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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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20.11.2005
 

Nicht so toll
Der Zwang, „Tollpatsch“ zu schreiben, ist ärgerlich

In Dornseiffs "Bezeichnungswandel", S. 105 heißt es sehr richtig:
"Tolpatsch benennt ursprünglich eine Art ungarischer Fußtruppen und ist erst in neuerer Zeit unter dem Einflusse von Tölpel diesem sinnverwandt geworden."

Am 1.12.1995 verkündeten die Kultusminister, Fremdwörter sollten nur dann eingedeutscht werden, wenn "der Prozeß der Integration im Sprachgebrauch schon weit fortgeschritten ist." Beim "Thunfisch" haben sich die Leute wohl schon immer gedacht, daß er eigentlich ohne h geschrieben werden müßte, weil er ja was tut, wenn er im Meer herumschwimmt. Vielleicht hätte er mehr tun sollen, dann wäre er schon früher integriert worden.

Mal was anderes: Immer auf der Suche nach etwas Eßbarem, stieß ich heute nacht auf ein Tütchen mit "Studentenfutter". Das ist bekanntlich richtige Kraftnahrung, nicht ungesund, aber doch mehr für Holzfäller als für zarte Gelehrte. Außerdem viel zu teuer für diese Hungerleider, zumal wenn es auch noch aus dem Reformhaus ist wie dieses. Aber nun, o Graus! – unter dem Wort "Studentenfutter" steht "classic"! Vor ein paar Jahren hätte man vielleicht geschrieben: "Nach altem Rezept" oder so ähnlich. Kann jemand helfen und den Rest auch noch ins Englische übersetzen?



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Kommentare zu »Nicht so toll«
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 25.11.2005 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=292#1697

#1642
Zu Kratzbaums "Toys Land": Ein Apostroph ist hier nicht nötig; ein Substantiv kann auch durch die Pluralform eines Substantivs erweitert werden (The Thirty Years War).
"Aber ein gewisses Verständnis des Gemeinten muß doch beabsichtigt sein." — Jain. Es hängt davon ab, was hier mit "gewisses" gemeint ist. So fahre ich ein Auto, das hier in den USA die Modellmarkierung "Axxess" hat. Es ist ein Mini-Van. Und als ich mich darüber mokierte, daß hier also "Access" mit Doppel-x geschrieben werde und die japanischen Hersteller damit in phonetische Umschrift zurückgefallen seien, um den amerikanischen Kunden näherzukommen, wurde ich von einem älteren Kollegen schnellstens eines noch besseren belehrt: "Das 'x' spricht doch von Sex, mit der Verdoppelung sogar noch intensiver." In Japan hatte das gleiche Modell übrigens einen Namen, der Visionen an die Weite des westlichen amerikanischen Mittelwestens und das Rocky-Mountains-Vorland hervorrufen sollte, zumindest im Moment des Kaufes. — Eine Benzin-Kette wurde hier in "Exxon" umbenannt. Man versprach sich davon mehr "appeal". — Und dann gibt es hier im Supermarkt Margarine mit superlangen Namen wie "I can't believe it's not butter", gegen welches eine billigere (und besser schmeckende) Konkurrenz nur mit "Move over butter" aufwarten kann, wo jedoch ein ausgelassenes Komma zwei Lesarten zuläßt und dem Kunden, wie immer er es gedankenlos auch liest, einredet, daß die Wahl dieser Margarine schon das richtige sei (bei mir offenbar mit Erfolg; die Farbe der Verpackung spielte dabei sicher auch eine Rolle). Hier verlangt niemand, daß man die Marke auch zitieren können sollte; wichtig ist nur, daß die so gekennzeichnete Margarine in den Einkaufswagen gelegt wird. — Bei Häagen-Dazs (das in anderen Ländern vielleicht etwas anders geschrieben; hier kennen jedenfalls die meisten Leute das Wort "Umlaut" nicht, und sie sehen deshalb auch nicht mal die zwei Punkte über dem erste "a"! [Googeln Sie sich das mal mit "aa" an!]) wurde absichtlich etwas gesucht, was die Leute ganz bestimmt nicht aussprechen können. "Nach welchem Prinzip - wenn es denn eines gibt - entscheidet so ein Werbelyriker, ob er ein englisches oder ein deutsches Wort gebraucht?" Diese Werbelyriker versuchen hochbezahlt, die Sprachkenntnisse der "potentiellen Leser" so genau wie möglich zu testen. Jede Anspielung, die letztlich nicht ankommt, wäre hinausgeworfenes Geld. Und darum geht es, nicht um den treffenden Ausdruck, den wir hier retten wollen, wenn wir die Verhunzung von Thomas Mann und Kafka durch die Rechtschreibdeformierung durch deutsche Kultusminister anprangern.
Noch ein Nachsatz zum Trost: Auf einer Sprachlehrer-Konferenz warnte uns so ein Werbelyriker davor, uns selbst in der Welt, wo's ums große Geld geht, als so wichtig anzusehen. Wenn da ein amerikanisches Automodell mit der Bezeichnung "Nova" im spanischsprechenden Ausland nur schlechten Absatz fand und unsre Spanischlehrer ja doch nun wirklich der Herstellerfirma von vornherein hätten sagen können, daß "no va" spanisch "es fährt nicht" ist, sie also mit ihrem schönen Wissen die Werbe-Industrie so leicht eines besseren hätten belehren können, wenn diese Werbelyriker nur etwas auf sie hörten, — das kommentierte dieser Werbelyriker lakonisch so: "Es war ein mieses Auto. Woanders verkaufte es sich auch nicht gut!"
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 22.11.2005 um 01.14 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=292#1662

Guten Abend oder vielleicht auch Morgen allerseits,

bisher habe ich die höchst interessanten und auch unterhaltsamen Beiträge und Diskussionen auf dieser Seite nur verfolgt und sie freilich auch als Munition gegenüber "vorgesetzten" Besserwissern und Durchsetzern (öffentlicher Dienst) trefflich verwenden können – dafür einen herzlichen Dank, vor allem natürlich an Herrn Ickler für seine Beharrlichkeit.

Auch wenn es vielleicht nicht ganz der geeignete Ort ist, möchte ich doch nicht mit einer Strategie hinterm Berg halten, die sich zumindest im Kulturbereich in jüngster Zeit als recht effektiv erwiesen hat, wenn man gezwungen ist, die Anwendung der bewährten Schreibung zu begründen bzw. zu verteidigen. Diese Strategie fährt mehrgleisig: Für die normale Getrennt- und Zusammenschreibung verweise man auf die Seite des Rates für deutsche Rechtschreibung. Mit ein wenig Sprach- und Grammatikkenntnis wird man jeden bürokratischen Prinzipienreiter davon überzeugen können, daß nun alles wieder so sei wie einstmals und daß er (oder, wie in meinem Falle, sie) selbst bestenfalls auf Abruf reformiert "richtig" schreibt. Die reformierte Groß- und Kleinschreibung ist ja kaum jemals außerhalb der Schule in der Wirklichkeit angekommen, und seit jüngstem steht im Zweifel Horst Haider Munskes wundervolles Büchlein zur Verfügung. Fotokopien der Seiten 73–97 sowie ein Ausdruck der für Laien kaum verständlichen Paragraphen der "amtlichen" Regelung erzwingen hier meist schon die Kapitulation. Dies gilt erst recht für die Laut-Buchstaben-Zuordnungen, deren Absurditäten man mit ein bißchen "Ickler" leicht vorführen kann. Und für die Ablehnung von "selbstständig" oder "aufwändig" reicht ja schon ein Verweis auf das "amtliche" Wörterverzeichnis. Die reformierte Zeichensetzung hat, ähnlich wie die Groß- und Kleinschreibung, kaum Spuren hinterlassen und bedarf keiner Diskussion.

Schwierig wird es beim "Geßlerhut" ss/ß, doch auch hier gibt es einen Ausweg, der für Schulbuchverlage zwar nicht gangbar sein dürfte, sich jedoch zumindest in meinem Umfeld bewährt hat: Man argumentiere nicht orthographisch, sondern typographisch und vergleiche die übliche ß-Schreibung mit dem Setzen typographisch korrekter Anführungszeichen und vor allem der Verwendung von Ligaturen wie fl oder fi. Schließlich kann man ja mit Herrn Ickler korrekt argumentieren, das ß sei kein Buchstabe "eigenen Rechts", sondern lediglich ein lesefreundlicher Stellvertreter. Da aber Lesefreundlichkeit bei gedruckten Publikationen (für die man irgendwie immer die Fachsprachlichkeit geltend machen kann und die damit, folgt man Herrn Augst, auch nicht dem Regelwerk unterworfen ist) im Vordergrund zu stehen hat, läßt sich die Anwendung der bewährten Orthographie in jedem Detail rechtfertigen und begründen – selbst die Trennung k-k, denn es reicht ja, auf den eindeutigen Widerspruch im "amtlichen" Regelwerk zu verweisen.

Zwar mutet es schon reichlich absurd an, auf solche Schwejkiaden zurückgreifen zu müssen, um seiner Kundschaft Qualitätsprodukte anbieten zu können, aber es funktioniert, zumindest in meinem Fall. Vielleicht können andere von diesen Hinweisen profitieren.
 
 

Kommentar von Dirk Schmidt, verfaßt am 21.11.2005 um 23.49 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=292#1661

@kratzbaum

Es soll einfach weltläufig klingen.

Genau das ist mir so unerträglich, dieses ständige Aufbauschen ganz banaler Dinge. Die hiesigen Stadtwerke mögen nicht mehr die Stadtwerke Hannover sein, der Laden nennt sich jetzt 'Enercity'! Wirklich wahr! Ich kann mir nicht einmal mehr eine Monatskarte für die U-Bahn kaufen, die heißt jetzt 'Card' und ist dafür blödsinnig teuer.

Es gibt sicherlich hilfreiche Anglizismen, aber in den meisten Fällen handelt es sich nur um lästiges Wortgeklingel. Außerdem fühle ich mich einfach peinlich berührt, wenn englische Muttersprachler, mit solchem Klumpatsch konfrontiert, diesen verwirrten Ausdruck in den Augen haben. Wie, so fragen die sich, soll man jemanden auf einem 'handwerklich geschickt' anrufen? Und wieso trauen die Deutschen ihrer eigenen Sprache so wenig zu? Weil sie eben glauben, es sei weltläufig, in jedem zweiten Satz irgendeinen Begriff unterzubringen, der zumindest englisch klingt. Das hat mit Kreativität oder Weltläufigkeit aber leider wenig zu tun, es ist einfach nur eine hohle Geste, obendrein noch eine äußerst langweilige.
 
 

Kommentar von M.M., verfaßt am 21.11.2005 um 13.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=292#1650

@kratzbaum:
Dem kann ich mich nur vorne bis hinten anschließen.

Es lag mir auch fern, Sie in irgendeine Ecke stellen zu wollen, aber aus besagtem Grund bin ich bei diesem Thema im Moment mal wieder etwas schreibfreudig...

Hier noch zwei ganz interessante Links zu slogans.de, die zwei eigentlich widersprüchliche Phänomene aufzeigen:

Studie: Englische Slogans auf dem Vormarsch
Studierende der Universität Hannover untersuchten knapp 2.500 Slogans aus fünf Jahrzehnten hinsichtlich ihrer Sprachwahl.
http://www.slogans.de/magazine.php?Op=Article&Id=7

Wann machen fremdsprachige Slogans Sinn?
Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie werden englischsprachige Slogans in Deutschland häufig nur schlecht bzw. falsch verstanden.
http://www.slogans.de/magazine.php?Op=Article&Id=18

 
 

Kommentar von M.M., verfaßt am 21.11.2005 um 13.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=292#1649

@David Weiers:
Hits (im Dt. ja auch "Schlager") für Kids (engl. "Zicklein", aber auch "Gör", siehe dict.leo.org).

Reimt sich halt im Gegensatz zu "Lieder für die lieben Kleinen".

"Kid" steht übrigens seit 1991 als "ugs. für Jugendliche, Kinder" im Duden, vorher nur als "Kalb-, Ziegen-, Schafleder" (nicht als Zicklein).

http://mmmann.de/Kolumnen/BSuppe/BuchstabenSuppe.pdf
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 21.11.2005 um 13.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=292#1648

Um nicht mißverstanden zu werden: Ich bin durchaus kein Anglizismen-Fresser und finde die Eiferer gegen dieses außerordentlich interessante sprachliche Phänomen beinahe so einfältig wie die modisch Tönenden selbst. Eine wissenschaftliche Aufarbeitung dieser Zeiterscheinung steht wohl noch aus.Das wäre einmal ein schönes Thema für eine Doktor- oder Magisterarbeit.
 
 

Kommentar von David Weiers, verfaßt am 21.11.2005 um 13.10 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=292#1647

"...im Kaufhaus nach den versprochenen Schlägen für Zicklein fragen." Nach was? Stehe da gerade auf'm Schlauch: was ist gemeint?

Flachrate ist schön! Ich pflege das mitunter noch zu verballhornen und mache "Flachratte" oder "Flache Ratte" draus.

(Bin gerade kreativ: Wie wäre es denn mit "Tiefnager"? Oder "Plattnager"? Hach...! ;) )
 
 

Kommentar von Michael Mann, verfaßt am 21.11.2005 um 12.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=292#1646

@R.M. - Nicht zu vergessen die Werbeflächen in Berliner Bussen, sog. "Bus-Light-Poster" - die Interpretation, was davon englisch und was deutsch sein soll, bleibt wohl jedem einzelnen überlassen.

kratzbaum: "Aber eine gewisses Verständnis des Gemeinten muß doch beabsichtigt sein."

Dies, und das Erreichen dessen, ist m.E. der einzige Punkt, an dem man sinnvoll gegen Anglizismen argumentieren kann. Das oben erwähnte Zitat ist doch weniger ärgerlich als eher amüsant; wie ich allgemein der Meinung bin, daß man diese Frage mit etwas mehr Humor nehmen sollte.

Ärgerlich sind m.E. die schon vielgescholtenen "GermanCalls" etc. oder die Bahnhofstoilette "McClean", da hier die Zielgruppe tatsächlich alle Alters- und Bildungsstufen umfasst und ein Verständnis der englischen oder anglisierenden Namen nicht gewährleistet ist.

In einem anderen Sinne ärgerlich finde ich die überall aus dem Boden sprießenden Senioreninitiativen, die sich pauschal gegen Anglizismen aussprechen. Wenn die Zielgruppe, z.B. Jugendliche, weiß, was mit dem Gesagten gemeint ist, und wenn sie sich auch so ansprechen lassen will, dann soll es doch recht sein. Wenn sie sich nicht so ansprechen lassen will, wird sie das Produkt nicht "cool" finden, die Werbekampagne geht ins Leere, die "Werbelyriker" werden ihren Stil ändern. Und wer bin ich, zu kritisieren, wie sich andere Menschen ansprechen lassen wollen?

Wer will festlegen, welche Fremdwörter "entbehrlich" oder "unentbehrlich" sind - um auf die Terminologie des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins zurückzugreifen? Die sich gegen Anglizismen wenden mit der Aussage: "Ich möchte mir keine fremden Wörter aufdrängen lassen" versuchen ihrerseits doch teilweise nichts anderes, als anderen Leuten ihre Vorstellung von der deutschen Sprache aufzudrängen.

Ich bin auch der Meinung, daß eine gewisse "Spracharbeit" (von Sprachinteressierten jeglicher Couleur, aber z.B. auch von Berufsschreibern wie Journalisten und Werbetextern) sinnvoll ist, die kreativ auf Fremdwörter reagiert, die von einem Großteil der Bevölkerung mißverstanden werden könnte. Schließlich stammt auch ein Teil unseres heutigen Wortschatzes aus der Feder von "Eindeutschern" wie von Zesen, Campe oder den Mitgliedern des ADSV - die, wie sicherlich alle hier wissen, aber auch zahlreiche Wörter gebildet haben, sich sich nicht durchsetzen konnten. Die Sprachgemeinschaft, zu der alte und junge, aufgeschlossene und konservative, Wirtschaftsprofessoren und Werbetexter* gehören, wird entscheiden.

In einem der ersten Absätze meinte ich, ein humorvoller Umgang mit diesem Thema wäre eher angebracht, und dann schreibe ich diesen bierernsten Text. Warum?

Am vergangenen Wochenende war ich auf der ExpoLingua und bekam auch eine Ausgabe der VdS-Sprachnachrichten in die Hand gedrückt. Jedesmal, wenn ich diese krude Vermischung aus Anglizismenkritik, Patriotismus/Nationalstolz und Rechtschreibreform-Kritik (wie auch etwa bei der Deutschen Sprachwelt) lese, ärgere ich mich über diese Fraktion, die eine sachliche Debatte um diese Themen so gut wie unmöglich macht. Deshalb, und weil ich hoffe, daß Schrift & Rede weiterhin solch ein hochwertiges, (zumindest meist) sachliches und differenziertes Forum bleibt, wie es das in den bisherigen Monaten war, konnte ich mir diese Zeilen hier nicht verkneifen.
______
* Die sich (zumindest diejenigen, die ich kennengelernt habe) durchaus überlegen, ob sie einen Claim (!) oder irgendeinen Ausdruck deutsch oder englisch formulieren.
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 21.11.2005 um 08.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=292#1642

Die interessanteste Frage zum deutsch-(pseudo)englischen Kauderwelsch ist für mich: Nach welchem Prinzip - wenn es denn eines gibt - entscheidet so ein Werbelyriker, ob er ein englisches oder ein deutsches Wort gebraucht? Wann er wechselt er hin oder her? Mitten im Fluß natürlich. Greift er da auf seine eigenen Schulkenntnisse zurück? An die potentiellen Leser und ihre Sprachkenntnisse, deren Grad er nicht einmal vermuten kann, wird er wohl kaum denken. Natürlich geht es niemals um den treffenden Ausdruck. Es soll einfach weltläufig klingen. Aber eine gewisses Verständnis des Gemeinten muß doch beabsichtigt sein. - Auch hier bei uns, in der tiefsten Provinz heißt ein Spielzeugladen neuerdings Toys Land. (Ohne Apostroph).
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 21.11.2005 um 06.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=292#1641

Haltet die deutsche Sprache clean!

(Karikatur in: http://www.sprachkreis-deutsch.ch/pdf/2004-1.pdf - Seite 3)
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 21.11.2005 um 03.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=292#1640

Zu Wolfram Metz #1634:
Ich bekam da vor zwei, drei Jahren einen Brief von jemandem, der in einer literaturwissenschaftlichen Abteilung einer renommierten deutschen Universität promoviert worden war und dann da auch einige Zeit lehrte, bevor er fürs Oberschullehramt (hoffentlich doch endlich und leider nur wenigstens) weitergeleitet wurde, der mich also anschrieb, weil ich zu den "Mitgliederinnen und Mitgliedern" einer bestimmten literarischen Vereinigung gehörte. Wenn denn "Grundkenntnisse der deutschen Sprache" in literaturwissenschaftlichen Abteilungen nicht mehr verlangt werden, warum sollten dann Mathematiker sie vorweisen müssen? Fair muß man schon sein, und von keinem darf zuviel verlangt werden.
 
 

Kommentar von Dirk Schmidt, verfaßt am 21.11.2005 um 00.19 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=292#1639

Es mag gesamtgesellschaftlich betrachtet nicht viel bringen, aber mir macht es immer wieder viel Vergnügen, überflüssige englischsprachige Begriffe und vor allem das allgegenwärtige pseudoenglische Gesabbel aggressiv einzudeutschen. So kann ich per Flachrate telephonieren oder im Kaufhaus nach den versprochenen Schlägen für Zicklein fragen.

Recht heiter ist in diesem Zusammenhang allerdings, daß während Kultusminister und andere selbsternannte Lichtbringer unbedingt überflüssige Eindeutschungen 'platzieren' wollen, Schreibungen wie 'Nicotin' oder 'Caffee' von der Werbeindustrie in die deutsche Sprache zurückgebracht werden. Bumsdie, da kippt die Reform von 1903.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 20.11.2005 um 19.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=292#1636

»Copy, Tinte and more« nennt sich ein Laden in Berlin-Südende.
 
 

Kommentar von borella, verfaßt am 20.11.2005 um 18.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=292#1635

Neben anderen Bezeichnungen ist GORP wohl die verbreitetste.
Es handelt sich angeblich um die Abkürzung für: "good old raisins and peanuts" oder auch "granola, oats, raisins and peanuts".
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.11.2005 um 18.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=292#1634

Liebe Leute, Studierende und StudentInnen sind out! Auf der Website der Ruhr-Universität Bochum (http://www.uv.ruhr-uni-bochum.de/pvz-planung/i3v/00022200/11677522.htm) kann man nachlesen, wie es ganz korrekt heißt: „Die Vorlesung [über endliche Körper und ihre Anwendungen] ist ideal für StudierendInnen des Fach [sic!] Mathematik ...“. Anmeldungsvoraussetzung sind übrigens „Grundkentnisse [sic!] aus der Algebra und evtl. auch von Computerprogrammierung“. Grundkenntnisse der deutschen Sprache und eine Antenne für Sprachökonomie werden konsequenterweise nicht verlangt.

Schon Herr Meier-Grabenhorst setzte in Loriots „Ödipussi“ bei der Suche nach einem geeigneten Emblem für den Verein zur Integration der Begriffe „Frau“ und „Umwelt“ in den Karnevalsgedanken einen Schelm auf anderthalbe, indem er sich den im Lokal versammelten Vereinsmitgliedern mit einer kleinen, fleischfarbenen Pappnase mit den Aufschriften „Frau“ und „Umwelt“ darbot und diesen Einfall mit den Worten kommentierte: „Ich meine, es ist nicht aufdringlich und doch einprägsam ... überparteilich, aber nicht unpolitisch.“

 
 

Kommentar von Martin Gerdes, verfaßt am 20.11.2005 um 17.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=292#1633

Frau Pfeiffer-Stolz meinte:

> Alexander Glück, Sie haben was vergessen:
>"StudentInnenfutter"

:-)

Die aktuell als politisch korrekt geltende Version "Studierendenfutter" steht doch in #1627!
 
 

Kommentar von Karin Pfeiffer-Stolz, verfaßt am 20.11.2005 um 16.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=292#1632

Alexander Glück, Sie haben was vergessen:
"StudentInnenfutter"
 
 

Kommentar von Mika Sander, verfaßt am 20.11.2005 um 13.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=292#1631

In Frankfurt stieß ich neulich auf eine (mir bislang unbekannte) Ladenkette "Back-Factory". Mit meiner Frage, was für Rücken sie denn herstellten, erntete ich nur leere Blicke.

Der angeblich deutschsprachige Werbeauftritt von www.nordsee.de:

FÜR CLEVER ESSER
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Snacktheke
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Snack Shop
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Fish&Chips
Fit-Inhaltsstoffe.
Fun Game HAI Score
Fun Card
cooles Online-Game
Thunfisch Wrap
Haut-Check
E-Card

unsere Stores
STORE KONZEPT
Store Manager
Fisch und Seafood
Gourmet-Meals
Fitness-Bewusste
Trendsetter
TV-und Funk-Spots
Power Food
pushen
Die NORDSEE Räucherlachsecke oder Wrap
in Sachen Beauty und Ausstrahlung sind Sie mit Fisch bestens beraten
Fisch ist pures Brain-Food

frischen Fischgenuss [ein frischer Genuß? Frischfisch-Genuß?]
aber: Genuß

Die Liste ist keineswegs vollständig. Dazwischen gibt es allerdings vereinzelt deutsche Wörter. Unlängst habe ich den Herrschaften geschrieben und angefragt, ob sie mir zur Lektüre ihres Web-Sites ein englisch-deutsches Wörterbuch zur Verfügung stellen könnten; immerhin bekam ich mit herzlichem Dank für meinen Hinweis einen Gutschein über 2,50 Euro, einzulösen in jeder Nordsee-Filiale.


 
 

Kommentar von David Weiers, verfaßt am 20.11.2005 um 13.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=292#1628

Das geht ja noch.
Ich habe letztens einen Joghurt gegessen, der nannte sich "4 Corn", war natürlich ein "Yoghurt" und hatte auch nicht so viel Fett, weil er ja auch "diet" war. Die Geschmacksrichtung war allerdings auf deutsch, ebenso alle Zutaten- und Nährwertangaben.
Und es waren gar nicht vier Maissorten drin, wie man sich vielleicht hätte denken können, wenn man in Englisch oder Geschichte mal aufgepaßt hat, es waren vier Getreidesorten enthalten.
"Corn" hat zwar auch die Bedeutung von "Korn" i.S.v. "Getreide", aber dafür gibt es – wenn ich mich nicht irre! – eigentlich ein spezifischeres Wort: "cereal". (Oder liege ich da jetzt falsch?)
Der Versuch, den Begriff "4 Korn", also "Vierkorn" oder "Mehrkorn" zu übersetzen, scheint mir ein wenig mißlungen; da hakt doch was!

Letztendlich hatte ich schon bessere gegessen.

 
 

Kommentar von Alexander Glück, verfaßt am 20.11.2005 um 13.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=292#1627

Studierendenfutter...
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 20.11.2005 um 11.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=292#1624

Nuts 'n Raisins
- classic -
 
 

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