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24.11.2009
 

„Ohne Rückenwind der Rechtschreibreform“
Der schleppende Verkauf des Duden

Die 25. Auflage des Rechtschreib-"Duden" hat die Verkaufserwartungen bisher nicht erfüllt. In einem Interview mit dem Börsenblatt werden konkrete Zahlen genannt.

Und es wird darin nach dem Mehrwert für die Kunden gefragt. Von dem heißt es, er liege vor allem in der Korrektursoftware (und also nicht in dem Nachschlagewerk an sich), die zeige, »wie die Problemlösung "Rechtschreibung" in der Zukunft aussieht.«

Ob das die sich abzeichnende Dudendämmerung abwenden kann, muß sich erst noch erweisen.



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Kommentare zu »„Ohne Rückenwind der Rechtschreibreform“«
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Kommentar von Christian Dörner, verfaßt am 07.04.2012 um 20.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8996

Die Verramschung geht ungebremst weiter:

Während der vor wenigen Wochen von BILD für 12,99 Euro vertriebene »Volksduden« nur eine stark reduzierte Druckfassung (es fehlt neben zahlreichen Einträgen vor allem das komplette dudeneigene Regelwerk, so daß sich das Werk bestenfalls zum Nachschlagen einzelner Wörter eignet) von Band 1 und eine äußerst beschränkte Version der Rechtschreibprüfung auf CD enthielt (das Nachschlagen im Wörterbuch ist gesperrt und die Korrektur auf die Empfehlungen der Dudenredaktion zwangseingestellt), wiederholt der Dudenverlag nun die schon vor zwei Jahren (siehe hier) durchgeführte Verschenkungsaktion:

Der aktuellen Ausgabe der COMPUTER BILD (siehe hier) liegt wieder einmal sowohl der Rechtschreibduden (25. Auflage – bei der Aktion 2010 die 24. Auflage) auf CD als auch die Version 7.0 der Rechtschreibprüfung (2010 die Version 5.0) kostenlos bei.

Im Gegensatz zur CD, die man zusammen mit dem »Volksduden« erhielt, beinhaltet die Fassung von COMPUTER BILD keinerlei Einschränkungen: Man kann mit Hilfe der ebenfalls beiliegenden Office-Bibliothek beliebig im Duden nachschlagen, und die Rechtschreibprüfung läßt sich vollkommen frei konfigurieren (also beispielsweise auch die konservative Interpretation der Neuregelung oder die Presseorthographie anwählen).

Welche Strategie der Dudenverlag mit dieser seltsam anmutenden Vermarktungspraxis verfolgt, muß weiterhin offenbleiben.


Kommentar von Christian Dörner, verfaßt am 23.02.2011 um 00.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8511

Das angeblich nie geplante »Schnäppchen« von Weltbild ist plötzlich doch wieder da:

http://tinyurl.com/63dq8eu

Und auch der vorgesehene Preis hat sich nicht geändert: Es bleibt bei 14,99 Euro für das Paket, bestehend aus

• dem aktuellen Rechtschreibduden (25. Aufl. (2009)),
• dem aktuellen Fremdwörterbuch (10. Aufl. (2010)),
• der Office-Bibliothek, also dem Rechtschreibduden auf CD, sowie
• der aktuellen Version der Rechtschreibprüfung der Dudenredaktion, dem Korrektor 7.0.

Die bisherigen Ausgaben des Rechtschreibdudens (generell broschiert, aber identisch in Größe und Inhalt), die von Weltbild vertrieben wurden, waren in einer Hinsicht sogar der gebundenen Originalausgabe vorzuziehen: Sie waren druckfehlerkorrigiert.

Falls Weltbild das Angebot erneut kurzfristig zurückziehen sollte (angeblich ist alles ab sofort lieferbar), ist es hier noch einmal bildlich festgehalten:

http://tinyurl.com/6ajmgfc


Kommentar von Christian Dörner, verfaßt am 03.02.2011 um 15.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8493

Interessanterweise wird der Dudenverlag im März die 7. Auflage seines Universalwörterbuchs herausbringen, obwohl derzeit für eine Neuauflage orthographisch wenig Anlaß besteht. Möglicherweise möchte man mit der Neuauflage wieder einmal möglichen Änderungsplanungen durch den Rechtschreibrat von vornherein einen Riegel vorschieben (dies dürfte auch der Grund für die überhastete Herausgabe des neuen Rechtschreibdudens 2009 gewesen sein).

Ob die berühmten 18 Streichungsvorschläge des Rates trotz fehlenden offiziellen Beschlusses bereits berücksichtigt wurden? Man wird sehen ...

Bizarr ist hingegen das Zahlenspiel der Dudenredaktion, was den Stichwortbestand des nun von 2016 Seiten auf 2112 Seiten erweiterten Universalwörterbuchs betrifft:

Auf den jeweiligen Einbänden ist folgendes zu lesen:

6. Auflage (2006):

»Das umfassende Bedeutungswörterbuch der deutschen Gegenwartssprache mit

• mehr als 500 000 Anwendungsbeispielen sowie Angaben zu Rechtschreibung, Aussprache, Herkunft, Grammatik und Stil
• rund 150 000 Stichwörtern und Redewendungen
• übersichtlichen Kastenartikeln und praktischen Hinweisen zum angemessenen Wortgebrauch«

7. Auflage (2011):

»Das umfassende Bedeutungswörterbuch der deutschen Gegenwartssprache mit

mehr als 500 000 Stichwörtern, Bedeutungsangaben und Beispielen
rund 250 000 zusätzlichen Angaben zu Grammatik, Herkunft und Stil
einer tabellarischen Kurzgrammatik der deutschen Sprache«

Hat es jemand bemerkt? So leicht lassen sich optisch aus 150.000 scheinbar ganze 500.000 Stichwörter machen.

Und daß dieser Effekt durchaus gewollt ist, zeigt die zugehörige Pressemitteilung der Dudenredaktion:

»Die Nr. 1 der Bedeutungswörterbücher der deutschen Gegenwartssprache umfasst jetzt mehr als 500.000 Stichwörter, Bedeutungsangaben und Anwendungsbeispiele.«

Die Angaben zur Rechtschreibung werden hingegen zumindest auf dem Einband nicht einmal mehr explizit erwähnt ...


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2011 um 12.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8492

Am wahrscheinlichsten ist wohl, daß Bertelsmann den Markt nicht durch Überschwemmung mit billigen Wörterbüchern verstopfen will, denn wer würde die angekündigte Reihe Brockhaus-Wahrig erwerben, wenn er gerade fast dasselbe so billig bekommen hat?


Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 03.02.2011 um 10.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8491

Naja, Resignation weniger als Angst vor der eigenen Courage. Es würde sich, wie schon dargelegt, nicht um eine Verramschung handeln, sondern um einen Nachdruck in billigerer Ausstattung. Aber vielleicht kommt die ja doch noch.


Kommentar von Christian Dörner, verfaßt am 03.02.2011 um 00.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8490

Seit gestern (1. Februar) sollte das hier angesprochene Sonderangebot eigentlich bei Weltbild erhältlich sein. Allerdings wurde es vor wenigen Tagen vollständig von der Website des Verlags entfernt und ist auch mittels Suchfunktion nicht mehr auffindbar.
Die Mitarbeiter in der Filiale, in der ich nachgefragt habe, wissen von nichts. Angeblich auch nichts davon, daß ein solches Angebot jemals geplant gewesen wäre ...

Möglicherweise hat man nun doch ein wenig kalte Füße bekommen. Zwei vollständige und vor allem aktuelle Bände des Dudens (wenn auch mit einem anderen Einband, der aber nicht viel schlechter als derjenige der Normalausgabe sein kann) sowie zusätzlich den Rechtschreibduden auf CD und als Bonus sogar noch die Korrektursoftware für zusammen unter 15 Euro hätten auch zu sehr nach Resignation ausgesehen, nicht wahr?


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2011 um 15.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8475

Im Gedenken an Johannes Rau erzählt die Rheinische Post folgende Anekdote:
Als Rau damals die Rechtschreibung in einem vorgelegten Text monierte, konterte Steinbrück, dass dies dem Duden entspreche. Darauf Rau: "Hier irrt der Duden."
Das soll erheitern, weil der Duden ja die Rechtschreibung selbst war und folglich nicht irren konnte. Aber dies war ja gerade der Irrglaube! Die Deutschen haben sich nie zu dem Gedanken aufgeschwungen, daß der Duden für erwachsene Menschen ein Buch wie alle anderen war und daher durchaus irren konnte und sogar sehr oft irrte. Das Verdruckste läßt kein rechtes Vergnügen aufkommen.


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2011 um 06.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8473

Danke für die fachmännische Erklärung, lieber Herr Lachenmann! Zum Duden wäre noch zu erinnern, daß die Einbände seit dem Verlassen des "Leinenstandards" immer schlechter geworden sind und sich nach einigen Wochen des Gebrauchs ablösen. Bestimmte Schwachstellen, für die ich als Laie keinen Namen habe, sind nach drei Tagen abgestoßen, und dann folgt bald der erste Einriß, und der Deckel fällt ab. Den Rechtschreibduden von 1996 habe ich viel benutzt, entsprechend zerfleddert steht er im Regal. Dasselbe gilt übrigens für das dicke und schwere Universalwörterbuch mit seinenm unproportioniert schwächlichen Einband.

Der Plastikeinband der Langenscheidt-Wörterbücher hält besser, ich weiß nicht, warum ausgerechnet der Duden nicht etwas haltbarer hergestellt ist – es sei denn, man hat von vornherein mit dem Übergangscharakter aller Reformfassungen gerechnet. "Schönstes deutsches Buch"? Das ist zum Lachen.
Wir benutzen auch noch täglich den über 30 Jahre alten Muret/Sanders in schwerstem Ganzleinen, er ist fest wie am ersten Tag, und so sollte es bei Wörterbüchern sein.


Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 17.01.2011 um 19.03 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8472

Bei dem Angebot von Weltbild handelt es sich nicht um eine Verramschung, sondern um eine „Weltbild-Sonderausgabe“. Die Originalausgaben beider Wörterbücher und des Konverters werden weiterhin zu den bisherigen Ladenpreisen gehandelt.

Die Weltbild-Sonderausgabe unterscheidet sich von den Originalausgaben soweit erkennbar nur durch den Einband. Die Terminologie des Verlagswesens zur Bezeichnung der unterschiedlichen Einbandarten ist allerdings nicht gerade verbraucherfreundlich. So heißt die früher als „Pappband“ bezeichnete Ausführung neuerdings schlicht „Gebunden“. Nun unterstellt man ja einem Buch grundsätzlich, daß es „gebunden“ ist, so daß der Verbraucher eigentlich überhaupt nichts über die Qualität der Einbandes weiß. Aber „Pappband“ wirkte vielleicht eben doch ein bißchen minderwertig. Jedenfalls weiß man, wenn ein Buch als „Gebunden“ bezeichnet wird, daß es weder die noch billigere Broschur noch die teurere „Leinen“-Ausführung ist (unter dem Leinen befindet sich allerdings auch nichts anderes als Pappe).

Die Normalausgaben der Duden-Bände sind laut Werbung „Gebunden“, es sind also Pappbände, hier mit einem Überzug aus einer speziell für Bucheinbände gefertigten Papiersorte, die strapazierfähiger ist als normales Druckpapier. Solche Einbandpapiersorten gibt es in vielen Farben und mit verschiedenen Prägungen, die meistens irgendwie an Leinen erinnern sollen. Für ein Gebrauchsbuch wie den Duden ist das eine durchaus zweckmäßige Einbandart.

Lustig ist beim Angebot von Weltbild, daß dort durchaus korrekt der Unterschied der Einbandart genannt wird. Aber: gewöhnliche Broschuren sind die Bände bei Weltbild nicht, sondern „Hochwertige“ Broschuren. Das ist wie „hochwertiger Muckefuck“. Naja, wenn es der Wahrheitsfindung zwar weniger aber dem Verkauf dient...


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.01.2011 um 16.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8471

Es trifft zu, daß die Rechtschreibreform dem Verlag 1996 aus einer miesen Geschäftslage herausgeholfen hat. Vor allem nach dem schweren Schlag, den Zehetmair unter dubiosen Umständen 1995 gegen den Duden geführt hatte. Das Einstampfen einer ganze Auflage ist für ein so kleines Unternehmen nichts Geringes. Nach dem einzigartigen Boom von 1996 ging es dann aber nur noch bergab. Hiesige Buchhändler haben mich auf dem laufenden gehalten, was das gesamte Wörterbuchgeschäft betraf.
Inzwischen haben sich die elektronischen Medien so weiterentwickelt, daß das goldene Zeitalter gedruckter Wörterbücher bestimmt nie wiederkommt. Wenn man nun die Versuche des Dudenverlags sieht, sein Angebot zu diversifizieren, weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll.


Kommentar von B Janas, verfaßt am 17.01.2011 um 11.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8470

Vielleicht konnte Duden ja nur dank der Reform noch ein paar Jahre über Wasser bleiben? Nun aber verstärken sich gegenseitig die reformbedingte Gleichgültigkeit und das Empfinden, dank Google und Software (aber Microsoft, nicht Duden) kein papierenes Orthographie-Wörterbuch mehr zu brauchen.
Eine weitere Reformrunde verspricht jetzt wohl keine Rettung mehr. Allerhöchstens noch ein Traditions-Duden, schweinsledergebunden und mit Goldschnitt, der zugleich den (unverdorbenen) Schreibgebrauch des 20. Jh. endlich komplett dokumentieren würde. Denn das ist eine Lücke.


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.01.2011 um 10.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8469

Das ist nun schon etwas anderes als ein Sonderangebot, das ist der Ausverkauf! Mit welchem Argument sollte eine 26. Auflage beworben werden? Es sieht ganz böse aus für den Duden!


Kommentar von Christian Dörner, verfaßt am 16.01.2011 um 21.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8467

Es geht weiter:

Ab sofort wird der aktuelle Rechtschreibduden (Band 1) zusammen mit der Neuauflage des Fremdwörterbuchs (Band 5) und dem Korrektor für 14,99 Euro verramscht: http://tinyurl.com/6f7h7qz

Dies klingt wahrlich nicht danach, daß sich diese Bücher sowie die Korrektursoftware zum regulären Preis gut verkaufen ließen.


Kommentar von Christian Dörner, verfaßt am 01.04.2010 um 13.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8151

Nachdem der Dudenverlag vor kurzem bereits

• seine Software Duden Korrektor und
• die elektronische Ausgabe des Rechtschreibdudens

verschenkt hat (siehe hier: http://tinyurl.com/yh5g8db), folgt nun der nächste Schritt.

Gerade einmal ein ein paar Monate nach dem Erscheinen der 25. Auflage verscherbelt der Verlag das brandneue Buch (ein Verschenken ist bei einem Druckerzeugnis schließlich leider nicht möglich) zum halben Preis: http://tinyurl.com/ydfwwnj

Ob nun bald das von uns vermutete gemeinsame Rechtschreibwörterbuch von Duden und Wahrig herauskommen wird? Man wird sehen.


Kommentar von B Janas, verfaßt am 09.03.2010 um 12.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8109

Fehler wie "Frist wahrendes Schreiben", "... können wir nicht mehr gut machen" oder "es war bekannt geworden, das ..." findet der Korrektor in keinem Fall und bei keiner Einstellung. Und wie denn auch - da stehen korrekt geschriebene Wörter nebeneinander, der kontextuale Sinn bleibt jedem Algorithmus verschlossen.

Die Werbung, "selbstverständlich immer auf Basis der geltenden Rechtschreibregeln. ... So sind Sie immer auf der sicheren Seite." hat mit der Realität wenig zu tun, gerade wo es um die von der Reform erst induzierten Neufehler geht. Hat bei "Computer Bild" aber keiner gemerkt.


Kommentar von B Janas, verfaßt am 08.03.2010 um 12.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8108

Ganz praktisch, dieser Online-Duden: Man sieht sofort die falschen Schreibungen, die sind alle rot. An manchen Stellen in den erklärenden Zusätzen hat man die bewährten Schreibungen schon mal wieder eingesetzt, hier gleich zwei:

mons|t|rös (furchterregend scheußlich; ungeheuer aufwendig)


Kommentar von Christian Dörner, verfaßt am 05.03.2010 um 10.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8107

Mit dem Duden scheint es weiter bergab zu gehen, denn es werden (in Zusammenarbeit mit der Axel Springer AG, dem vielleicht einzigen bedeutenden Konzern, der die Duden-Orthographie nutzt) jetzt die letzten Register gezogen, um die erst wenige Monate alte Neuauflage des Rechtschreibdudens sowie dessen Schreibempfehlungen unters Volk zu bringen:

Der aktuellen Ausgabe der Computer Bild liegt sowohl die Vollversion des Duden Korrektors als auch damit der komplette Duden als Software auf DVD kostenlos (!) bei (während das aus dem gedruckten Duden und einer CD bestehende Medienpaket, welches bis zum 31. Dezember 2009 für 25 Euro beworben wurde, nur eine stark abgespeckte Variante des Korrektors beinhaltete).

Siehe u. a. hier:

http://www.duden.de/deutsche_sprache/news.php?mid=157

http://www.computerbild.de/artikel/cb-Heft-Aktuelle-Ausgabe-902944.html

Der Verkauf des neuen Dudens scheint so schlecht zu laufen, daß man die Software inzwischen verschenken muß, um wenigstens die Empfehlungen der Dudenredaktion noch auf ein paar PCs durch die Hintertür zur Standardeinstellung machen zu können und ihnen dadurch ein wenig mehr Verbreitung zu verschaffen.


Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 29.01.2010 um 18.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8072

Aber Herr Roth, Sie haben doch gar nicht bald gesteigert, sondern bloß das durchaus gängige, uralte Wort baldigst verwendet.


Kommentar von Arno Pielenz, verfaßt am 29.01.2010 um 16.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8071

"Bald" kann man nicht steigern. Doch, Herr Roth, wenn man Goethe heißt:
Das ist bald gesagt
Und bälder noch getan.
Faust I


Kommentar von Robert Roth, verfaßt am 28.01.2010 um 20.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8070

Ich sehe gerade: bald kann man nicht steigern. Also: umgehend.


Kommentar von Robert Roth, verfaßt am 28.01.2010 um 20.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8069

Für Rückenwind beim Duden-Verkauf sorgt jetzt die Aufforderung der/des "Deutschlehrenden" an die Klasse 8, die meine Enkelin besucht, sich unbedingt und baldigst den neuen DUDEN zu kaufen.

Es ist gut für meine Nerven, daß ich als Opa nicht mehr direkt betroffen bin und nicht mehr im Elterbeirat sitze.


Kommentar von Germanist, verfaßt am 12.12.2009 um 19.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8041

Nachdem für die Adligen die Mehrfach-Familiennamen jahrhundertelang selbstverständlich waren, emanzipieren sich jetzt auch die Bürger mit solchen.


Kommentar von Robert Roth, verfaßt am 12.12.2009 um 19.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8040

Einspruch, Herr Metz, Sie haben die "Halbwertszeit" bis zum Erscheinen der nächsten Duden-Auflage nicht einkalkuliert.


Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 12.12.2009 um 19.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8039

Der naive Glaube, ein Wort sei erst dann ernst zu nehmen und könne nur dann mit gutem Gewissen verwendet werden, wenn es im Duden steht, ist erstaunlich weit verbreitet. Die Dudenredaktion hat ein Interesse daran, diesen Glauben zu nähren. Nicht umsonst stellt sie bei jeder Neuauflage die Zahl der Neueinträge heraus. Spaßige Ad-hoc-Bildungen wie Emanzipationsbindestrich haben selbstverständlich nichts im Duden zu suchen, und sei es nur, weil dieses Wort orthographisch völlig unproblematisch ist. Auch die Eintagsfliege Abwrackprämie ist in einem Wörterbuch, zumal in einem Rechtschreibwörterbuch, fehl am Platz. Dennoch steht das Wort jetzt im Duden – und wird wohl auch noch in der nächsten Auflage stehen, wenn kein Mensch mehr weiß, was die Abwrackprämie war.


Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 12.12.2009 um 17.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8038

Ich finde "Emanzipationsbindestrich" gut; allerdings ist das nicht der bei Doppel*vor*namen. Bisher hatte ich in dem gemeinten Zusammenhang nur von Bindestrichdamen gehört, — nein, es war nicht Bindestrichnamen. *Emanzipationsbindestrich* spiegelt die Sache reichlich und ist damit eine geistreiche Erweiterung des Wortschatzes zumindest der gesprochenen (Cocktail-Empfangs-)Sprache.


Kommentar von R. M., verfaßt am 12.12.2009 um 17.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8037

Bei Müller-Piepenkötter wäre eher von einem Distinktionsbindestrich zu sprechen. Fehlanzeige im Duden?


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.12.2009 um 16.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8036

Im Duden scheint auch das Wort "Deppenapostroph" zu fehlen.


Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 12.12.2009 um 12.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8035

Es handelt sich ja wohl um eine Anspielung auf Doppelnamen, die im Zeitalter der Gleichstellung Konjunktur haben. Ein echter Emanzipationsbindestrich ist der in Müller-Piepenkötter oder Leutheusser-Schnarrenberger. Er fehlt im Duden so sehr wie das Emanzipations-I in StudentInnen.


Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 12.12.2009 um 10.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8034

Sollte es Emanzipationsbindestriche geben, von denen ich nichts weiß? Alarmiert habe ich Google eingeschaltet, aber Fehlanzeige: keine Belege. Das ist offenbar ein kreativer Kunde von Ihnen, Herr Bolz. Ich für meinen Teil zweifle nicht am Verstand eines Menschen, der den Begriff "Emanzipationsbindestrich" nutzt und sogar auf den eigenen Namen anwendet. Ich halte ihn für einen Spaßvogel.


Kommentar von Karsten Bolz, verfaßt am 12.12.2009 um 08.54 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8032

Ulrich Granseyer: 'Unsere Kunden akzeptieren kein Wörterbuch, in dem aktuelle Begriffe wie "Abwrackprämie" oder "twittern" fehlen.'

Woher er das wohl weiß? Seine Kunden hat er mit Sicherheit nicht gefragt. Reines Marketinggewäsch zur Beruhigung der eigenen Nerven. Ich befürchte, solche Leute glauben sogar, was sie sagen.

Nebenbei, ich hätte noch Hunderte Wörter mehr, die nicht im Duden stehen. Als ich gestern einen Kunden nach seinem Vornamen fragte, bekam ich zur Antwort: "Hans-Georg – mit Emanzipationsbindestrich." Ich werde ab sofort kein Wörterbuch mehr kaufen, in dem das Wort "Emanzipationsbindestrich" fehlt! (Sind solche Leute eigentlich noch klar im Kopf?)


Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 11.12.2009 um 20.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=641#8031

Welchen Weg wird wohl das Nebeneinander von Duden und Wahrig nehmen? Weil Marke Duden ein Inbegriff für Rechtschreibung ist, kann ich mir kaum vorstellen, daß sie verschwinden wird. Schade; Wahrig hat wenigstens etwas mehr Qualitätsbewußtsein gezeigt.



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