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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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15.10.2006
 

Alles wird leichter.
Nur die Rechtschreibung wird schwerer.

Die neue Regel der Großschreibung in mehrteiligen entlehnten Ausdrücken gilt immer noch.
Es ist absehbar, woran die Lektoren scheitern. In Thompsons "Das Gehirn" (Spektrum Verlag Heidelberg 2001) klappt es noch mit dem Gyrus angularis, aber schon nicht mehr mit dem Gyrus cinguli. Das bewältigt heute fast niemand mehr, denn dazu muß man beinahe schon richtig Latein können. Wie einfach war das alles doch vor der Reform! Im selben Buch heißt es auch der Pulvinar. Das ist immerhin noch verzeihlicher als Sätze wie Das Ergebnis war recht Aufsehen erregend. Sie werden ja auch von der jüngsten Revision der Reform nicht ausgeschlossen. Dank an Herrn Zehetmair!



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Kommentare zu »Alles wird leichter.«
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Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 15.10.2006 um 17.20 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=667#5881

Nicht nur die von S.L. gesehene Schwierigkeit der Wortartenbestimmung wie etwa in jemandem Recht geben wird schwierig bzw. unausführbar, sondern die - für Einsichten ins System didaktisch außerst wichtige - syntaktische Analyse geht aus den Fugen.

Wie sind in dem von Theodor Ickler angeführten Beleg die Glieder des Prädikativs recht Aufsehen erregend zu analysieren? Ist in diesem nun Aufsehen Dependens von erregend? Und wenn ja, wozu ist dann recht Gradattribut, zum Ganzen oder nur zum Partizip? Wenn zum Nomen, kommt eine abartige Semantik zustande. Wenn nur zum Partizip, müssen die Linearisierungsregeln des Deutschen neu formuliert werden. Das heißt: noch eine Reform, diesmal eine der deutschen Syntax! Die Morphologie des Deutschen ist mit der Reform ohnehin bereits schwer tangiert.
 
 

Kommentar von S.L., verfaßt am 15.10.2006 um 13.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=667#5880

Irgendein Reformer sagte vor einiger Zeit, daß nach der Reform eine intensive Verwendung des Wörterbuchs unumgänglich sei. Ich erinnere mich auch an Zehetmairs Aussage über die "Versöhnung" der Deutschen mit der Muttersprache.

Daß die Rechtschreibung von Muttersprachlern nicht beherrscht wird, indem man sich beim Schreiben ständig an Regeln erinnert, müßte eigentlich jedem, der sich ein wenig mit Sprache beschäftigt, klar sein. Vor 1998 konnte man seinem Sprachgefühl folgen und lag damit in den allermeisten Fällen richtig.

Warum haben ausgerechnet die Professoren, in deren Ausbildung der Staat viel Geld investiert hat, diese einfache Tatsache so mißachtet, daß die Deutschen nun mit ihrer Muttersprache "versöhnt" werden müssen!!?

Präskriptive Eingriffe in das Sprachgefühl der Menschen können nicht funktionieren. Das hätten zumindest die Sprachwissenschaftler in der Kommission wissen müssen. Leider zog nur Prof. Munske die richtig Konsequenz, indem er dieses Gremium verließ.

Anmerkung zum o.g. Beispiel:

Das Ergebnis war recht Aufsehen erregend.

Ich frage mich seit einiger Zeit, ob es Schülern nicht schwerfallen muß, die Wortarten in solchen Sätzen zu bestimmen.
 
 

Kommentar von Karin Pfeiffer-Stolz, verfaßt am 15.10.2006 um 09.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=667#5879

Daß Rechtschreibung nicht nach technokratischen Regeln erlern- und beherrschbar ist, wußten schon andere weit vor uns. Ich lese immer noch Victor Klemperer, jetzt die Tagebücher 1945 bis 1949, als die DDR sich herausformte.
Klemperer hilft, das Bildungswesen wieder aufzubauen. Gestern las ich mit Freude einen Abschnitt, den ich hier einstelle:

„Einmal ... war ich zwei Stunden lang Hospitant in der Volksschule oben im Dorf, die Forbrig leitet und in der Seydemann ausgebildet wird. Eine Klasse von etwa 25 Jungen, Elfjährigen. Eine Stunde lang wurde ihnen Orthographie, das Dehnungs-h beigebracht. Sie müssen das ohne historische Stütze lernen, als etwas ganz Willkürliches, mit x Ausnahmen. Eine Verdummungssache, die sie gar nicht richtig behalten können.
 
 

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