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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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18.09.2009
 

Radfahrer
Untertanentum

„Es gelten die amtlichen Schreibungen.“
(Hinweis für Seminararbeiten auf der Homepage eines Sprachwissenschaftlers)

Mit solchen Zwangsmaßnahmen halfen Hochschullehrer schon sehr früh bei der Durchsetzung der sogenannten Rechtschreibreform. Vielleicht glauben sie wirklich, daß es "amtliche Schreibungen" gibt und nicht nur eine amtliche Schulschreibung. Wie schätzen solche willigen Vollstrecker eigentlich die Urteilskraft ihrer Studenten ein? Die meisten deutschsprachigen Menschen lehnen die Reform ab, aber sie werden durch die Privatinitiative solcher Professoren trotzdem gezwungen, sich ihr zu unterwerfen. Wer wird sich unter solchen Umständen wehren? Untertanen ziehen Untertanen heran.



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Kommentare zu »Radfahrer«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2020 um 16.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1214#43207

Zur Radfahrermentalität gehört auch dies: Als einige Zeitungen sich entschlossen, zur üblichen Schreibweise zurückzukehren, hackte niemand gehässiger auf sie ein als die Journalistenkollegen, die es nicht geschafft hatten. Dei Reformer werden es mit Vergnügen beobachtet haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.06.2012 um 09.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1214#20821

Es geht auch anders:

"Auf ausdrücklichen Wunsch des betreuenden Dozenten sowie entsprechend meiner eigenen Überzeugung wurde die Arbeit in der alten Rechtschreibung abgefasst (!), da die reformierte Orthographie wissenschaftlich nicht vertretbar ist." (Judith Rothe, 2006, Das Wortfeld "Ärger" in der deutschen Gegenwartssprache - Eine semantische Analyse nach Anna Wierzbicka, München, GRIN Verlag GmbH)

(Das "verfasst" geht wahrscheinlich aufs Konto des Verlags.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2009 um 16.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1214#15001

Die neuen Schulbücher, die ich durchgesehen habe, schreiben bei Varianten ausnahmslos reformiert, also seit Langem usw., aufwändig und natürlich pseudoreformiert selbstständig. Damit gehen sie durchweg über das Notwendige hinaus. Nimmt man all dies mit der politischen Korrektheit zusammen, so sieht man nicht nur eine Sonderwelt "Schule", die sich immer mehr vom wirklichen Leben entfernt, sondern erkennt auch, daß es nur darauf ankommt, den Kultusministern die absolute Folgsamkeit zu beweisen.
 
 

Kommentar von J.Hohenembs, verfaßt am 22.09.2009 um 01.11 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1214#15000

Hier wird der Rechtschreibung doch zuviel der Ehre angetan.
Meistens sind solche Anweisungen nur die Folge von Gleichgültigkeit gegenüber dem Gegenstand. Die Vorstellung, ein Nicht-Germanist könne sich wirklich für Rechtschreibung interessieren, erscheint dem Großteil, selbst Lehrern schlichtweg absurd. Daraus leitet sich die einfachste Folge ab, wonach die geltenden Regeln absolut und unantastbar und daher zu befolgen sind. Alles andere wären - im besten Falle - akademische Spielereien und Unsinnigkeiten.

5% schreiben nach der bewährten Rechtschreibung, 5% nach eigenen Regeln ("das beste beider Welten"), 90% schreiben nach den Regeln der Reformschreibung oder glauben zumindest, das zu tun. Für Menschen über 70 wird diese prozentuelle Aufteilung nicht gelten.
Den 90% ist die Rechtschreibungsdiskussion völlig gleichgültig. Sie wollen einfach richtig schreiben; und richtig heißt, so wie es sich gehört, wie es im aktuellen Wörterbuch steht oder wie es das Rechtschreibprogramm vorgibt.
Interessanterweise meinen immerhin 10%, das ß sei abgeschafft.
Die Zahlen stammen aus einer Umfrage in einem IT-Betrieb. Die rund 40 Befragten zählen zu den Vielschreibern, die täglich mindestens 4 Stunden mit dem Verfassen von E-Mails, Dokumentationen, Berichten u.ä. beschäftigt sind.

 
 

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