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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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03.12.2011
 

Tiere essen
Sprache – Küche – Wirtschaft

Bekannt ist die doppelte Nomenklatur für Tiere zum Beispiel im Englischen, wo den germanischen Tierbezeichnungen die romanischen gegenüberstehen und den angenehmen Nebeneffekt haben, die Identität des Verzehrten mit dem lebenden Tier zu dissimulieren: pig – pork, sheep – mutton usw.

Ein wenig ähnlich verhält es sich mit der Sprache der "Tierproduktion":

Allein in Mittelfranken werden jährlich 770 000 Schweine erzeugt. (SZ 2.12.11)

Von Haustieren würde man das kaum sagen, wie denn überhaupt die unterschiedliche Behandlung von Haustieren (weltweite Empörung über ukrainische Hundefänger!) und Schlachtvieh ein höchst bemerkenswertes Kunststück ist.

Vor einiger Zeit hat Hans-Rudolf Merz ja das Bündnerfleisch unsterblich gemacht (www.youtube.com/watch?v=E5agWxzWTsc), und bei der Gelegenheit wurde bekannt, daß diese Leckerei weitgehend aus Südamerika stammt. Ebenfalls geschützt ist die Nürnberger Bratwurst, aber das Fleisch kommt teilweise aus Polen oder Dänemark, und darauf bezog sich die obige Erklärung der fränkischen Schweinezüchter.

Die Welt will betrogen sein und betrügt sich selbst.



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Kommentare zu »Tiere essen«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2018 um 06.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1486#40220

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1486#27514

Die Wahrheit über Topflappen findet man inzwischen hier:

https://ec.europa.eu/germany/node/27125_de
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.12.2014 um 12.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1486#27514

Nach dem Bündnerfleisch steht ein neuer Lachkrampf bevor, sobald die EU mit ihren Beratungen über den Topflappen fertig ist. Bisher war die Verbrennungsgefahr gar nicht so recht ins Bewußtsein der EU-Bürger gedrungen. Der EU-Topflappen wird ein Hightech-Produkt sein müssen, damit er auch bei Nässe keine Wärme durchläßt. Die Lochmuster von Omas Selbstgehäkelten werden unter Strafe gestellt.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 01.01.2012 um 01.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1486#19797

Griechischer Wein

Mein guter Freund in Griechenland mit dem klangvollen Namen Dimitrios Dimitropoulos baut Wein an (meine Frage: posso hektaria exis / den xero [wieviel Hektar hast du / weiß ich nicht]); er hat vergangenen September einige Tage vor der Ernte kräftig gewässert, um die gemessenen über 110° Oechsle des Leseguts zu senken. Das wirkt. Damit senkte er den Alkoholgehalt des Weins. Sonst kämen leicht 14 Volumenprozente Alkohol heraus; diesen Wein trinkt man nicht in Griechenland. Man trinkt gemeinhin „Krasí“, den verdünnten Landwein vom Faß. Teuren Flaschenwein „Oinos“ kann sich kaum jemand leisten, der ist für den Export bestimmt.
Verdünnen ist alte Landessitte.
„Wollten sie trinken, den roten Wein, so süß wie der Honig,
Goß er nur einen Becher auf zwanzig Maße von Wasser;
Aus dem Kratér stieg da ein süßer, göttlicher Duft auf“
Homer, Odyssee; 9,208

„Und zu dem Herold sagte darauf des Alkinoos Stärke:
>Misch im Kratér den Wein, Pontónoos, reich ihn an alle...<“
Homer, Odyssee; 13,49

Herr Ickler hat recht: Nach des Tages Hitze abends in einer griechischen Taverne den Flüssigkeitshaushalt auszugeichen, dazu kann nicht ein unverdünnter 14-Prozenter herhalten. Das wußten schon die alten Griechen
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.12.2011 um 12.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1486#19794

„Im antiken Griechenland gehörte exzessives Trinken zum gesellschaftlichen Alltag.“ (SZ 31.12.11)

Das kann man so nicht sagen. Die Griechen tranken zwar viel Wein, aber das war praktisch die einzige "Droge", und man trank den Wein normalerweise mit Wasser verdünnt, zum Teil sogar stark verdünnt, so daß viel weniger Alkohol drin war als in unserem Bier. Außerhalb besonderer Gelegenheiten galt es als sehr unschön, betrunken zu sein.

Wein war auch Medizin, bei Galen liest man Näheres. Die antike Medizin war ja ziemlich hilflos, wenn auch bemerkenswert rational (vgl. "Hippokrates" über die Umwelt, über Epilepsie usw.).

Ob man weiß, wie hoch der Alkoholkonsum wirklich war? Ich schätze: viel geringer als bei uns heute.

Silvestergedanken ...
 
 

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