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Nachrichten rund um die Rechtschreibreform

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06.06.2005
 

Getrenntschreibung vor der Abschaffung
Was bleibt von der Reform?

Die wichtigste Nachricht über die Rechtschreibreform ist am Wochenende fast untergegangen: Es wird einen radikalen Rückschnitt der neuen Regeln geben.

Dankwart Guratzsch erläutert in der Welt, warum es unter diesen Umständen einfacher wäre, die vermeintliche Rechtschreibreform ganz abzublasen.



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Kommentare zu »Getrenntschreibung vor der Abschaffung«
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Kommentar von Fritz Koch, verfaßt am 12.06.2005 um 20.56 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=272#898

Mit der teilweise kritiklosen Übernahme der Reformrechtschreibung hat sich ein wesentlicher Teil der Presse zu Hofberichterstattern gewandelt. Nun kann man schon an der Rechtschreibung sehr gut sehen, welche Zeitungen unabhängig sind und welche nicht, und die mündigen Leser schließen natürlich von der Form auf den Inhalt. Unverständlicherweise ist das diesen Zeitungen egal, sie glauben vielmehr, ihre Leser erziehen zu müssen.


Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 12.06.2005 um 13.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=272#896

An der Geschichte der Rechtschreibreform und ihrer Durchsetzung läßt sich exemplarisch das Verhältnis von Souveränität und Legitimität aufzeigen. Die Rechtschreibreform hat sich von einem anfänglich bloß schul- bzw. bildungspolitisch bestimmten Projekt zu einem Versuch der Verstaatlichung der deutschen Orthographie entwickelt. Die Kultusminister hatten die Souveränität, d.h. die (auch verfassungsgerichtlich bestätigte) Macht, dieses durchzusetzen Der Inhalt der Reform war und ist ihnen dabei völlig gleichgültig, daher auch die Mißachtung der massiven, fast einhellig vernichtenden Kritik der Wissenschaft. Bleibt das Problem, den Gewaltakt zu legitimieren. In modernen Staaten sind die Machthaber langfristig auf die Zustimmung der Regierten angewiesen. So veranstalten auch die schlimmsten Diktaturen (Schein-)Wahlen. Zum Zwecke der Legitimierung haben die Kultusminister der Reihe nach verschiedene Gremien eingestzt: Kommission, Beirat, Rechtschreibrat. Nicht eine Überarbeitung, Verbesserung, gar Abschaffung der Reform sind Sinn und Zweck der Veranstaltung. Wer so gutgläubig, war diesen Schalmeientönen zu glauben, hat inzwischen wohl ernüchtert zur Realität zurückgefunden. Der Wille, die Reform durchzusetzen, beruhend auf reinem Machtdenken, ist ungebrochen. Der Rechtschreibrat und sein Vorsitzender spüren das bereits und werden sich mögliche weise noch wundern. Wahrscheinlich kann nur entschiedene Verweigerung - vor allem der Presse, auf die fast alles ankommt - die Reform zu Fall bringen.


Kommentar von Neander & Schmidt, verfaßt am 12.06.2005 um 11.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=272#895

[Joachim Neander in der WELT vom 28. 10. 1995 nach der Zustimmung der Ministerpräsidenten zur Rechtschreibreform:] Wer anderes erwartet oder erhofft hatte, vor allem angesichts des blanken Entsetzens mancher Politiker über das Resultat der von ihnen selbst jahrelang (unwissend?) mitgetragenen Pläne, hat sich getäuscht. Die Sache war nicht mehr anzuhalten. Zu glauben, daß sich Politiker, denen ständig und nicht immer gerechtfertigt ihr Versagen bei der Reform des Steuer-, Sozial- und Bildungssystems, der öffentlichen Verwaltung und des Strafvollzugs vorgeworfen wird, die Chance des Triumphs über die wehrlose Rechtschreibung entgehen lassen würden, wäre blauäugig. Die Rechtschreibung als Staatsangelegenheit, sagte mir einmal ein amerikanischer Literaturprofessor, sei eines jener Probleme, die die Deutschen sich von Zeit zu Zeit selbst erfinden, um sich von Wichtigerem oder Schlimmerem abzulenken.

[Helmut Schmidt in der ZEIT vom 9.6.05:] Das Ausweichen in immer neue Gesetze und Paragrafen nützt niemandem, kommen sie nun aus Brüssel oder aus Berlin. Wenn deutsche Länderparlamente sich mit der Umsetzung (in deutsches Recht) einer überflüssigen europäischen Richtlinie für die Gestaltung von Seilbahnen beschäftigen müssen oder wenn die deutsche Kultusministerkonferenz zum wiederholten Male, aber immer überflüssigerweise, die Rechtschreibung neu ordnen will, dann liegt dem die überall in Europa grassierende Sucht zugrunde, alles und jedes regulieren und verordnen zu wollen.



Kommentar von Helmut Jochems, verfaßt am 12.06.2005 um 00.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=272#892

Vielleicht sollte man sich mit einer Beurteilung der Lage unserer Rechtschreibung nach den Ereignissen des 3. Juni zurückhalten, bis Herr Zehetmair am 15. Juni noch einmal seine Sicht und seine Pläne vor dem Kulturausschuß des Bundestags dargelegt hat. Was wird er aber dort noch Neues zu sagen haben? Fest steht heute schon, daß unsere seit 1998 nie erloschene Hoffnung, am 1. August 2005 werde die Rechtschreibreform vom Tisch sein, vergebens war. Legen wir uns lieber Rechenschaft darüber ab, was wir denn erwartet hatten. Unsere Formel lautete immer: Rückkehr zur bewährten deutschen Rechtschreibung. Ich lese gerade Wibke Bruhns' Meines Vaters Land. Geschichte einer deutschen Familie (2004). In den privaten Schriftstücken, die W. B. aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zitiert, erscheinen Schreibweisen wie "zuhause", "durcheinander geschüttelt", "durcheinander gekommen", "an einander binden", "durcheinander bringen" "zu einander kommen", "fort zu kommen", "entgegen zu setzen", "kennen lernen", "verloren gegangen", "fertig brachte", "zuguterletzt", "heute Vormittag". Alle sind nach meinem Duden von 1937 falsch; nach dem Duden von 1991 natürlich allemal. So schrieben gebildete Kaufleute aus Halberstadt. Was also haben wir unter "bewährter deutscher Rechtschreibung" zu verstehen? Den letzten Leipziger Duden vor der Wiedervereinigung haben Dieter Herberg und Renate Baudusch mit Blick auf die vorgeführten Getrennt- und Zusammenschreibungen durchgearbeitet und 111 Regeln ermittelt, von denen sie offen sagen, sie führten nur teilweise zu eindeutigen Schreibweisen. Die Reformer von 1996 versuchten eine Lösung wie der Schwerthieb beim sprichwörtlichen Gordischen Knoten und hätten fast eine Erleichterung erreicht, wenn sie die unhandhabbaren Erweiterungsproben (als Alternative zu den Steigerungsproben) und die Faustregel für Verbzusammensetzungen mit ig-Adjektiven aus dem Spiel gelassen hätten. Eisenbergs "Kompromißvorschlag", der nun nach leichter Abwandlung im Rat für deutsche Rechtchreibung die Rettung bringen soll, wird die Lexikographen, die Lehrer und die gewöhnlichen Schreiber genauso ratlos lassen wie alles Vorangegangene. Nun stehen Trennungsregeln zu Diskussion, die eine Allgemeinbildung voraussetzen, die keine deutsche Schule mehr vermittelt und im Vergleich mit den Gepflogenheiten im Englischen und Französischen anachronistisch anmuten. Es kann doch wohl nicht wahr sein, daß so die Rückkehr zur bewährten deutschen Rechtschreibung aussehen soll.

Ganz so weit will Herr Zehetmair ohnehin nicht gehen, und auch er ist sich nicht sicher, ob die Kultusministerkonferenz bei alledem mitmachen wird. Zu unserem speziellen Problem sagt der Ratspräsident: "Dahinter steht unsere Philosophie, dass der Sprachgebrauch wieder Vorrang vor der Regelhaftigkeit hat. Das ist für Schüler und auch für Erwachsene eingängiger. Wir werden intuitiver entscheiden, was wir getrennt oder zusammenschreiben." Dies könnte in einer Erklärung stehen, in der die staatlichen Stellen der deutschsprachigen Länder ihren Verzicht auf die Reglementierung der Rechtschreibung bekanntgeben. Als "Philosophie" für ein Normierungsgremium, von dem ein ausgefeiltes Regelwerk erwartet wird, ist so etwas absurd.

Nicht weniger absurd ist freilich die Haltung solcher Kritiker der Rechtschreibreform, die lediglich an den staatlich verfügten Veränderungen und Verfälschungen unserer Rechtschreibung etwas auszusetzen haben, nicht jedoch an der staatlichen Regelungsgewalt selbst. Würde man Wörterbuchverlagen mit sprachwissenschaftlich kompetenten Redaktionen und einer modernen Ausstattung zur Sammlung und Sichtung des schriftlichen Sprachgebrauchs die Freiheit lassen, die tatsächlichen Schreibsweisen zu dokumentieren und im Falle von Varianten mit Empfehlungen zu versehen, wäre genug für die Wahrung einer erstrebenswerten (relativen) Einheitlichkeit getan. Es gäbe dann zwar in geringem Maße Abweichungen zwischen den konkurrierenden Wörterbüchern, in denen sich aber doch nur die Bandbreite des Usus spiegeln würde. So verfährt man übrigens in anderen Sprachen mit langer Schreibtradition, und nirgendwo ist das Ergebnis ein Chaos.

Wir müßten uns eigentlich unserer Provinzialität schämen, daß es uns nicht gelingt, aus dem Bannkreis des Fehlerschnüffelns und der Überheblichkeit gegenüber orthographischer Großzügigkeit herauszukommen. Herrn Augsts "behände sich schnäuzende belämmerte Tollpatsche" sind zum Symbol eines banausenhaft unernsten Umgangs mit unserer Rechtschreibung geworden. Nun sagt Herr Zehetmair: "Wir sind der Meinung, dass Eis nicht ein Gegenstand ist wie ein Ski", daher solle "Eis laufen" wieder zusammengeschrieben werden, und nennt im nächsten Atemzug "vollquatschen" und "kranklachen". Es ist nicht zu erkennen, daß so die Rückkehr zu einem gebildeten Umgang mit der deutschen Rechtschreibung beginnt.

Nach dem 1. August wird sich zeigen, ob und wie stark die Reformschreibungen an den Schulen Wurzeln geschlagen haben. Was immer dann geschieht, wird darauf Rücksicht zu nehmen haben. Ähnliches gilt für die seit sechs Jahren bei Behörden und vor allem im Pressewesen praktizierte Orthographie. Wenn wir mit der Berufung auf das Rechtschreiburteil des Bundesverfassungsgerichts verlangen, nun solle endlich "Akzeptanz" als entscheidendes Kriterium für die Rechtschreibung gelten, dürfen wir nicht von Vermutungen ausgehen. Was sich am Ende als konsensfähig erweist, muß sich noch zeigen. Herrn Zehetmairs "Versöhnung" weist ja auch in diese Richtung. Was bis jetzt aber in seinem Rat geschieht, scheint keineswegs Teil des Versuchs zu sein, die Verfügunggewalt über die deutsche Rechtschreibung wieder der Schreibgemeinschaft zurückzugeben.



Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 11.06.2005 um 14.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=272#886

Als Aprilscherz konnte man neulich lesen, die Kommunen seien angewiesen worden, die Stop-Schilder binnen 24 Stunden auszutauschen, da sonst die Autofahrer verunsichert würden. Als Autofahrer frage ich mich tatsächlich, ob ich Im Falle eines Verstoßes mich darauf berufen könnte, die alte Schreibweise nicht verstanden und darum das Schild mißachtet zu haben.


Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 11.06.2005 um 13.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=272#885

Stopp! Dann sollte man fordern, die Verkehrszeichen zu ändern, damit die Grundschüler nicht weiter verunsichert werden.


Kommentar von Peter Müller, verfaßt am 11.06.2005 um 12.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=272#884

Stop; alte Schreibung für Stopp (Tennis), Duden (23. Auflage, 2004)



Kommentar von Duden (20. Auflage, 1991), verfaßt am 10.06.2005 um 23.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=272#881

Stopp, der; -s, -s (Halt, Unterbrechung)


Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 10.06.2005 um 23.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=272#880

Überflüssige Ausrufezeichen sind auch häßlich. Die Schreibung von Stop wurde im Gegensatz zu Tip nicht verändert. Evtl. wollte man das Neuaufstellen der danach beannten Verkehrszeichen vermeiden. Die zugehörigen Verben haben jedenfalls in beiden Fällen doppeltes p.


Kommentar von Sandra Müller, verfaßt am 10.06.2005 um 20.41 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=272#879

Besonders die Wörter "Tipp" und "Stopp" finde ich extrem häßlich !!!!!

Es gibt immer mehr Anglizismen (Denglisch), hier entfernt man sich
jedoch vom Englischen.
Ich liebe es, in alten Büchern zu schmökern und wenn ich das Wort Tip
sehe, ist das eine Wohltat für meine Augen.


Kommentar von Orthographisches Denkbüchlein, verfaßt am 09.06.2005 um 09.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=272#867

Erinnerung: Das Florilegium zum denkwürdigen deutschen Rechtschreibfreitag 3. Juni 2005 mit einer Sammlung von Meinungsäußerungen zu besagtem Ereignis wird weiterhin fortgeschrieben. Strang "Halb voll oder halbleer?" vom 03.06.2005.


Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 09.06.2005 um 09.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=272#865

Die "Beschlüsse" der KMK sind bloße Vereinbarungen der Kultusminister untereinander. Die KMK wurde ja mit dem durchaus vernünftigen Ziel geschaffen, in der Schul- und Bildungspolitik der bunten Ländervielfalt eine gewisse Einheitlichkeit zu sichern. Alles, was dor beschlossen wird, muß, um Rechts- bzw. Gesetzeskraft zu erlangen, in jedem einzelnen Bundesland separat in gültiges Recht umgesetzt werden, sei es in Form eines Erlasses, sei es in Form eines Gesetzes. Daraus folgt, wie schon gelegentlich angeführt, daß jeder Kultusminister völlig frei in der Umsetzung solcher KMK-Bschlüsse ist. Der Ministerpräsident bestimmt, wie auch der Bundeskanzler, die Richtlinien der Politik. In einer so schwerwiegenden, folgenreichen Neuerung wie der Rechtschreibreform könnte durchaus ein Ministerpräsident über seinen Kultusminister hinweg eingreifen. Schröder hat es im Fall Wernstedt in Niedersachsen vorgemacht, indem er sogar seinen Kultusminister entließ. (In der Internetausgabe der Nds. Landesverfassung steht übrigens, daß die Mitglieder der Regierung "keine Beamte" seien.)


Kommentar von Berliner Morgenpost, verfaßt am 09.06.2005 um 09.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=272#864

Schluß mit dem Rechtschreibspuk

Von Dankwart Guratzsch

Es ist ein obrigkeitsstaatliches Diktat, das die ganze Glaubwürdigkeitskrise von Politik und Demokratie in Deutschland enthüllt. Die Rechtschreibreform soll - aller Kritik, aller Korrekturbedürftigkeit zum Trotz - ab 1. August an den Schulen und in den Ämtern "verbindlich" sein. Das verheerende, fast einhellig ablehnende Medienecho, das dieser jüngste Beschluß der Kultusministerkonferenz ausgelöst hat, sucht in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands seinesgleichen.

Die Kultusminister selbst waren es ja gewesen, die einen "Rat für deutsche Rechtschreibung" einberufen hatten, der eine seriöse "Reform der Reform" erarbeiten sollte. Doch ehe dieses Gremium seine Arbeit abgeschlossen hat, pfeifen die Kulturpolitiker auf die Ergebnisse und setzen angeblich "unstrittige" Teile der Reform schon jetzt in Kraft. Sie blamieren damit den "Rat" bis auf die Knochen und machen ihn zum Papiertiger.

Um das politische Desaster, das mit der Rechtschreibreform angerichtet worden ist, in seiner ganzen Breite zu erfassen, braucht man sich nur zu vergegenwärtigen, wie viele einst honorige Politiker dieses von zwölf unfähigen Professoren ausgeheckte "Reformwerk" bereits verschlissen und um ihren Ruf gebracht hat. Zu ihnen gehören der renommierte Pädagoge Wernstedt und der Kulturpolitiker Zehetmaier, die die widersinnigen neuen Regeln als Kultusminister von Niedersachsen und Bayern politisch durchgeboxt haben. Zu ihnen gehören Ministerpräsidenten wie Koch (Hessen), Müller (Saarland) und Wulff (Niedersachsen), die als "junge Wilde" der CDU lauthals angekündigt hatten, die Reform zu kippen - und dann kleinlaut kuschten. Zu ihnen gehört die abgewählte Ministerpräsidentin Simonis (Schleswig-Holstein), die einen gültigen Volksentscheid im nachhinein aushebelte, um die Reform nicht zu gefährden.

Müßten jetzt nicht endlich die Ministerpräsidenten die Sache an sich nehmen und die Kujonierung einer Sprachgemeinschaft von 100 Millionen Menschen durch eine Handvoll Buchstaben- und Kommaklauber in letzter Minute stoppen? Keine Schreibweise, kein Schulbuch, kein Duden ist mehr verbindlich. Die Schüler werden gezwungen, nicht für das Leben, sondern für die Schule zu lernen. Macht Schluß mit dem Spuk!

Berliner Morgenpost - 5. Juni 2005



Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.06.2005 um 16.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=272#858

Schon bei der Einführung der Reform hatten die Ministerpräsidenten das letzte Wort. Deshalb darf man sie auch nicht aus ihrer Verantwortung entlassen.


Kommentar von Thomas Paulwitz, verfaßt am 08.06.2005 um 13.08 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=272#856

Vielleicht ergibt die morgige Verhandlung vor dem Niedersächsischen Verwaltungsgericht mehr Klarheit darüber, was Busemann gemeint haben könnte?


Kommentar von Gabriele Ahrens, verfaßt am 08.06.2005 um 12.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=272#855

Auf der Homepage des Niedersächsischen Kultusministeriums fand ich eine Pressemeldung vom 3. Juni mit der Überschrift „Kultusminister begrüßt Beschluss zur Rechtschreibung“. Dort heißt es: „Das letzte Wort sei allerdings der Ministerpräsidentenkonferenz vorbehalten“.

Dieser Satz erscheint mir sehr rätselhaft. War es immer schon üblich, daß die Ministerpräsidenten die Beschlüsse der KMK absegnen mußten? Oder liegt es daran, daß Niedersachsen von der KMK nichts mehr wissen will und deshalb erst Wulff gefragt werden muß? Oder möchten sich die Damen und Herren Kultusminister noch ein Hintertürchen offenhalten, um den Schwarzen Peter den Ministerpräsidenten zuschieben zu können? Oder wird hinter den Kulissen schon mit Wulff und Rüttgers’ Einspruch gerechnet, gar darauf gehofft? Schaffen es überhaupt die Ministerpräsidenten bis zum 1. August, das letzte Wort zu sprechen? Oder bin ich nur zu wenig informiert, daß sich mir der Sinn dieser Aussage nicht erschließt?



Kommentar von Dieter Böhm, verfaßt am 07.06.2005 um 18.59 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=272#848

Nur um ihr Gesicht zu wahren, zieht die KMK ihre endgültig gescheiterte Rechtschreibreform nicht zurück. Wann wird dieser Blödsinn endlich beendet?Die Feigheit der Deutschlehrer bedaure ich schon lange. Wer als Kollege zur Zeit (!) in der Rechtschreibung noch fit ist, muß ein Wunderknabe sein!



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