05.12.2004


Reiner Kunze

„Gnadenlos für die Kinder …“

Den Brief von Andreas Digeser an Marcel Reich-Ranicki – siehe dort – zitiert und kommentiert Reiner Kunze so:

»Die Meinung, man könne mit der Getrennt- bzw. Zusammenschreibung Bedeutungsunterschiede suggerieren, ist ein Irrglaube.«

Da kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln. Und über den Rest des Briefes auch.

Müsste ich entscheiden: ein Herz für Kinder oder Zurschaustellung meines ›hohen‹ Bildungsgrades, so würde ich mich gnadenlos für die Kinder entscheiden.«

Als ginge es darum, den eigenen Bildungsgrad zur Schau zu stellen, oder ein Herz für Kinder zu haben. Demagogischer geht es nicht.

Der Schluß ist unglaublich. Hat dieser Mann noch nie etwas davon gehört, daß es zwei Arten von Schreibweisen gibt, eine auf Konvention beruhende (seyn/sein), deren Veränderung weder die Bedeutung noch die grammatische Funktion des Wortes betrifft, und eine, die mit dem Ausdruck eines bestimmten Sinnes verbunden ist?



Die Quelldatei dieses Ausdrucks finden Sie unter
http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=156