vogel noch dessen Kopf.
Hat es da eine klassenüberspringende Einkreuzung mit einer Gams gegeben?

Grad hab ich in einem mikrosoftigen Landkartenprogramm nachgeschaut: Das kennt sowohl Bless- als auch Blässhuhnwege, allerdings keine Bleß- oder Bläßhuhnwege.


Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 04.04.2006 um 09.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=452#3800

Verkehrte Welt

Eine Claudia Fuchs als Vertreterin einer freien, unabhängigen Presse faselt von jetzt gültigen "offiziellen" Schreibweisen. Auf Recht und Gesetz vereidigte Verwaltungsbeamte hingegen sagen sich: Was geht uns der Blödsinn an, der augenblicklich in der Schule Mode ist? - Nebenbei wäre es schon interessant, ob solch eine Korrektur einer Umbenennung gleichkommt.



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