22.05.2007


Theodor Ickler

FAZ-Hausorthographie

Ein interne Handreichung

Die FAZ hat mir freundlicherweise ihre interne "Handreichung" zur Verfügung gestellt:

Allgemein folgen wir den Vorschlägen des Wahrig-Wörterbuchs. Wo die reformierte Rechtschreibung Varianten zulässt, wählen wir die bisher verwendete Schreibung.
So schreiben wir beispielsweise weiterhin „selbständig“.

In einigen Fällen entscheiden wir uns für die bisherige Schreibung, auch wenn sie als Variante nicht mehr zugelassen ist (siehe unten; diese Wörter werden in die Schreibweisenliste im Intranet eingefügt).

Darüber hinaus ist in Zitaten auf die Übereinstimmung mit dem Zitierten zu achten.

Was ist besonders zu beachten?


ss/ß-Regel

Nach kurzem Vokal wird das „ß“ durch ein „ss“ ersetzt: dass, Russland. Überprüfen lässt sich das durch geeignetes Beugen: Kuss – Küsse; blass – blasse; Maß – Maße.


Groß- und Kleinschreibung

Nach der Reform der Reform werden wir hier weitgehend schreiben wie bisher:

von neuem, bei weitem, recht haben (aber: ein Recht haben), aufs angenehmste (adverbial),

Tausende und Dutzende,

auswärtige Kulturpolitik, schwarzes Brett, grüne Minna, blauer Brief, gelbe Tonne, grüne Welle, olympisches Feuer (keine Eigennamen),
Auswärtiges Amt, Ewige Stadt (Rom), Dreißigjähriger Krieg, Zweiter Weltkrieg, Grüne Woche, Olympische Spiele (Eigennamen oder Quasi-Eigennamen).

Beim Ohmschen Gesetz wollen wir den durch die Reform eingefügten Apostroph nicht hinzufügen (weil es ein Eigenname ist), während wir die brechtschen Werke kleinschreiben (adjektivisch gebraucht, aber kein Eigenname).

Personalpronomen werden (sofern nicht am Satzanfang) kleingeschrieben – also auch du, dein, dir, dich, ihr, euer, euch, wenn diese nicht in einem wiedergegebenen Brief o.ä. großgeschrieben werden.


Zusammen- und Getrenntschreibung

Auch hier werden wir Zusammenschreibung bevorzugen: haltmachen, achtgeben, selbstgebackene (Kekse).
Das betrifft auch eingedeutschte Substantive wie Knowhow, Comeback, Speeddating, Jobsharing, Hotdog, Fastfood, Feedback, Rushhour, Turnaround, Jointventure
(aber: Make-up, Sit-in)
Dabei sind selbstverständlich Sinn und Zusammenhang zu beachten: „Sie waren zusammengekommen, um über die Rechtschreibung zu reden. “ – „Sie waren zusammen gekommen und zusammen gegangen.“


Bindestriche

benutzen wir mitunter – aber nicht ausufernd -, um eine bessere Lesbarkeit zu erreichen (L,
oder zur Koppelung in Namen: Fazit-Stiftung, Friedrich-Ebert-Straße (aber: Ebertstraße, Zweidrittelmehrheit).


Drei aufeinanderfolgende Laute

werden stets geschrieben: Schifffahrt, Brennnessel, Stillleben, fetttriefend, Fetttropfen.


Eindeutschungen

werden – weil im Fluss!!! – unterschiedlich gehandhabt (und erstmal so wie bisher):

Foto, fotografieren – aber Photovoltaik,
Mikrofon, Megafon, Telefon – aber: Phono,
Grafik, Infografik – aber Geographie,

Differential – aber: differenzieren,
substantiell – aber: Substanz,
Lizentiat – aber: Lizenz,

Räson, Porträt – aber: Malaise, Mayonnaise, Necessaire,

Varieté, Exposé.


Trennungen

von Fremdwörtern orientieren wir uns wie bisher an den Bestandteilen, aus denen sie zusammengesetzt sind:
Ma-gnet, Chir-urg, Hekt-ar, Psych-iater, Inter-esse.

„ck“ wird, wo es für ein k-Laut steht, nicht mehr getrennt: me-ckern
Einzelne Buchstaben trennen wir nicht ab: Abend, Acker.

„st“ wird nach Sprechsilben getrennt: läs-tern, fas-ten.


Interpunktion

Sowohl ein angeführter Satz als auch der Begleitsatz behalten ihr Ausruf- oder Fragezeichen, dem Abführungszeichen wird der Begleitsatz mit Komma angeschlossen :
„Kommst du morgen?“, fragt er.
Fragtest du: „Wann beginnt der Film?“?


Wortliste: Abweichungen

behende
belemmert
einbleuen
Greuel, greulich
leid tun
numerieren
plazieren
Quentchen
rauh
schneuzen
Stengel
Tolpatsch
verbleuen


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http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=844