08.06.2016


Ex-Staatssekretär Josef Lange soll Rechtschreibrat führen

Als der Rat für deutsche Rechtschreibung 2004 antrat, den „Sprachfrieden“ herzustellen, herrschte ein wahrer Rechtschreibkrieg. Der ist inzwischen vorbei - nun nimmt „Mr. Rechtschreibung“ Hans Zehetmair seinen Hut. Bald wird ein Nachfolger gewählt.

dpa und Zeitungen 1. Juni 2016
Hannover.Der ehemalige niedersächsische Staatssekretär Josef Lange (68) soll den Rat für deutsche Rechtschreibung leiten. Er ist einziger Kandidat für die Nachfolge von Hans Zehetmair (79) an der Spitze des Gremiums, das seit 2004 die maßgebliche Instanz in Fragen der Rechtschreibung ist. Das geht aus der am Mittwoch versandten Einladung zur nächsten Sitzung des Rats am 24. Juni in Vaduz (Liechtenstein) hervor. Auf der Tagesordnung steht die Wahl des neuen Vorsitzenden.
Die Kultusministerkonferenz und die zuständigen Institutionen der anderen deutschsprachigen Länder, die im Rat vertreten sind, haben sich demnach auf Lange geeinigt. „Ich freue mich über das Vertrauen der staatlichen Stellen im deutschsprachigen Raum und bin gern bereit, diese Funktion zum Wohl der Allgemeinheit wahrzunehmen“, teilte Lange mit. Der Historiker und Theologe war von 2003 bis 2013 Staatssekretär im niedersächsischen Wissenschaftsministerium. In den 90er Jahren war er Generalsekretär der Hochschulrektorenkonferenz.
Der ehemalige CSU-Politiker Zehetmair steht dem Rechtschreibrat seit der Gründung des Gremiums im Jahr 2004 vor und gilt als „Mr. Rechtschreibung“. Zum zehnjährigen Bestehen des Rates 2014 hatte er seinen Rückzug für Ende 2016 angekündigt.
Die Rechtschreibreform von 1996 hatte zu leidenschaftlichen Debatten geführt. Jahrelang tobte ein Streit um die richtige Schreibweise von Delfin oder Delphin, Fuss oder Fuß, Dampfschifffahrt oder Dampfschiffahrt. Der von den staatlichen Stellen beauftragte Rechtschreibrat sollte den „Sprachfrieden“ wiederherstellen. Er hat 40 Mitglieder aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, dem Fürstentum Liechtenstein, der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens.
„Damals gab es Leute, die Angst hatten, die Welt bricht zusammen, wenn man ein Wort so oder so schreibt“, sagte Zehetmair zum zehnjährigen Bestehen des Rates. „Dabei gibt es längst ganz andere Herausforderungen: Sprache ist verkommen. Sprache ist zu sehr dem Konsum gewichen, der Passivität, und ist zu wenig schöpferisch.“


Quelle: Mittelbayerische Zeitung
Link: http://www.mittelbayerische.de/bayern-nachrichten/ex-staatssekretaer-josef-lange-soll-rechtschreibrat-fuehren-21705-art1385712.html

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